Patroni

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Bullets from the tongue always hurt more.
We both know the heart's not bulletproof.
I know where to aim when I want to
and maybe we're not perfect right now
but I know we will figure this out.

(Welshly Arms - Unspoken)

Hermine traf Ginny am Sonntagmorgen beim Frühstück. „Wie geht es dir?", fragte sie leise, nachdem Ginny sich neben sie gesetzt hatte.

„Müde. Schwindelig, ein bisschen. Snape meinte, das gibt sich in ein paar Tagen."

„Konnte er dir keinen Trank mehr geben?"

Sie schüttelte den Kopf und lächelte gezwungen, als eine Schülerin aus ihrem Jahrgang, deren Name Hermine nicht einfallen wollte, sich ihnen gegenüber an den Tisch setzte. Dann lehnte sie sich ihr weiter entgegen und flüsterte: „Er meinte, ich hätte die Höchstdosis bekommen. Da muss ich jetzt durch."

Hermine verzog das Gesicht. „Tut mir leid."

Ginny zuckte mit den Schultern und griff nach einer Scheibe Toast. „Ist schon okay, denke ich. Bin eh viel zu glimpflich davon gekommen ..."

„Du wärst beinahe gestorben!", zischte Hermine fassungslos.

„Abgesehen davon ..." Ginny seufzte und sah unglücklich auf ihre Hände hinab. „Ich hab so ein schlechtes Gewissen, Mine. Er hat meine Fehler auf sich genommen! Am liebsten würde ich zu Professor Sprout gehen und ihr alles gestehen."

„Das darfst du nicht tun!" Hermine biss sich auf die Unterlippe, als die Schülerin auf der anderen Seite des Tisches (Patricia? Philicia? Irgendwas in der Art ...) sich neugierig nach ihr umsah. Mit gesenkter Stimme fuhr sie fort: „Wenn McGonagall erfährt, dass er für dich gelogen hat ..."

„Ich weiß", raunte Ginny, noch bevor Hermine ihren Satz beendet hatte. „Ich weiß das doch. Aber ich fühl mich schrecklich deswegen."

„Er wird schon dafür sorgen, dass du bei deiner Strafarbeit ausreichend leidest", prophezeite Hermine düster und goss sich schwarzen Tee ein.

„Das wird er wirklich, oder?", fragte Ginny beklommen.

„Definitiv."

Sie seufzte schwer und begann endlich, ihren Tost zu buttern.

Hermine sah hinab auf ihren Teller, dann kurz hinauf zum Lehrertisch. Professor McGonagalls Stuhl war gerade unbesetzt. Wenn sie irgendetwas darüber herausfand, wer tatsächlich die Zutaten aus den Gewächshäusern gestohlen und diesen Trank zubereitet hatte, hätten sie vermutlich alle, hauptsächlich aber mal Severus ein Problem. Das durfte einfach nicht passieren. Er hatte nur ihretwegen Ginnys Wunsch respektiert. Das schlechte Gewissen rumorte auch in Hermines Magen.

Sie sah zurück zu Ginny, die lustlos an dem Toast knabberte. Sie war blass, die Haare stumpf. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Es ging ihr offensichtlich nicht gut und Hermine war sich sicher, dass das nicht nur mit ihrem missglückten Trank und dessen Konsequenzen zu tun hatte. „Wenn du reden möchtest, Ginny ...", sagte sie deswegen.

Die rang sich ein Lächeln ab. „Danke, Mine, aber ich möchte nicht reden. Ich ähm ... ich glaube, ich gehe einfach wieder ins Bett." Sie warf ihren halb gegessenen Toast auf den Teller, wischte sich die Krümel von den Fingern und stand auf. „Bis bald", sagte sie.

„Ja, bis bald ...", murmelte Hermine und sah ihr hinterher, wie sie mit vor der Brust verschränkten Armen die Große Halle verließ. Wann hatten sie einander bloß so verloren?

- - -

Severus sah sie ausdruckslos an, als sie kurz darauf vor seiner Tür stand. Hermine hatte die Flucht ergriffen, als Professor McGonagall die Halle betreten hatte. Sie hatte sogar einen anderen Weg genommen, nur um ihrer Hauslehrerin nicht zu begegnen. Heute Morgen hatte sie keine Kraft für ein Pokerface und das Aufrechterhalten einer Fassade.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now