Gefesselt

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Who do you believe?
Who will you listen to?
Who will it be?
It's high time you decide.
It's time you make up your own sweet little mind.

(Natalie Merchant – Life is sweet)

Hermine wimmerte und erstarrte unter Snapes Gewicht und seinem harten Griff um ihre Handgelenke. Er war zu stark, sie hatte keine Chance gegen ihn. „Was willst du?", japste sie und versuchte, nicht vollständig in die Panik abzurutschen, die ihr bereits die Kehle abschnürte.

Er zog eine Augenbraue hoch. „So schnell dreht sich der Wind, nicht wahr?", schnarrte er.

Sie funkelte ihn wütend an, biss die Zähne aufeinander. Und als sie versuchte, sich mit den Füßen hochzustemmen und ihn von sich zu stoßen, rutschte er ein Stück an ihrem Körper herunter und saß auf ihren Oberschenkeln, schränkte ihre Bewegungsfreiheit noch mehr ein.

„Du bist Potters kleiner Schoßhund", sagte er dann. „Ich will wissen, wo er ist!"

„Niemals!", zischte Hermine. „Niemals wirst du von mir erfahren, wo Harry ist!"

„Oh doch, das werde ich – auf dem einen Weg oder dem anderen." Er beugte sich zu ihr herunter, seine schwarzen Haare rutschten ihm über die Schulter und seine Nase berührte ihre Wange, als er sagte: „Du hättest weglaufen sollen, als du es konntest, Granger."

Adrenalin schoss eiskalt durch ihren Körper, ihre Kopfhaut kribbelte und sie biss sich so hart auf die Unterlippe, dass sie Blut schmecken konnte – aber sie spürte den Schmerz nicht. Sein Gewicht auf ihrem Körper war wie ein Amboss auf ihrer Lunge, obwohl er auf ihren Beinen saß und nicht auf ihrem Brustkorb. Sie konnte nicht atmen ...

Schließlich überkreuzte Snape ihre Handgelenke, so dass er sie mit einer Hand festhalten konnte, und zwang sie mit der anderen, ihn anzusehen. „Mach die Augen auf!", befahl er ihr scharf.

„Nein", keuchte sie, „niemals!"

„Mach – die Augen auf! Oder ich zwinge dich dazu!"

Sie kniff sie fest zusammen und versuchte, sich gegen seinen Griff um ihr Kinn zu wehren, so vehement, dass seine Finger sich schmerzhaft in ihre Wangen bohrten.

Snape stieß ein Knurren aus und ließ ihr Gesicht los. Als Hermine blinzelte, sah sie, wie er die Hand nach seinem Zauberstab ausstreckte, der auf dem Schrank neben der Tür lag – und zu ihrem Entsetzen flog er direkt hinein.

Wieder stemmte sie ihre Füße in die Couch, aber Snape war einfach zu schwer. Sie schaffte es nicht, sich von ihm zu befreien.

Oculi aperite!", schnarrte er und gegen ihren Willen öffneten sich ihre Augen.

„Nein! Nein!", wimmerte Hermine, aber sie sah das Feixen auf seinem Gesicht, konnte nicht blinzeln.

Legilimens!"

Und dann war er in ihrem Geist. Sie kämpfte darum, ihn zu leeren (was gerade schwierig war, sie konnte nicht klar denken, da war nur Panik), aber Snape war geübt in dem, was er tat. In dem Chaos aus Erinnerungen, das durch ihren Geist wirbelte, fand er eine, in der Harry vorkam. „Das wirst du nicht!", hörte sie ihn sagen und diese Erinnerung, dieser Moment war so nahe dran an dem, was Snape rausfinden wollte, dass etwas in Hermine anschwoll, von dem sie nicht gewusst hatte, dass sie es besaß.

„NEIN!", brüllte sie und plötzlich verschwand Snapes Gewicht von ihrem Körper. Plötzlich saß sie aufrecht. Plötzlich flog er durch die Luft und kollidierte hart mit der Türzarge. Sein Kopf knallte mit einem so ekelhaften Geräusch gegen das Holz, dass ihr regelrecht übel davon wurde, dann rutschte er bewusstlos zu Boden und blieb wie eine Marionette mit durchtrennten Fäden liegen.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now