Das Aufleben der Vergangenheit

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It's the wrong time,
she's pulling me through.
It's a small crime
and I got no excuse.

(Damien Rice – 9 Crimes)

Am nächsten Vormittag schnappte Hermine sich eines der Bücher über magische Banne und ihr Notizbuch, sowie einen Kugelschreiber, und lief hinunter in Richtung Eingangshalle. Draußen schien die Sonne und sie hatte keine Lust, schon wieder den ganzen Tag drinnen zu verbringen. Am See ließ es sich schließlich genauso gut lesen.

Als sie vor den großen Flügeltüren der derzeit ungenutzten Großen Halle jedoch auf Severus und Professor McGonagall stieß, wünschte sie sich, sie wäre etwas später losgegangen. Kurz verlangsamte sie ihre Schritte, aber Severus, der die Marmortreppe über McGonagalls Schulter im Blick hatte, hatte sie bereits gesehen. Seine Gesichtszüge verhärteten sich.

Hermine holte tief Luft und setzte ihren Weg fort, gerade als Professor McGonagall sich nach der Ursache für Severus' Reaktion umsah. „Guten Morgen", sagte Hermine höflich.

„Miss Granger", murmelte Severus und sah sie an, als hätte sie ihn beleidigt.

„Ah, Miss Granger", begann Professor McGonagall und das veranlasste Hermine dazu, stehenzubleiben. „Gut, dass ich Sie gerade treffe. Übermorgen findet ein Treffen des Ordens statt und Albus möchte, dass Sie daran teilnehmen."

„Oh, okay", entgegnete sie überrascht. Anscheinend hatte Professor Dumbledore es ernst gemeint, als er gesagt hatte, sie wäre jetzt ein offizielles Mitglied des Ordens.

„Seien Sie um acht am Steinernen Wasserspeier." Hermine nickte, was Professor McGonagall erwiderte, bevor sie sich mit einem „Severus" umwandte und ging.

Hermines Herzschlag beschleunigte sich, als sie so plötzlich mit ihm allein in der Eingangshalle stand. „Ähm ...", sagte sie und begegnete seinem Blick. Während er eine Augenbraue hochzog, schoss ihr die Hitze in die Wangen. „W-Werden Sie dem Treffen auch beiwohnen?", fragte sie, bevor er etwas dazu sagen konnte.

„Nein." Um seine Augen zuckte es.

„Oh", sagte sie und konnte es nicht verhindern, dass sie enttäuscht klang. Aber gerade, als er sich wortlos abwenden und gehen wollte, fiel ihr der Okklumentik-Unterricht wieder ein: „Sir!"

Severus hielt inne und stöhnte. „Ja, Miss Granger?"

Sie presste kurz die Lippen aufeinander; musste er wirklich so genervt tun, nur weil sie nicht mehr in Scarborough waren? „Ich wollte fragen, ob Sie mich weiterhin in Okklumentik unterrichten werden."

Einen Moment lang starrte er sie beinahe fassungslos, auf jeden Fall aber sprachlos an, bis Hermine die Augenbrauen hochzog. „Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen noch helfen sollte", sagte er dann. „Sie wissen, was Sie zu trainieren haben."

„Schon, aber ... Woher soll ich wissen, ob ich besser werde?"

Jetzt studierte er ihren Gesichtsausdruck und sie wusste, dass es sie verletzen würde, was er sagen wollte, noch bevor er den Mund aufmachte. Sie konnte es in seinen Augen sehen, sah, wie sie kälter wurden, und biss die Zähne aufeinander, um sich gegen seine Worte zu wappnen. Aber letztendlich waren es weniger seine Worte und mehr die Art, wie er sie sagte. Spöttisch und als sollte sie sich schämen: „Wenn Sie aufhören, ständig zu erröten, sind Sie auf dem richtigen Weg."

Hermine schlug die Augen nieder und zwang sich, normal weiterzuatmen. Beobachtete seine Füße, als er sich umwandte und in Richtung der Kerker verschwand. Erst dann schluckte sie und atmete einige Male tief durch, bis ihr Puls sich beruhigt hatte.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz