Alter Ego

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My soul is crying,
all that I want is stillness of heart
so I can start to find my way
out of the dark.

(Lenny Kravitz – Stillness of heart)

Nachdem Hermine geduscht und sich umgezogen hatte, stellte sie sich an ihr Fenster und ließ ihren Blick über die Ländereien wandern. Es ging bereits auf neun Uhr zu, aber da Ginny noch nicht zurückgekehrt war, nahm Hermine an, dass Harry immer noch da war. Sie entdeckte die beiden am See, als sie sich ein bisschen nach vorn lehnte, und presste die Lippen aufeinander. Ginny hatte es ernst gemeint, als sie gesagt hatte, sie würde dafür sorgen, dass die beiden sich aussprachen.

Hermine band sich ihre noch feuchten Haare zurück und machte sich auf den Weg nach unten. Je eher sie sich Harry stellte, desto eher würde er wieder in das Haus am Grimmauldplatz zurückkehren – vielleicht ohne dass Voldemort etwas erfuhr.

Oder war es besser für Severus, wenn er es erfuhr? Sie wusste es einfach nicht, wagte es aber auch nicht, Severus danach zu fragen. Das ging sie nichts an und war etwas, aus dem er sie raushalten wollen würde. Aber es raubte ihr den Verstand.

Hermine atmete tief die frische Luft ein, als sie das Schlossportal verließ, und beschleunigte ihre Schritte. Der Rasen unter ihren Füßen fühlte sich gut an, die untergehende Sonne war angenehm warm auf ihrem Gesicht. Weder Ginny noch Harry bemerkte sie, als sie sie erreichte. Ginny saß auf seinem Schoß, hatte die Arme um seinen Hals geschlungen und sah auf den See hinaus. Hermine räusperte sich.

Beide zuckten zusammen, Harry mehr als Ginny und während sie lächelte, als sie Hermine erkannte (vielleicht hatte sie geglaubt, Professor McGonagall hätte sie gefunden), lief Harry rot an und rieb sich verlegen den Nacken. „Hey, Mine", sagte sie und rutschte von Harrys Schoß ins Gras. „Setz dich doch zu uns."

„Hey", entgegnete sie dumpf und ließ sie sich in den Schneidersitz nieder.

Harry lächelte unsicher. „Hallo, Hermine."

„Hallo." Sie spielte mit ein paar Grashalmen und zog sie aus dem Boden, wich Harrys Blick aus. Sie sollte irgendetwas sagen, schließlich wollte sie das hier schnell hinter sich bringen. Aber ihr Kopf war leer.

Ginny stöhnte. „Bei Merlin, das kann ja keiner mitansehen. Ich lass euch allein, wir sehen uns später." Sie stand auf und erstickte seinen Protest mit einem Kuss. Dann wandte sie sich ab und verschwand in Richtung des Schlossportals.

Hermine sah ihr fast ein bisschen verzweifelt hinterher. „Tja ...", sagte sie schließlich, rieb sich den Oberarm und sah zum See hinüber. Der Kraken kräuselte die ansonsten ruhige Oberfläche.

„Ja", murmelte Harry und folgte ihrem Blick.

„Verspottet er uns?", fragte Hermine mit schmalen Augen.

Harry nickte. „Wahrscheinlich." Dann begann er seinerseits mit dem Gras zu spielen, allerdings ohne es herauszuziehen. „Danke für das Geburtstagsgeschenk."

„Gern geschehen." Sie lächelte.

„Und für ... die Erinnerungen", fügte er hinzu.

Diesmal nickte sie nur.

„Hast du etwas mit dem Ritual anfangen können?"

Hermine holte tief Luft. „Ja, hab ich. Hat Professor Dumbledore dir erzählt, warum er die Erinnerung von dir haben wollte?"

Harry schüttelte den Kopf. „Hat wohl was mit V... Du-weißt-schon-wem zu tun." Er senkte den Blick. Anscheinend erwartete er gar nicht, dass sie ihm mehr davon erzählte.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now