Der Lehrer und der Mann

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Who made up all the rules?
We follow them like fools.
Believe them to be true.
Don't care to think them through.

(Jem – They)

Als Hermine aufwachte, war es schon relativ hell in ihrem Zimmer. Nicht von den Lampen, die Severus auch angelassen hatte, als sie sich schlafen gelegt hatte (die waren inzwischen von allein erloschen), sondern von der aufgehenden Sonne. Sie hatte nicht daran gedacht, die Vorhänge zu schließen. Aber wann hätte sie das auch tun sollen?

Erst verzögert wurde sie sich ihres Körpers wieder bewusst. Zuerst waren da die Kopfschmerzen. Sie seufzte lautlos und schloss die Augen. Anscheinend dauerte es länger, als sie erwartet hatte, bis die wieder verschwanden. Dann war da Severus' Arm auf ihrer Taille, angenehm schwer. Sie lächelte. Als sie eingeschlafen war, hatte er sie nicht berührt. Ihr Herz schlug schneller, wodurch die Kopfschmerzen schlimmer wurden, aber das war ihr gerade egal. Sie mochte diese kleinen Momente, in denen er sich selbst verriet und zeigte, dass sie ihm mehr bedeutete, als er sie wissen lassen wollte. Er war sogar näher an sie herangerückt, sie konnte seinen Atem in ihrem Nacken spüren. Sie biss sich auf die Unterlippe. Und dann war da etwas Hartes an ihrem Po. Sie runzelte die Stirn. Es dauerte beschämend lange, bis sie verstand und als sie es endlich tat ...

„Oh Merlin ..." Hitze flutete ihren Kopf, das Wummern in ihren Ohren wurde lauter, die Kopfschmerzen heftiger und für ein paar Sekunden lag sie erstarrt da und wusste nicht, was sie tun sollte.

Severus schlief, oder? Ja, er musste schlafen. Niemals würde er so liegenbleiben, wenn er wüsste, dass ... Nein, er schlief. Definitiv.

Aber was sollte sie jetzt tun? Liegenbleiben und so tun, als hätte sie nichts bemerkt? Versuchen, wieder einzuschlafen? Sie musste sich ein Schnauben verkneifen. Als ob sie so nochmal wieder einschlafen könnte! Sie schaffte es ja kaum, still zu liegen ...

Hermine kniff die Augen zusammen und rutschte vorsichtig mit ihrem Po von Severus weg. Ja, das war besser. Mit rasendem Puls lauschte sie, ob er wach wurde, aber es schien nicht so. Sie atmete langgezogen aus. Vielleicht ... sollte sie ins Bad gehen. Er würde sicherlich aufwachen, wenn sie aufstand, immerhin musste sie entweder über ihn rübersteigen oder bis ans Fußende des Bettes rutschen. Aber sie könnte wirklich so tun, als hätte sie nichts bemerkt und ein bisschen länger als üblich im Bad bleiben und ihm etwas Zeit geben, um ... zu tun, was auch immer Männer taten, wenn sie so aufwachten? Sie wusste es doch auch nicht! Aber ihre Fantasie bombardierte sie mit Bildern, bei denen sich ihr Schoß zusammenzog.

„Oh Mann ...", hauchte sie. Sie musste hier raus! Sie musste sich das Gesicht kühlen und durchatmen und auf die Toilette musste sie sowieso.

Also holte sie tief Luft und konzentrierte sich auf Okklumentik, leerte ihren Geist, bis die Hitze aus ihrem Gesicht wich und dachte angestrengt an ihre Hausaufgaben für ... Alte Runen. Ja, das war gut. Es gab kaum ein Fach, das so unerotisch war wie Alte Runen. Sehr gut. Ihr Herzschlag beruhigte sich und als sie glaubte, sich im Griff zu haben, drehte sie sich aus Severus' Umarmung und setzte sich auf.

Wie sie erwartet hatte, öffnete er sofort die Augen und sah sie an, als hätte er die ganze Zeit über nicht eine einzige Minute geschlafen. Für einen Moment war sie so fasziniert von seiner Fähigkeit, von einer Sekunde auf die andere hellwach zu sein, dass sie gar keine Okklumentik mehr brauchte, um ihr Pokerface zu bewahren. Aber dann sah sie, wie seine Augen kaum merklich etwas größer wurden, nur ganz kurz. Wenn sie nicht nach irgendeiner Reaktion Ausschau gehalten hätte, wäre es ihr entgangen. Er hatte sein Pokerface definitiv besser im Griff als sie ihres.

„Ich ähm ... muss kurz ins Bad", sagte sie.

„Natürlich." Er zog die Beine an den Körper, bevor er sich aufsetzte und ihr den Weg freimachte, um das Bett zu verlassen.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now