Vögel und Flüche

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Remember my friend,
it's time
and this is war.

(Matthew Raetzel – This is war)

Als Hermine am nächsten Nachmittag zum Raum der Wünsche ging, war sie immer noch müde. Sie hatte die ganze Nacht in den Büchern über Schutzbanne gelesen, war aber zu keinem Ergebnis gekommen. Es stand zwar viel darin über die Unterschiede zwischen durch Blutmagie gestützte Banne und jenen ohne sie und wie lange so ein Bann wirkte und wogegen, aber sie fand nichts darüber, wessen Blut genutzt werden sollte und welche Konsequenzen es hatte, wenn es jemand anderes Blut war. Zwischenzeitlich hatte sie sogar schon überlegt, ob es vielleicht gar nichts gab, das Severus ihr verschwiegen hatte. Ob es wirklich nur das gewesen war, was er gesagt hatte: Dass sein Blut allein nicht gereicht hätte. Aber da war diese Ahnung, wie ein Jucken in ihrem Gehirn ...

Es war nach fünf Uhr morgens gewesen, als sie ins Bett gegangen war, aber eingeschlafen war sie erst sehr viel später.

Dementsprechend übernächtigt war sie jetzt und mit der engen Sporthose und dem T-Shirt fühlte sie sich unwohler, als sie erwartet hatte. Ständig zupfte sie am Saum des Shirts herum und war sich ihres Körpers unangenehm bewusst. Aber wenn Lupin wirklich so unterrichtete, wie Professor McGonagall es angedeutet hatte, war diese Kleidung wohl angemessen.

Die Tür zum Raum der Wünsche stand einen schmalen Spalt offen und so klopfte Hermine nur einmal kurz an, ehe sie ihn mit einem Kitzeln im Bauch betrat. Sie blieb überrascht stehen und sah sich mit offenem Mund um. Sie waren im Wald! Der Raum sah aus wie ein Wald. Hohe Tannen und Fichten säumten den Rand, ein Summen von Insekten lag in der Luft, Vögel zwitscherten und hier und da raschelte es im Unterholz.

„Hallo, Hermine", riss Lupins Stimme sie in diesem Moment aus den Gedanken. Er kam mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln auf sie zu.

„Hallo", entgegnete sie und schob die Tür hinter sich ins Schloss; sie fügte sich nahtlos in die Illusion ein, wie sie bemerkte, als sie sich danach umsah. „Das ist großartig!"

Lupin sah sich um und stemmte nickend die Hände in die Hüfte. „Der Raum der Wünsche hat gute Arbeit geleistet", stimmte er zu.

„Warum eine Waldlichtung?", fragte sie.

„Wir wissen nicht, wo der Endkampf oder auch nur der nächste Kampf stattfinden wird, aber vermutlich nicht in einem geschlossenen Raum. Die vier Wände bieten Möglichkeiten, die es draußen nicht gibt und umgekehrt. Ich will, dass du dich in jedem Umfeld verteidigen kannst und dachte, wir fangen hiermit an."

„Hätten wir nicht auch einfach ... rausgehen können?"

Er lächelte und rieb sich die Stirn. „Das habe ich Albus auch gesagt, aber er ist nicht angetan von der Idee."

„Verstehe", sagte sie. „Oh, bevor ich es vergesse ..." Sie zog ein verkleinertes Geschenk aus der Tasche, die in ihre Sporthose eingenäht war. „Könnten Sie Harry das an seinem Geburtstag geben?" Sie hatte sein Geburtstagsgeschenk schon im Mai gekauft, eine ganze Weile bevor alles schief gelaufen war. Auch wenn ihr Verhältnis gerade angespannt war, wollte sie, dass er es bekam.

Lupin lächelte. „Natürlich." Er vergrößerte das Geschenk auf seine normale Größe, belegte es mit Schutzzaubern und verstaute es in der Nähe der kaum noch sichtbaren Tür hinter einem Baumstumpf. „Ich hab auch etwas für dich", sagte er dann und zog einen Brief aus seiner eigenen Tasche. „Von Ginny."

Ein Strahlen breitete sich auf Hermines Gesicht aus. „Danke!"

„Gern geschehen." Er beobachtete sie dabei, wie sie den Brief wegsteckte, und als sie ihn wieder ansah, lag seine Stirn in Falten. „Wie geht es Severus?", fragte er.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now