Schäden

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In the morning, in the morning, in the morning light
I'm gonna see it, gonna see it, gonna see it right.
Yeah, in the morning. Yeah, in the morning
I'm gonna see it right.

(Fran Healy – In the morning)

Missing Scene LVII:

Sie wusste, dass es gefährlich war. Sie wusste, dass sie das nicht tun sollte.

Trotzdem warf sie die Beeren in den Kessel.

Er durfte es nicht erfahren. Wenn er davon erfuhr, dann ... wurde alles nur wieder kompliziert und sie hatte keine Kraft mehr für kompliziert. Aber sie wusste, dass sie sich Hilfe holen sollte. Dass sie das nicht allein machen sollte. Dass es öfter schief ging als gut.

Trotzdem rührte sie im angegebenen Muster den Trank um.

Sie musste einfach darauf vertrauen, dass es gut gehen würde. Dass sie tatsächlich so viele Schutzengel hatte, wie ihre Mum immer behauptete. Und dass keiner davon fand, dass sie nur wegen eines Fehlers ... Eines so blöden Fehlers ... Sie musste einfach darauf vertrauen.

Erhöhte die Temperatur um weitere fünf Grad.

Aber wen hätte sie auch um Hilfe bitten sollen? Niemand durfte das hier erfahren! Niemand durfte wissen, dass sie ... Und dass sie trotz allem, was ihre Mum ihr immer wieder gesagt hatte ... Nein. Niemand durfte das erfahren. Sie würde das hinkriegen. Würde ihren Fehler korrigieren. Sie würde niemandem noch mehr Sorgen bereiten, als sie alle eh schon hatten.

Schnitt mit zitternden Fingern die Wurzeln.

Er war auch gar nicht so schwer, dieser Trank. Das Schwierigste daran war es gewesen, die Zutaten zu besorgen. Hoffentlich bemerkte Professor Sprout nichts. Sie hätte das eigentlich nie getan, aber ... Nie hatten sie ein Hogsmeade-Wochenende, wenn man mal eines brauchte! Wenigstens war sie gut in Zaubertränke. Sie hatte ihren ZAG mit einem Erwartungen übertroffen bestanden. Sie war gut, sie konnte das.

Wartete mit starrem Blick auf den letzten Farbumschwung.

Niemand musste es wissen. Sie würde den Trank nehmen und ... und alles würde wieder gut werden. Niemand musste es wissen. Niemand.

Verglich die Beschreibung im Buch mit dem Trank in ihrem Kessel. Gut. Gut, gut, gut.

Sie würde den Trank nehmen und eine unangenehme Nacht haben und dann würde alles wieder so sein wie vorher. Nichts war passiert. Sie war erwachsen und kümmerte sich selbst um ihre Probleme. Sie war erwachsen und ... Sie würde das hinkriegen.

Füllte eine Dosis des Trankes ab, schwenkte ihn im Becherglas, bis er abgekühlt war.

Und trank ihn.

- . - . -

Hermine ließ vor Schreck die Feder fallen, als ein weiß schimmerndes, leicht transparentes Pferd direkt durch die Tür ihres Zimmers galoppierte. Mit großen Augen starrte sie das Tier an, das ... kein Geist war, die Geister sahen anders aus. Aber es war auch nicht wirklich da.

Dann begann es zu sprechen: „Hermine, Hilfe! Mädchentoilette, zweiter Stock." Mit Ginnys Stimme, bevor es sich auflöste.

„Was zum Teufel ...", murmelte sie und konnte den Blick nicht abwenden von dem Punkt, an dem das Pferd eben noch gestanden hatte. Es dauerte ein paar Sekunden (es war spät und sie hatte viel zu wenig geschlafen und die letzten Stunden nach dem unbefriedigenden Ergebnis bei Severus mit nicht-körperlichen Verwandlungen und arithmantischen Formeln verbracht), bis sie begriff, was sie gesehen hatte. Ein Patronus! Es war dreieinhalb Jahre her, dass sie das letzte Mal einen gesehen hatte – in der Nacht, in der Sirius auf Seidenschnabel entkommen war. Sie hatte nicht gewusst, dass Patroni Nachrichten überbringen konnten.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now