Geburtstagstänze - Teil 1

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I still look at you with eyes that want you,
when you move, you make my oceans move, too.
If I hear my name, I will run your way.
Can we say that we love each other?
Can we play like there ain't no other?
If I hear my name, I will run your way.

(Isak Danielson - Power)

Missing Scenes LII:

Als Snape die Tür zu seinem Kerkerloch öffnete und ihn aus seinen schwarzen Augen musterte wie ein Racheengel, fragte Harry sich, ob er noch einen Rückzieher machen konnte. Ob er Voldemort auch ohne Dumbledores Magie würde besiegen können. Oder ob Snape ihn dann am Kragen packen und schreiend in den Abgrund zerren würde mit einem kalten Lächeln, das seine gelben Zähne zeigte.

Harry bekam keine Antwort auf seine Fragen, denn er sprang freiwillig.

„Potter", schnarrte Snape und klang so ungemütlich wie eh und je.

„Snape", entgegnete Harry, obwohl es sich sogar in seinen eigenen Ohren abgenutzt anhörte. Aber bis er ihn Severus nennen würde, würde noch eine Menge Zeit ins Land ziehen.

Die Tür klickte ins Schloss, der Tränkemeister ging an ihm vorbei ins Labor und schien zu erwarten, dass Harry ihm von alleine folgte. Er sah zur Decke hinauf und dachte ernsthaft darüber nach, ob er es tun sollte. In einem magischen Duell war er Snape keineswegs gewachsen, aber wenn er ihn körperlich angriff? Snape war drahtig und zäh, aber Harry hatte mehr Kraft aufgebaut, als er es jemals für möglich gehalten hatte. Vielleicht ...

Er entschied sich dagegen, trottete missmutig hinter seinem ehemaligen Lehrer her. „Wissen Sie, ich kann Sie echt nicht leiden", sagte er, als er das Labor betrat.

„Ist das eine neue Erkenntnis Ihrerseits?", fragte Snape und zog eine Augenbraue in die Stirn.

Harry seufzte tief, verkniff sich aber eine Antwort. Wie konnte Hermine nur ... Nein! Wenn er sich diese Frage nur noch einmal stellte, würde er darüber den Verstand verlieren. Akzeptieren, Klappe halten – und sich später das 'Ich hab's dir ja gesagt' verkneifen. Dann hatte ihre Freundschaft vielleicht eine Chance. Wenn er nicht vorher einen Affektmord beging.

„Könnten wir dann die Mordfantasien beenden und zum Thema kommen?" Der Albtraum aus Harrys Schulzeit stellte zwei Holzstühle einander gegenüber in den freien Raum zwischen dem Schreibtisch und dem Labortisch, deutete auf den einen und setzte sich auf den anderen.

„Ich bevorzuge die Mordfantasien", entgegnete Harry trocken, kam aber der Aufforderung nach und setzte sich Snape gegenüber. Beinahe berührten sich ihre Knie – Harry achtete sorgfältig darauf, das nicht passieren zu lassen. Dadurch bemerkte er erst verzögert den finsteren Blick, mit dem Snape ihn bedachte.

„Glauben Sie wirklich, Sie könnten mich umbringen?"

Harry wog den Kopf. „Ich denke, ich hätte heute größere Chancen als vor einem Jahr um diese Zeit. Und wenn Sie Hermine das Herz brechen, hab ich auch die richtige Motivation."

„Was zwischen Hermine und mir passiert, geht Sie nichts an", entgegnete er knapp. „Können wir dann?"

Harry runzelte die Stirn und reckte das Kinn. „Wenn Sie so fragen: Nein, ich würde gern noch ein paar Dinge wissen."

„Wenn irgendetwas davon mit Hermine zu tun hat, werden Sie Ihre Fragen bereuen."

„Zur Kenntnis genommen."

„Was wollen Sie wissen?"

„Was passiert, wenn ich plötzlich diese Macht in mir habe?"

„Sie werden mächtiger", entgegnete Snape lakonisch.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now