Zeitpunkte

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Here we are,
staring straight into tomorrow's eye's.
What do you see?
Can you see the same as me?

(Michelle Featherstone – The rest of my life)

Hermine blieb lange Tage im Krankenflügel. Wenn es etwas gab, bei dem Lucius Malfoy in ihrem Traum nicht gelogen hatte, dann bei seiner Aussage, dass sie es übertrieben hatte.

Severus achtete auch sorgfältig darauf, sie das wissen zu lassen. „Ich habe aufgehört, weil der Dunkle Lord vernichtet war!", war das so ziemlich Erste, was er ihr vorhielt, nachdem sie die Augen geöffnet hatte und Madam Pomfrey wieder verschwunden war.

„Entschuldige, dass ich ... mich schwer damit getan habe, darauf ... zu vertrauen", sagte sie angestrengt. Sie hatte anhand der Gespräche der letzten Tage mitbekommen, was passiert war, und als Severus schon Luft holte, um noch mehr mit ihr zu schimpfen, hob sie langsam die Hand und tippte sich gegen die Schläfe, so wie er es getan hatte. Mental war sie deutlich fitter; sie hatte nicht die körperliche Kraft für eine Diskussion mit ihm.

Er schnaufte trotzdem, bevor er sich zur halb offen stehenden Tür umwandte, sie schloss und in ihren Geist eindrang.

Bevor er etwas sagen konnte, zeigte Hermine ihm die ganzen Erinnerungen an die letzten Tage und sah, dass er die Augen aufriss, als ihm bewusst wurde, wie lange sie schon wach gewesen war, ohne sich bemerkbar machen zu können.

Ich weiß das alles, Severus. Ich hab es gehört. Es tut mir leid, dass ich dir solche Angst gemacht habe, aber es geht mir gut.

Gut, entgegnete er verächtlich.

Gut genug, dass ich es jederzeit wieder tun würde, hielt sie dagegen. Gib mir noch ein paar Tage, dann kann ich wieder richtig mit dir diskutieren, okay?

Daraufhin nickte er und zog sich aus ihrem Geist zurück, bevor er sich wieder an ihr Bett setzte und nach ihrer Hand griff. Sie bedauerte es, dass er nicht länger in ihrem Geist geblieben war, sie hätte gern mehr mit ihm geredet. Aber er wirkte, als könne er gerade nur wütend sein oder sehr emotional und sie wollte es ihm nicht antun, hier die Fassung zu verlieren. Also drückte sie seine Hand und rang sich ein Lächeln ab, bevor sie die Augen schloss und es vorerst gut sein ließ.

- - -

Harry kam am nächsten Tag zu Besuch und umarmte sie fest. „Ich bin froh, dass es dir besser geht", sagte er.

„Ja, es wird", sagte sie und lächelte, ließ sich zurück in die Kissen sinken. Nachdem er sich gesetzt hatte, sah sie ihn allerdings beschämt an. „Harry, es tut mir so leid, dass ich ..."

„Das muss es nicht", unterbrach er sie. „Wären unsere Positionen vertauscht und Ginnys Leben in Gefahr gewesen, hätte ich dasselbe getan."

„Ich hab ... alles in Gefahr gebracht", sagte sie trotzdem mit erstickter Stimme. Je länger sie über das alles nachgedacht hatte in den stillen Stunden hier im Krankenflügel, desto fassungsloser war sie darüber. Voldemort hätte zurückkehren können, noch dazu in Harrys Körper! Wie hatte sie nur ...

„Hör auf, dir Gedanken zu machen, Mine!", sagte Harry und griff nach ihrer Hand. „Es ist alles gutgegangen. Du hast die richtige Entscheidung getroffen, ich hab es geschafft."

Sie schluckte. „Aber es war furchtbar für dich", flüsterte sie. „Ich hab gehört, wie du mit Severus darüber geredet hast."

Er senkte den Blick. „Alles daran war furchtbar, nicht nur dass es etwas länger gedauert hat", sagte er dumpf und wischte sich über das Gesicht. Im schummrigen Licht des Zimmers fiel es nicht so sehr auf, aber er hatte dunkle Ringe unter den Augen. „Und dafür, dass Snape überlebt hat, hab ich gern ein bisschen länger durchgehalten." Er rang sich ein Lächeln ab.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now