Eine weitere Rückkehr

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Will you be a friend of mine
to remind me what is real?
Hold my heart and see that it bleeds
'cause I'm out of my mind.

(James Blunt – Out of my mind)

„Lavender, komm endlich aus dem Bad raus!", schrie Hermine und hämmerte mit ihrer Faust gegen die geschlossene Tür.

„Was regst du dich denn so auf?", fragte Parvati, die hinter ihr stand und sich die langen schwarzen Haare bürstete. „Wir haben noch fast anderthalb Stunden Zeit, bis der Unterricht anfängt."

„Die ich nicht damit verbringen will, im Schlafanzug darauf zu warten, bis Lavender sich den Lidstrich gerade gezogen hat!", fuhr Hermine ihre andere Mitbewohnerin an, bevor sie sich wieder der Tür zuwandte. „Andere Leute wollen auch noch duschen!"

Kurz darauf klickte das Schloss. „Reg dich ab, Hermine!", sagte Lavender verärgert, „Du hast schon noch genug Zeit, um den Abfluss mit deinen unmöglichen Haaren zu verstopfen."

„Ich hab nie den Abfluss verstopft! Im Gegensatz zu dir kenne ich die nötigen Zauber!"

„Und warum finde ich dann ständig deine Haare in der Dusche? Das ist voll widerlich, Hermine!" Sie rümpfte die Nase und wechselte einen Blick mit Parvati, die zustimmend nickte.

„Nicht so widerlich wie den einzigen vorzeigbaren BH über eine Woche lang anzuziehen, nur weil du vergeblich darauf wartest, dass Ron dich endlich mal flachlegt", zischte Hermine und stürmte an ihr vorbei ins Bad, schlug laut die Tür hinter sich zu. Sie hörte Lavender einen wütenden Schrei ausstoßen, bevor die nun ihrerseits anfing, gegen die Tür zu hämmern.

„Im Gegensatz zu dir hab ich wenigstens einen Freund!", keifte sie, bevor Parvati sich offensichtlich einmischte, denn das Geschrei wurde zu einem erregten Murmeln zweier Stimmen, die Hermine nicht mehr verstehen konnte.

Sie verdrehte die Augen und sprach einen Frischluftzauber über das Bad. Die Luft war stickig vom Wasserdampf und roch nach einem blumig süßen Parfüm; es biss richtig in der Nase. Dann strich sie sich die Haare zurück und trat vor den Spiegel.

„Mit dem falschen Fuß aufgestanden?", fragte ihr Spiegelbild sie schnippisch.

„Halt die Klappe", grollte Hermine, ohne es weiter anzusehen. Ihr würde sowieso nicht gefallen, was sie dort sah. Nach zwei Monaten Dauertherapie mit ihrem Trank lagen dunkle Ringe unter ihren Augen und ihre Lippen waren nicht mehr nur blutleer, sondern auch von kleinen Wunden übersät. Die Schlaflosigkeit und die Nervosität machten ihr mehr zu schaffen, als sie geahnt hatte; inzwischen zuckte sie jedes Mal vor Schmerz zusammen, wenn sie anfing, auf ihrer Lippe herumzukauen.

Aber sie konnte den Trank auch nicht reduzieren oder weglassen. Sie hatte das versucht, an Tagen, an denen sie keinen Unterricht bei Snape hatte. Trotzdem begegnete sie ihm immer mal wieder und sei es nur, dass ihr Blick während der Mahlzeiten auf ihn fiel (denen er in letzter Zeit auffällig regelmäßig beiwohnte). Jedes Mal, wenn sie ihn sah oder auch nur an ihn dachte und nicht den Trank genommen hatte, konnte sie sich nur schwer davon abhalten, in Tränen auszubrechen und sich in irgendeiner Zimmerecke zusammenzukauern. Sie wusste nicht, ob auch das am Trank lag oder ob sich ihre Gefühle unter seinem Deckmantel nur weiterentwickelt hatten. Jedenfalls konnte sie ihn nicht weglassen, ohne zu einem Häufchen Elend zu mutieren, das mehr Fragen aufwerfen würde, als sie wahrheitsgemäß beantworten konnte.

So abfällig sie sich also eben auch über Lavenders Morgenroutine geäußert hatte – inzwischen besaß sie selbst mehr Make-up, als sie jemals für möglich gehalten hatte. Hauptsächlich weil sie noch keinen Zauber gefunden hatte, der wirklich nur die Augenringe und die blassen Lippen kaschierte. Sie sah mit jedem von ihnen aus, als wäre sie auf ein Staatsbankett eingeladen worden.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin