So nah am Abgrund ... - Teil 2

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Between my pride and my promise,
Between my lies and how the truth gets in the way.
The things I want to say to you get lost before they come.
The only thing that's worse than one is none.

(Linkin Park – In between)

Sie stürzte zum Bett zurück – im wahrsten Sinne des Wortes, denn wenn sie nicht gerade noch die Bettkante zu fassen bekommen hätte, wäre sie hingefallen. „Severus!", rief sie, „Severus ... hörst du ... mich? Bitte ... bitte ..." Wieder begann das Zimmer sich zu drehen und sie musste aufhören zu reden, um atmen zu können.

Aber er blinzelte! Er blinzelte und sah sie an und Tränen liefen über seine Schläfen und sie durfte – nicht – weinen! Sie musste atmen! Für sie beide, sie musste ...

Severus hob träge eine Hand und tippte sich gegen die Schläfe. Legilimentik. Aber ...

Erst da wurde ihr bewusst, dass die Verbindung abgebrochen sein musste, als sie den Blickkontakt für länger als ein paar Sekunden verloren hatte. Sie zog ihren Zauberstab und kümmerte sich nicht um Madam Pomfreys Protest, als sie auf Severus deutete und „Legilimens!" wisperte.

Severus ...

Ich schaff es nicht, sagte er und blinzelte träge. Die Verbindung ist zu stark, er nimmt meine ganze Energie, Mia.

Nein!, sagte sie und schüttelte den Kopf und Madam Pomfreys Hand ab, als die sie von ihm wegziehen wollte. „Lassen ... Sie mich!", fauchte Hermine und sah sie wütend und mit Tränen in den Augen an, bevor sie sich wieder Severus zuwandte. Du schaffst das!, sagte sie heftig, Wir schaffen das, hörst du? Wage es ja nicht, mich allein zu lassen!

Er schnaubte. Trotz allem konnte er sein dämliches Schnauben nicht sein lassen und als er dieses Mal die Augen schloss, öffnete er sie nicht wieder.

Severus!, schrie sie und hatte wieder ihren Zauberstab in der Hand. Mach die Augen auf oder ich zwinge dich dazu!

Verdammte Gryffindor ..., grollte er und quälte seine Lider auf. Lass mich gehen, Mia, es hat keinen Sinn. Je länger ich mich wehre, desto länger muss Potter kämpfen.

Nein!, sagte sie wieder. Harry ist stark, er schafft das! Und du schaffst es auch! Nimm meine Energie!

Er runzelte die Stirn. Was?

Nimm meine! So wie damals, als du dich gegen Professor Dumbledores Magie durchsetzen musstest! Bitte, Severus ... Bitte lass mich nicht allein ... Trotz all der Schwierigkeiten, die ihr das Atmen ohnehin schon machte, schluchzte sie bei diesem Gedanken und griff nach seiner Hand. Bitte lass mich nicht allein.

Er schluckte und mehr Tränen liefen aus seinen Augenwinkeln, als er ihrem Blick standhielt. Die Zeit schien für einen Moment stillzustehen, denn nicht mal Madam Pomfrey mischte sich noch in ihr stilles Gespräch ein. Das einzige, das Hermine daran erinnerte, dass Zeit verging, war ihr Herz, das mit gefühlten tausend Schlägen die Minute in ihren Ohren pulsierte.

Und dann nickte Severus und biss gleichzeitig die Zähne aufeinander.

Hermine stieß einen erleichterten Laut aus und drückte seine Hand noch fester, dann spürte sie wieder dieses Zupfen an ihrem Geist, das sie schon damals wahrgenommen hatte. Das und das Gefühl, es würde etwas aus ihr herausfließen. Sie sank mit schwachen Beinen auf die Bettkante und hielt seinen Blick und die Verbindung, die die Legilimentik geschaffen hatte, fest.

„Was tun Sie da?", fragte Madam Pomfrey auf einmal. „Miss Granger, hören Sie auf damit!"

„Nein!", sagte sie laut und meinte damit sowohl die Heilerin, als auch Severus, denn er hatte aufgehört, sich an ihrer Energie zu bedienen, als er Madam Pomfreys Einwand gehört hatte. „Mach ... weiter", sagte sie eindringlich, „ich ... kann ... das ..."

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now