Der Todesser

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If there's no one beside you
when your soul embarks
then I'll follow you into the dark.

(Death Cab For Cutie – I will follow you into the dark)

Hermines Mund war ganz trocken, als sie stotterte: „B-Bestimmt nicht d-die Einzige ..."

Professor McGonagall zog die Augenbrauen hoch. „Severus hat nicht viele Vertraute, Miss Granger. Albus stand ihm am nächsten und nach dem, was passiert ist, möchte ich nicht wissen, was er beim Anblick seines Porträts tut. Manchmal hat er auch mit Filius oder mir geredet, aber Sie haben gesehen, wie er auf mich reagiert hat. Ich habe keinen Grund anzunehmen, dass es bei Filius anders aussieht. Bei Ihnen hingegen ..." Sie schnalzte mit der Zunge.

Hermine schluckte. Sie wandte den Blick ab und fuhr sich mit gespreizten Fingern in die Haare. Merlin, was war da eben bloß passiert? Hatte er wirklich ihretwegen gezögert? Hatte etwas in ihm wirklich sie wiedererkannt? Waren sie einander wirklich so nahe? Wann ... war das passiert?

„Wie dem auch sei", sagte Professor McGonagall in ihre Gedanken hinein. „Wir sollten wohl besser nicht mehr hier sein, wenn er zurückkehrt."

Hermine wandte sich zu ihr um. Im immer spärlicher werdenden Tageslicht konnte sie den Ausdruck auf Professor McGonagalls Gesicht nur noch schwer erkennen, aber sie nahm an, dass ihre Lehrerin sehr deutlich das Entsetzen in ihren Augen sehen konnte. „Ich kann nicht gehen!", sagte sie.

„Miss Granger, Sie ..."

„Nein! Professor Snape ist offensichtlich zu einem Treffen gerufen worden, was sonst sollte ihn dazu veranlassen, plötzlich das Haus zu verlassen?"

„Und?"

„Und ich ... habe immer nach den Treffen auf ihn gewartet." Ihr Herz schlug heftig gegen ihre Rippen. „Wenn er zurückkommt ... Vielleicht hab ich dann eine Chance. Vielleicht erinnert er sich."

„Nein", sagte dieses Mal Professor McGonagall und das sehr resolut. „Sie bleiben nicht hier, um sich ihm nach einem Todesser-Treffen zu stellen! Sie haben gesehen, wie gefährlich er schon vorher gewesen ist. Was glauben Sie, wie er hinterher sein wird?"

„Ich weiß es nicht", gab sie zu. „Aber er hat mir nie etwas getan. Niemals. Nach keinem Treffen war er ... eine Gefahr für mich."

„Das können Sie nicht vergleichen. Severus hat offensichtlich keine Kontrolle mehr über seine ... Todesser-Persönlichkeit." Sie verzog das Gesicht, als sie es sagte. „Unter keinen Umständen bleiben wir hier!"

Hermine reckte das Kinn. „Wie wollen Sie mich davon abhalten?"

Professor McGonagall schnappte nach Luft. „Sie sind unter meiner Aufsicht hier, Miss Granger!"

„Als Schülerin?"

„Natürlich nicht!"

„Als Ordensmitglied?", fragte sie weiter.

Diesmal zögerte sie. „Was wollen Sie mir damit sagen?"

Hermine lächelte freudlos. „Professor Dumbledore hat mich bis heute nicht in den Orden aufgenommen. So wie die Dinge stehen, bin ich als Privatperson hier. Als volljährige Privatperson. Ich kann selbst entscheiden, ob ich bleibe oder gehe. Und ich bleibe."

„Miss Granger ...", begann Professor McGonagall atemlos, aber sie brach einfach ab. Offensichtlich wusste sie nicht, was sie dazu sagen sollte.

„Es tut mir leid, Professor McGonagall", sagte Hermine und verzog den Mund. Sich ihren Lehrern zu widersetzen, war auch nach zwei Jahren Erfahrung mit Snape noch hart. „Ich weiß, dass Sie nur meine Sicherheit im Sinn haben. Aber wir brauchen ihn! Und wenn sogar Sie glauben, dass ich zu ihm durchdringen kann ..." Sie zuckte mit den Schultern. „Lassen Sie es mich versuchen. Bitte!"

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now