Für Frieden

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And I'm haunted
by the lives that I have loved
and actions I have hated.
I'm haunted
by the lives that wove the web
inside my haunted head.

(Poe – Haunted)

Hermine verbrachte den kompletten nächsten Tag damit, sich nochmal mit dem Sectumsempra auseinanderzusetzen, nachdem sie wieder ein paar Aussetzer beim Zaubern gehabt hatte. „Das war zu erwarten gewesen", sagte Severus leichthin, als sie ihm davon erzählte. „Du hast diese Angst schließlich monatelang mit dir herumgetragen." Sie stimmte ihm nur widerwillig zu und ging entschlossen hinaus, um sich nochmal dem Baumstamm und ihrer Angst zu stellen. Sie wollte ihre Magie zurück!

Und das hatte sie auch am Tag vor ihrer Rückkehr nach Hogwarts tun wollen, aber Severus griff nach ihrem Arm, als sie nach dem Frühstück hinausgehen wollte. „Gönn dir eine Pause, Mia. Du kannst auch in den Raum der Wünsche gehen, wenn du weiterhin Schwierigkeiten haben solltest."

Sie zögerte, aber dann nickte sie. „Okay. Was wollen wir stattdessen tun?"

Er zog die Augenbrauen hoch und legte den Tagespropheten weg. „Zieh dir was Warmes an", sagte er und nachdem er mit einem Schwenk seines Zauberstabes den Frühstückstisch abgedeckt hatte, ging er wortlos an ihr vorbei nach oben, vermutlich um sich selbst umzuziehen.

Eine halbe Stunde später folgte Hermine ihm wieder über die noch immer stellenweise mit Schnee bedeckte Pferdekoppel. In den letzten Tagen hatte es zwar nicht mehr geschneit, aber die Kälte hielt sich trotz sonniger Phasen und so blieb auch der Schnee liegen. „Was hast du vor?", fragte sie, nachdem er ein Halfter aus dem kleinen Schuppen geholt hatte und ihr bedeutete, ihm zu folgen.

„Ausreiten", sagte er lakonisch.

Hermine verschluckte sich beinahe an ihrem eigenen Speichel. „Wie bitte?"

Er feixte. „Bist du etwa noch nie geritten?"

„Doch ...", sagte sie gedehnt. „Im Tierpark auf einem Pony, das mein Vater geführt hat."

Severus lachte dunkel. „Etwas größer als ein Pony ist Madelaine schon, aber falls es dich beruhigt: Ich werde hinter dir sitzen."

„O-Okay ...", entgegnete sie zögerlich. Und dann: „Kann sie uns überhaupt beide tragen?"

Er sah sie an. „Das Konzept von Magie ist dir vertraut?"

„Ha ha", sagte sie trocken und sah ihn genervt an.

Seine Mundwinkel zuckten. „Madelaine könnte ohne magische Unterstützung nicht mal einen von uns tragen, aber mit ihr wird es kein Problem sein."

Sie seufzte und hoffte, dass er es nicht gehört hatte. Es war nicht so, dass sie Angst vor Pferden hätte, aber ... sie begegnete ihnen lieber auf ihren eigenen Füßen. Pferde waren ihr ungefähr genauso sympathisch wie Besen und Hermine war extrem froh gewesen, als der Flugunterricht am Ende ihres ersten Schuljahres vorbei gewesen war.

Und gleichzeitig war da dieses vage Gefühl ... Sie war sich ziemlich sicher, dass es ein Echo der Gefühle war, die Severus ihr über die Mores monstrare gegeben hatte, denn sie hatte kein solches Gefühl gehabt, als sie damals auf diesem Pony gesessen hatte. Wenn es für sie nur ein bisschen so sein würde wie für Severus, dann wollte sie es auf einen Versuch ankommen lassen.

Madelaine freute sich sichtlich, Severus zu sehen. Sie kam auf ihn zugetrabt, kaum dass sie ihn entdeckt hatte, und schnaubte, so dass ihr Atem in der Luft kondensierte. „Hallo, mein Mädchen", sagte Severus leise und Hermine biss sich auf die Unterlippe. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass Severus Snape so mit irgendeinem Lebewesen reden könnte – und erst recht nicht mit einem Pferd. Sie wusste, wenn sie ihn im Sommer so mit ihr erlebt hätte, hätte er die Erinnerung aus ihrem Gedächtnis verschwinden lassen, bevor sie überhaupt realisiert hatte, dass das wirklich passiert war.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now