Frigus

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Warm me up
And breathe me...

(Sia – Breathe me)

Er war ein Raubtier und sie die Beute. Keine Falle, aber trotzdem gefährlich. Hermine konnte sich nicht bewegen. Stand erstarrt an der Tür. Konnte nicht blinzeln, kaum atmen.

Erst als Snape aufstand und auf sie zukam, stolperte sie ein paar Schritte zurück und hörte ein Wimmern, von dem ihr erst verzögert bewusst wurde, dass es ihres war. „Bitte ...", wisperte sie, ohne zu wissen, worum sie überhaupt bat.

Aber Snape kam nicht mehr dazu, danach zu fragen. Er stieß plötzlich ein Zischen aus und griff sich an den linken Arm. Hermine riss die Augen auf und als er sie wieder ansah, schluckte sie. Seine Schritte hatten nichts mehr von einem Raubtier, als er mit dem Zauberstab seinen Umhang und die Maske rief, sie zur Seite drängte und aus dem Haus stürmte. Die Tür knallte hinter ihm ins Schloss und kurz darauf hörte Hermine das Ploppen einer Apparation.

Minutenlang stand sie in der Eingangshalle des Snape-Anwesens und versuchte zu atmen. Ihr ganzer Körper kribbelte und summte und es dauerte eine Ewigkeit, bis ihr Herzschlag sich beruhigt hatte und sie überzeugt war, dass Snape vorerst nicht zurückkommen würde.

Schließlich atmete sie tief aus und fuhr sich durch die Haare. Langsam sickerte ein Gedanke in ihren Kopf: Sie war frei. Und ein zweiter: Sie war allein. Wieder begann ihr Magen zu knurren und Hermine drehte sich um, um nach der Küche zu suchen.

Sie fand sie neben dem Salon auf der anderen Seite der Treppe. Hastig durchsuchte sie die Schränke und den Kühlschrank, wunderte sich am Rande ihres Bewusstseins darüber, dass Snape einen Kühlschrank hatte (sie wusste, die Weasleys hatten keinen), und aß, was ihr in die Finger kam. Ein kaltes Würstchen aus dem Glas, ein Stück Käse, eine Tomate, die zwar nicht mehr ganz frisch, aber noch essbar war. Und als ihr erster Hunger gestillt und Snape immer noch nicht zurückgekehrt war, nahm sie sich die Zeit, um sich ein Sandwich zu schmieren und gegen die Arbeitsplatte gelehnt zu essen.

Sie musste ihren Zauberstab finden. Und wenn sie den hatte und immer noch allein war, dann musste sie ein Bad finden. Nach zwei Tagen in der Sommerhitze ohne Dusche konnte sie sich selbst nicht mehr riechen. Nachdem sie den letzten Bissen des Sandwiches also mit einem Glas Wasser runtergespült hatte, verließ sie die Küche und lief die Treppe hinauf. Irgendwo musste Snape ein Schlafzimmer haben. Vermutlich war ihr Zauberstab da.

Sie fand ein Schlafzimmer, das aussah, als ob es benutzt würde, aber es sah nicht wirklich bewohnt aus. Eher wie ein Hotelzimmer. Es gab wenig persönliche Dinge, die Möbel waren alt und sahen nicht wie Möbel aus, die Snape sich zulegen würde. Alles strahlte eine Aura von Zweckmäßigkeit aus, nichts hier fühlte sich wie ein Zuhause an. Aber vermutlich war das auch nicht verwunderlich, wenn er zehn Monate im Jahr in Hogwarts war. Sie schnaubte leise, bevor sie anfing, alles zu durchsuchen.

Zehn Minuten später hatte sie ihren Zauberstab immer noch nicht gefunden.

Also lief sie wieder hinunter, durchsuchte erst das Herrenzimmer, in dem Snape vor dem Kamin gesessen hatte (erfolglos) und dann den Salon auf der anderen Seite des Flurs (ebenfalls erfolglos). Schließlich stand sie außer Atem und schwitzend im Flur und stemmte die Hände in die Hüften. Hatte er ihren Zauberstab bei sich?

Sie sah zur Uhr. Seitdem Snape disappariert war, war etwas über eine Stunde vergangen. Sie schürzte die Lippen. Sollte sie noch weiter nach ihrem Zauberstab suchen oder die Gunst der Stunde nutzen und duschen? Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass er ihren Zauberstab so versteckt hatte, dass sie ihn gar nicht finden konnte. Also vielleicht lieber duschen.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now