Gespräche mit Bildern

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I've still got sand in my shoes and I can't shake the thought of you.
I should get on, forget you. But why would I want to?
I know we said goodbye, anything else would have been confused.
But I want to see you again.

(Dido – Sand in my shoes)

Hermine stolperte, als Sanry sie in die Eingangshalle apparierte. Die Stille an diesem Ort war so ungewohnt, dass sie für einen verwirrten Moment glaubte, sie wäre zwischen dort und hier taub geworden. Dann räusperte Severus sich und entließ Sanry mit einem Nicken. Der Hauself verschwand.

Eine Bewegung in einem der Gemälde an den Wänden fing ihre Aufmerksamkeit ein. Ein alter weißhaariger Mann verschluckte sich an seinem Wein, als er Severus erblickte. Sein Glas fiel klirrend zu Boden und noch immer keuchend und hustend stolperte er aus seinem Rahmen. Hermine konnte ihn drei Bilder weiter unter den voluminösen Röcken dreier Damen hindurchkrabbeln sehen, die daraufhin spitz aufkreischten.

„Wir wurden bemerkt, Sir", sagte Hermine und runzelte die Stirn.

„Ja", grollte er und sah genauso nachdenklich zu den Gemälden wie sie. Dann wandte er sich ihr zu und zog das geschrumpfte Porträt von Phineas aus der Tasche. „Geben Sie das Minerva, Professor Dumbledore wird zweifellos seine Pläne damit haben."

„Ähm ... okay." Sie nahm ihm das Porträt ab, bevor sie ihn dabei beobachtete, wie er auf die Treppe zu den Kerkern zuging und verschwand. Als wäre sie gar nicht da. Als hätte es die letzten Tage nicht gegeben. Als wäre sie nur irgendeine Schülerin. Sie seufzte.

„Miss Granger!", riss eine Stimme sie aus ihren Gedanken. Hermine drehte sich zu Professor McGonagall um, die mit einem angestrengten Lächeln auf sie zukam. „Wo ist Severus?"

„Ich denke, er ist in seine Räume gegangen."

„Oh." Sie zog die Augenbrauen hoch und sah zum Kerkergang hinüber. „Nun, dann werde ich mich später mit ihm befassen." Wieder dieses angestrengte Lächeln. „Albus möchte Sie sprechen."

„Natürlich", murmelte sie und bevor sie es vergessen konnte, reichte sie ihrer Hauslehrerin das Porträt von Phineas Black. „Professor Snape bat mich, Ihnen das zu geben."

Professor McGonagall musterte einen Moment lang ihren Gesichtsausdruck, bevor sie ihr das Gemälde abnahm. Hermines Herzschlag beschleunigte sich. Konnte man ihr ansehen, dass sie eben ihren Lehrer geküsst hatte? Und dass er sie zurück geküsst hatte? Nur um dann so zu tun, als wäre sie niemand? Sie schluckte, zwang sich, ruhig zu atmen. „Danke", sagte Professor McGonagall schließlich. „Wollen wir dann?"

„Ja." Sie rang sich ein Lächeln ab, bevor sie die breite Treppe ansteuerte, die in die oberen Stockwerke führte.

- . - . -

Missing Scene XXIX:

Severus stand vor der offenen Tür zu seinem Büro wie an seinem ersten Tag als Lehrer – die Zähne fest aufeinander gepresst, die Hände zu Fäusten geballt und den Blick starr auf den Schreibtisch gerichtet. Damals wie heute fühlte er sich dieser Aufgabe nicht gewachsen. Damals wie heute suchte sein Geist Trost in dem Gedanken, dass ihm immer noch der Tod blieb, falls er es gar nicht aushalten sollte. Damals wie heute wusste er, dass er diesen Ausweg nicht nehmen würde.

Er hatte kein Recht auf diesen Ausweg. Das hier war seine Strafe und er würde sie akzeptieren. Aber es war tröstlich zu wissen, dass es sich nicht für immer so anfühlen würde. Dass er irgendwann tot sein und seinen Frieden finden würde.

Für mich sah es eben so aus, als könntest du durchaus auch noch vor deinem Tod etwas Frieden finden, wandte Albus' Stimme ein.

Severus schnaubte, weigerte sich aber, diesen Einwand mit einer Antwort zu würdigen. Mit grimmiger Miene betrat er sein Büro und zog seinen Umhang aus (den er eh nur angezogen hatte, um sie daran zu erinnern, wer er war – erfolglos, sie hatte ihn trotzdem geküsst) und warf ihn über die Lehne des Stuhls vor seinem Schreibtisch. Dann setzte er sich dahinter, verschränkte die Finger ineinander und schloss die Augen, bis sein Puls sich beruhigt hatte.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now