Torpeo Spiritus

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Breathe your honesty,
breathe your innocence to me.
Breathe your word and set me free.
Breathe to make me breathe.

(Ure Midge – Breathe)

Am nächsten Morgen wurde Hermine von einem Geräusch geweckt, das sie nicht zuordnen konnte. Sie war vorher schon halb wach gewesen, sonst hätte sie es wohl nicht gehört. Als sie mit gerunzelter Stirn den Kopf hob und zur Tür sah (sie hatte diese vage Angst, dass Professor McGonagall gleich vor ihnen stehen könnte), sagte Severus neben ihr müde: „Das war Sanry, er hat die Post gebracht."

Sie sah sich nach ihm um. „Sanry bringt dir die Post?"

Er öffnete ein Auge. „Du kannst kaum erwarten, dass Eulen hier herunterkommen."

„Hm", machte sie, denn darüber hatte sie tatsächlich noch nicht nachgedacht. „Du bekommst nicht viel Post, oder?" Bisher hatte sie an keinem Morgen, den sie in Severus' Bett aufgewacht war, mitbekommen, dass Sanry ihm Post brachte.

Severus seufzte tief und rollte sich auf den Rücken, fuhr sich über das Gesicht. „Normalerweise bekomme ich abgesehen von der Potio gar keine Post und die kommt erst nächste Woche. Vermutlich ist das also für dich."

„Für mich? Aber mein Zimmer können die Eulen erreichen."

„Dein Zimmer schon ...", entgegnete er und feixte.

Sie musterte ihn einen Moment lang mit schmalen Augen, dann schlug sie die Decke zurück und lief barfuß nach vorn ins Büro, wo tatsächlich ein einzelner Brief mit ihrem Namen auf dem Schreibtisch lag. Es war die Schrift von Professor McGonagall und Hermine kaute auf ihrer Unterlippe, während sie ihn öffnete und langsam ins Schlafzimmer zurückging.

„Und?", fragte Severus, der inzwischen mit verschränkten Armen gegen das Kopf seines Bettes gelehnt saß.

„Es gibt heute Nachmittag ein Ordenstreffen, ich soll um zwei im Schulleiterbüro sein." Sie ließ den Brief sinken. „Warum schickt Professor McGonagall mir eine Eule?"

„Ich nehme an, sie hat eher Sanry geschickt", wandte er ein.

Sie verdrehte die Augen. „Ich meine, warum schreibt sie mir?"

Severus zog die Augenbrauen hoch. „Möglicherweise weil es halb elf ist, du hast das Frühstück verpasst. Und in deinem Zimmer warst du nicht anzutreffen."

Hermine schloss die Augen. „Es ist halb elf?"

„Ist es."

„Oh ..."

Er lachte dunkel. „Nun, da Minerva ohnehin weiß, wo du die Nacht verbracht hast, können wir uns auch Zeit lassen." Einladend hob er die Decke hoch.

Hermine folgte dieser Einladung mit einem Grinsen, legte den Brief achtlos auf den Nachtschrank und setzte sich rittlings auf Severus' Schoß. „Geschlafen haben wir aber genug", befand sie und küsste ihn, bevor er etwas dazu sagen konnte.

- - -

Später beim Ordenstreffen vermied Hermine es, ihrer Hauslehrerin in die Augen zu sehen. Nicht, weil sie befürchtete, die könnte etwas von dem, was sie den Vormittag über mit Severus getan hatte, herausfinden, sondern weil sie heute kein Interesse an der Missbilligung hatte, mit der Professor McGonagall sie seit dem Ende des Krieges immer wieder ansah. Der Vormittag war schön gewesen, sie würde sich deswegen kein schlechtes Gewissen bereiten lassen.

Stattdessen konzentrierte sie sich auf Lupin, der vor der kleinen Gruppe der Ordensmitglieder stand. Harry und Ron waren mitgekommen (Harry wohl hauptsächlich, weil er danach noch Unterricht bei Severus hatte), Kingsley Shacklebolt hatte sich eingefunden, Bill Weasley und die Professoren McGonagall und Flitwick. Es war eine überschaubare Runde und Hermine fragte sich, weswegen sie dazu gebeten worden war.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now