Gaius Valerius Catull

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Well, there's nothing good came from guilt.
Better give it up,
give it up and move on.

(Anthony Stewart Head – Owning my mistakes)

Als Hermine am nächsten Morgen aufwachte, war es kaum sechs Uhr. Sie hatte durch den Trank, den Severus ihr gegeben hatte, schon eine ganze Weile gut geschlafen und nun war sie zu unruhig, um nochmal zur Ruhe zu kommen.

Also stand sie auf und weil sie Severus nicht stören wollte (er musste nach ihr ins Haus zurückgekehrt sein, denn als sie irgendwann reingegangen war, hatte im Schuppen immer noch Licht gebrannt), wandte sie einen Reinigungszauber auf sich an und zog frische Kleidung an. Sie konnte heute Abend duschen.

Leise stieg sie die Treppe hinunter und machte sich eine Kleinigkeit zu essen. Als sie den vollen Kühlschrank bemerkte, zog sie überrascht die Augenbrauen hoch. War er gestern noch einkaufen gegangen? Oder hatte das jemand anderes erledigt? Wenn er zehn Monate im Jahr in Hogwarts war und sich nicht um dieses Anwesen kümmern konnte, gab es vielleicht jemanden, der das in seiner Abwesenheit tat.

Sie war jedenfalls froh über die Auswahl, setzte sich aber trotzdem nicht hin, um in Ruhe zu essen, sondern lehnte sich gegen die Arbeitsplatte und ging anschließend hinaus. Nachdem sie die letzten Tage fast nur in diesem Haus gewesen war, sehnte sie sich nach frischer Luft und Bewegung. Der Himmel war klar und blau, aber noch war es kühl so nahe an der Küste. Sie hatte sich einen dünnen Pullover angezogen und war froh darüber.

Hermine wanderte den Weg entlang, den sie mit Professor McGonagall vor wenigen Tagen genommen hatte, und heute standen einige Pferde auf der Koppel, an der sie vorbeigekommen waren. Eine weiße Stute hob den Kopf, als Hermine stehenblieb, und kam neugierig näher, streckte den Kopf nach ihr aus. „Ich hab leider nichts für dich", sagte Hermine und ließ sie an ihrer leeren Hand schnuppern. Die Stute schnaubte und trabte davon. Hermine sah ihr lächelnd hinterher, bevor sie weiterging.

Sie spürte die Nachwirkungen der Cruciatus-Flüche immer noch. Wie übler Muskelkater. Dabei hatte Severus ihr schon diesen Trank gegeben. Wie würde es ihr heute wohl ohne ihn gehen? Und wie war es ihm gegangen am Tag nachdem sie ihn das erste Mal auf den Ländereien gefunden hatte? Damals hatte Voldemort ihn genug gefoltert, dass er bewusstlos geworden war und richtige Anfälle gehabt hatte. Trotzdem hatte er am nächsten Tag unterrichtet. Hermine schauderte, als sie darüber nachdachte. Sie hatte gewusst, dass der Cruciatus grausam war, aber sie hatte nie darüber nachgedacht, wie lange man mit den Folgen zu tun hatte. Und Severus hatte ihr definitiv ein falsches Bild davon vermittelt.

Hoffentlich würde er sie nicht wegschicken, wenn sie nachher zurückkam. Nach allem, was in den letzten Tagen passiert war, konnte sie nicht einfach gehen, ohne mit ihm gesprochen zu haben. Aber Severus war nicht gerade gesprächig. Hermine verzog das Gesicht, als sie daran dachte, dass er sofort wieder angefangen hatte, sie Miss Granger zu nennen. Obwohl ... die geringschätzige Art, mit der sein Todesser-Teil sie Granger genannt hatte, war auch nicht besser gewesen. Nein, sie wäre am liebsten Hermine für ihn. So wie in der Nacht, in der er ihr das Gegengift eingeflößt hatte. Sie bekam eine Gänsehaut, als sie sich an den Klang seiner Stimme erinnerte.

Dann schüttelte sie den Kopf und straffte ihre Haltung. Sie musste aufhören, sich in etwas hineinzusteigern.

Es ging bereits auf den Mittag zu, als Hermine zum Anwesen zurückkehrte. Severus war nirgendwo im Haus, vermutlich hatte er sich bereits wieder in den Schuppen zurückgezogen. Sie seufzte leise und stöberte durch das Bücherregal im Salon, bevor sie sich dort auf die Couch setzte und zu lesen begann. Irgendwann würden sie sich schon wieder begegnen.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt