Der verlorene Sohn

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Waking up in the fog, the dust and the pain
and of the sunny days, no traces remain.
How could you be the one if you sail away?
Without you I can't stand the sound of the rain.

(Woodkid – Ghost Lights)

Eine halbe Stunde später saßen sie angezogen auf der Couch, Hermine wieder seitlich, so dass sie den Arm auf die Rückenlehne stützen und Severus ansehen konnte. Obwohl sie eben erst Sex miteinander gehabt hatten, konnte sie kaum die Finger von ihm lassen. Einzig die Vermutung, dass er es gerade eher nicht mögen würde, wenn sie ihn die ganze Zeit anfasste, hielt sie davon ab, dem Drang nachzugeben. Er hatte diese Falte zwischen seinen Augenbrauen.

„Was hat Minerva zu dir gesagt?", fragte er schließlich.

„Im Großen und Ganzen das Gleiche, was du vorhin zu mir gesagt hast."

Er nickte langsam. „Und was hast du ihr gesagt?"

Sie lächelte. „Im Großen und Ganzen das Gleiche, was ich dir gesagt habe."

Jetzt schnaubte er.

„Aber das, was sie dir gesagt hat, hat mehr ausgelöst als das, oder? Es ist schließlich nicht so, als ob du das nicht schon selbst gewusst hättest."

„Ja", sagte er dunkel, aber bevor sie weiter nachhaken konnte, fragte er: „Weswegen bist du hergekommen?"

Hermine holte tief Luft. Überlegte, ob sie das wirklich so stehenlassen wollte, aber sein unergründlicher Blick hielt sie davon ab, weiter nachzubohren. Vielleicht ein anderes Mal. „Ich hab deine Aufzeichnungen fertig gelesen und wollte ein paar Details besprechen."

„Bist du etwa zu anderen Schlüssen gekommen als ich?", fragte er gedehnt und zog eine Augenbraue hoch.

„Nein", entgegnete sie schief grinsend. „Aber ich hatte eine Idee für einen anderen Ansatz. Und da wir jetzt praktisch arbeiten können ..."

„Was für ein Ansatz?"

„Der medizinische." Er runzelte die Stirn. „Ich hab mit Dilys gesprochen, weil ich herausfinden will, was dieses Mal eigentlich ist. Ob es für deinen Körper ein Fremdkörper ist oder ob er es als Teil von dir betrachtet. Ob es sich irgendwie vom umgebenden Gewebe unterscheidet. Ob es Einfluss auf deine Körperfunktionen hat. Ob ..."

„Schon klar", unterbrach er sie, bevor sie sich in weiteren Einzelheiten verlieren konnte. „Ich nehme an, sie hat dir Diagnosezauber genannt?"

„Ja." Hermine griff in ihre Hosentasche und zog ein gefaltetes Pergament heraus, das nach ihrer kleinen Einlage eben etwas mitgenommener aussah, als sie es in Erinnerung hatte.

„Und willst du diese Zauber wirken oder soll ich das tun?", fragte er spitz und zog eine Augenbraue hoch.

Hermine stockte. „Ich krieg das hin", sagte sie dann leise und senkte den Blick. Ihre Finger zitterten ein bisschen, als sie das Pergament glatt strich.

Severus nickte still, dann öffnete er den Knopf an seiner Manschette und krempelte seinen Ärmel hoch, bis das Dunkle Mal sichtbar wurde. „Brauchst du sonst noch etwas von mir?"

„Nein." Hermine versuchte, das Mal nicht schon wieder anzustarren, aber es übte eine befremdliche Faszination auf sie aus. Wenn sie mit Severus schlief, verschwendete sie keinen Gedanken daran, meistens fiel es ihr nicht mal auf, weil es so viel anderes gab, das sie ablenkte. Aber jetzt ...

Sie streckte die Hand aus, wollte es anfassen, hielt aber kurz über seiner Haut mit heftig schlagendem Herzen inne. „Darf ich?", fragte sie heiser.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt