Das Ende der Unschuld

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Well, is it dark enough? Can you see me?
Do you want me? Can you reach me?
Or I'm leaving?
You better shut your mouth and hold your breath.
You kiss me now, you catch your death.
Oh, I mean this.

(Natalie Merchant – My Skin)

Als sie Snape aufweckte, stand sie wieder mit verschränkten Armen am Schrank und musterte ihn abschätzend.

„Das ... wirst du bereuen", sagte er leise und drehte den Kopf, bis sein Nacken knackte.

Hermine holte tief Luft. „Das erzählst du mir die ganze Zeit, aber bisher sieht es für mich nicht so aus, als ob du deine Drohungen irgendwann mal wahrmachen würdest."

Er sah sie an, dann lachte er freudlos. „Ist das dein Plan? Mich reizen, bis ... was? Ich unaufmerksam werde und dein geliebter Professor Snape eine Chance bekommt?"

Sie zuckte mit den Schultern.

„Das wird nicht funktionieren, Granger."

„Es ist das Beste, was ich habe, also lass ich es darauf ankommen. Ich werde jedenfalls nicht einfach aufgeben, Professor Dumbledore hat einen Plan, das ist zu wichtig."

Er beugte sich ihr ein Stück entgegen. „Der Plan ist längst Geschichte", sagte er und betonte jedes einzelne Wort. „Ihr habt euren Spion verloren, ich stehe zu dem Dunklen Lord, so wie ich es die ganze Zeit hätte tun sollen!"

„Warum?", fragte sie und runzelte die Stirn.

„Warum was?", zischte er.

„Warum stehst du zum Dunklen Lord?"

Er rümpfte die Nase. „Wie könnte ich nicht? Er hat mich aufgenommen und wertgeschätzt, als es sonst niemand getan hat. Er hat allen gezeigt, dass ich es wert bin, respektiert zu werden. Er hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin!"

Hermine schluckte. Snapes Stimme hatte einen Klang angenommen, den sie zuletzt bei ihm gehört hatte, als er ihnen in ihrer ersten Unterrichtsstunde von der Kunst des Tränkebrauens erzählt hatte. Zum ersten Mal, seitdem sie hier war, hatte sie das Gefühl, dass er wirklich aufrichtig meinte, was er sagte. Jetzt reckte er das Kinn und seine Oberlippe zuckte, als würde er sich daran erinnern, mit wem er sprach.

„Nicht, dass du das verstehen würdest ...", fügte er abfällig hinzu.

„Deine Loyalität einem Mann gegenüber, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Muggel zu unterwerfen und muggelgeborene Hexen und Zauberer umzubringen? Nein, das kann ich nicht verstehen", gab sie zu. „Aber deinen Wunsch nach Respekt und Wertschätzung ..." Sie stieß scharf die Luft durch die Nase und lächelte freudlos. „Den kann ich verstehen."

„Sagte das Mädchen, das mit dem Harry Potter befreundet ist, seitdem sie einen Fuß in die Schule gesetzt hat", schnarrte er. „Das von den Lehrern in den Himmel gelobt wird, als hätte es das Rad neu erfunden!"

„Nein", entgegnete sie und schüttelte den Kopf. „Es dauerte zwei Monate und einen Troll, damit Harry und Ron mit mir befreundet sein wollten. Und dass sie mit mir befreundet sind, bedeutet noch lange nicht, dass sie mich respektieren und wertschätzen. Sie mögen es, dass ich ihre Hausaufgaben mache oder ihnen aus der Klemme helfe, wenn sie mal wieder kopfüber in das nächste Abenteuer gelaufen sind, aber ansonsten ..."

Snape sah sie argwöhnisch an.

„Und die Lehrer ..." Sie lachte, fuhr sich durch die Haare. „Du siehst doch, wohin es mich gebracht hat! Sie schicken mich zu dir in der frommen Hoffnung, dass ich irgendwas erreichen kann. Plötzlich liegt das Schicksal von so vielen Menschen in meiner Hand ... Dabei will ich nur ..." Sie brach ab.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt