Silvester

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Happy new year.
May we all have our hopes, our will to try.
If we don't we might as well lay down and die.
You and I.

(Abba – Happy new year)

Hermine zitterte immer noch, als sie die Tür des Schulsprecherzimmers hinter sich zustieß. Sie lehnte sich von innen dagegen und mit geschlossenen Augen den Kopf zurück, während sie langgezogen ausatmete.

Was war da eben passiert? Was hatte Severus so aufgebracht? Hatte sie es falsch gemacht? Aber es hatte sich genauso angefühlt wie mit Madam Pomfrey vorher! Die gleiche Luftnot, das gleiche Gefühl, ihre Lunge sei zu klein ... Sie war auch ruhig geblieben, hatte keine Panik bekommen. Was war da bloß schiefgelaufen? Was? Und warum hatte er sie so rüde rausgeschmissen? Warum sagte er ihr nicht, was los war? Es war doch so gut gelaufen zwischen ihnen ...

An diesem Punkt ihrer Gedanken begann ihr Kinn doch zu zittern. Hermine blinzelte und drängte die aufsteigenden Tränen brutal zurück. Sie würde jetzt nicht weinen! Nicht deswegen! Sie schluckte hart. Dann stieß sie sich von der Tür ab und ging zu ihrem Schreibtisch. Sie hatte noch einen Aufsatz zu schreiben, bevor die Ferien zu Ende waren. Das würde sie jetzt tun und danach würde sie schlafen gehen und morgen ... morgen würde sie weitersehen.

- - -

Am nächsten Morgen setzte Hermine sich in ihrem Bett auf, als wäre der Plan von Anfang an da gewesen. Was er nicht gewesen war, aber sie würde es trotzdem ausprobieren.

Noch im Schlafanzug holte sie das Denkarium aus dem Schrank, das Professor Dumbledore ihr gegeben hatte, um sich Harrys Erinnerung anzusehen. Noch immer hatte niemand es zurückverlangt, also wurde es anscheinend gerade nicht gebraucht. Außer von ihr. Jetzt.

Vorsichtig stellte sie es auf den Tisch, bevor sie auf dem Stuhl davor Platz nahm. Sie angelte nach ihrem Zauberstab, der immer noch auf dem Nachtschrank gelegen hatte, und sortierte ihre Gedanken, bis sie die Erinnerung an den gestrigen Abend isoliert hatte. Dann setzte sie die Spitze ihres Zauberstabes an ihre Schläfe und zog die Erinnerung aus ihrem Geist. Es fühlte sich ein bisschen an wie damals, als ihr Cousin eine Spaghetti nur teilweise heruntergeschluckt und dann wieder aus seinem Hals gezogen hatte; Hermine hatte sich dazu verleiten lassen, es auch auszuprobieren. Sie hätte auf die Erfahrung verzichten können, aber ungefähr so fühlte es sich auch an, die Erinnerung aus ihrem Geist zu ziehen. Sie schauderte.

Schließlich ließ sie den weißen, schimmernden Faden zu den anderen ins Denkarium sinken und beobachtete, wie die Oberfläche zuerst wild durcheinanderwirbelte und sich schließlich wieder beruhigte. Noch einmal tief durchatmend, neigte sie ihr Gesicht der Oberfläche des Denkariums entgegen und spürte, wie sie durch den langen, schwarzen Tunnel fiel. Kurz darauf kam sie hart auf dem Boden in Severus' Büro auf und sah sich um.

„Beende es", sagte er gerade, klang angestrengt, beinahe als ... sie schnalzte leise mit der Zunge, als es ihr entglitt.

Finite Incantatem!", hörte sie sich selbst sagen, auch wenn ihre Stimme fremd in ihren Ohren klang.

Aber während ihr vergangenes Ich tief Luft holte, beobachtete Hermine jetzt aufmerksam, was Severus tat. Auch er holte tief Luft, seine Unterlippe zitterte, als er es tat, genauso wie seine Finger, als er eine Hand auf seine Brust legte. Dann sprang er auf.

„Was ist los, Severus?"

„Geh."

Hermine schluckte, während sie ihn – genauso wie gestern Abend – dabei beobachtete, wie er vom Schreibtisch zurückwich und begann, auf und ab zu gehen. Wie er schwankte und ... sich offensichtlich Mühe gab, es sie nicht sehen zu lassen. Aber sie hatte es gesehen, auch gestern schon. Was passierte mit ihm? Er war so blass ... War er wirklich so blass gewesen? Das war ihr nicht aufgefallen ...

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now