Okklumentik

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It's alright to make mistakes,
you're only human.
Inside everybody's hiding something.

(Dido – Slide)

Es war mal wieder ein Freitagabend, an dem Hermine vor Severus' Tür auftauchte. Diesmal trug sie ein paar Bücher bei sich, die er ihr ausgeliehen hatte, und hielt sie wie einen Schutzschild vor ihrer Brust. Sie sah ausdruckslos zu ihm auf, er sah ausdruckslos zu ihr hinunter, dann trat er zur Seite und ließ sie herein. „Waren wir verabredet?", fragte er, nachdem er die Tür hinter ihr geschlossen hatte.

„Nein. Ich dachte nur, ich könnte hier recherchieren."

Er zog eine Augenbraue hoch. „Hast du die Bücher etwa schon durchgearbeitet?"

Sie schüttelte den Kopf. Und bevor er weiter fragen konnte, sagte sie: „Hier unten muss ich den Vollmond nicht sehen. Er scheint um diese Zeit direkt in mein Zimmer." Es war der zweite Vollmond nach dem Endkampf und sie bekam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn sie ihn sah. Letztes Mal hatte sie die Tage mit sich ausgemacht, weil sie einander nicht so oft hatten sehen wollen, aber heute fand sie nicht die Kraft dafür. Es half ihr nicht mal, die Vorhänge zu schließen, denn sie wusste, dass er da war. Hier unten fühlte sie sich einfach besser.

Severus' Kiefermuskulatur hingegen verhärtete sich.

„Soll ich wieder gehen?"

„Nein." Er bedeutete ihr, ins Wohnzimmer zu gehen.

Hermine ließ dort die Bücher auf den Tisch fallen und atmete tief aus. Sie sehnte die Weihnachtsferien herbei wie niemals zuvor während ihrer Schulzeit. Sie war einfach müde. So hatte sie sich die Zeit nach Voldemorts Zerstörung nicht vorgestellt.

Severus trat hinter sie und legte seine warmen Hände an ihre Oberarme. „Was belastet dich so sehr am Vollmond?"

Sie lehnte sich gegen seine Brust. „Die Erinnerungen an den Endkampf. An Greyback und Lupin. An die Erinnerung, die du mir geschickt hast ..."

„Welche Erinnerung?"

„Die aus ... deiner Schulzeit", entgegnete sie und sah zu ihm auf. Hatte er wirklich vergessen, welche Erinnerungen er ihr geschickt hatte? „Als du vor Lupin standest. In der Heulenden Hütte. Es war nur ein kleiner Moment, aber ..."

Er erstarrte. Dann ließ er sie los und entfernte sich ein paar Schritte von ihr, griff sich an die Nasenwurzel.

„Was ist los, Severus?"

Er schnaubte. „Die sollte gar nicht dabei sein." Mit einem leichten Kopfschütteln wandte er sich zu ihr um, breitete die Arme aus. „Zweieinhalb Jahre lang habe ich den Dunklen Lord in meinem Kopf an der Nase herumgeführt, aber sobald ich dir ein paar Erinnerungen schicken will, stelle ich mich an wie ein blutiger Anfänger!"

Ihr Mund stand ein Stück offen, als sie ihn anstarrte und nicht wusste, ob sie jetzt lachen oder ein schlechtes Gewissen haben sollte. Aber das erklärte einiges. Vielleicht war auch die Erinnerung an seine Selbstverletzung versehentlich zwischen den anderen gelandet; sie würde ihm nicht davon erzählen. „Ähm ... Entschuldigung?"

Er ließ ihr einen genervten Blick zukommen.

„Falls es dich tröstet: Ich habe inzwischen eine eigene Erinnerung in exakt derselben Position, nur dass ich Greyback gegenüberstand und nicht Lupin. Nicht, dass das einen Unterschied machen würde ..."

„Nein, macht es nicht." Er kehrte zum Tisch zurück, setzte sich.

„Braust du eigentlich immer noch den Wolfsbanntrank für Lupin?"

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtOnde histórias criam vida. Descubra agora