03| arroganz in person

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~syrener- olivia lobato

e s t e l l a

Wenn jemand dramatisch war, dann Carlie.

Ich konnte nur den Kopf zurückwerfen und lachen, als sie um punkt sieben Uhr morgens aus ihrem Zimmer stolzierte. Sie trug einen neonpinken Morgenmantel über dem Nachthemd, der bis zum Boden reichte und wie ein Schleier hinter ihr her wehte. An den Ärmeln und Enden war er mit dickem Plüsch besetzt.

Dazu steckten ihre Füße in riesigen Fellschlappen. Die Lockenwickler von gestern Abend waren auch noch drin. Ihre kleinen goldenen Kreolen wippten ihr um die Ohren, als sie zwinkerte und sich bei mir unterhakte. »Ich weiß, ich sehe umwerfend aus.«

»Dir ist klar, Norah wird ausrasten, wenn sie dich so sieht.«, lachte ich immer noch. »Aber ja, du siehst umwerfend aus. Ist der neu?«

»Norah ist doch nur neidisch. Wahrscheinlich will sie heimlich zu unseren Beauty Nächten kommen.«, meinte Carlie nur genervt und winkte mit manikürten Fingern ab. »Meine Cousine hat ihn mir geschickt. Soll ich dir auch einen organisieren?«

»Unbedingt«

»Wow!« Winnie trat schmunzelnd aus unserem Zimmer raus und schloss mit der Karte ab. »Carls, du siehst aus wie eine Göttin.« Sie steckte in karierter Pyjama Shorts und Hoodie, genau wie ich. Dazu Schlappen. Meine Haare waren nach dem aufstehen ein Vogelnest gewesen, also hatte ich sie schnell geflochten.

Typischer Frühstücks- Look.

Gestern Abend waren wir nach dem Essen mit den anderen zu Carlie und Miley aufs Zimmer gegangen. Dort hatten wir angerührte, stinkende Masken bekommen, einen schlechten Horrorfilm geschaut und bis spät nachts geredet.

Dabei hatten wir die Tatsache ignoriert, dass heute Unterricht stattfand. Die meisten sahen also echt erschöpft aus. Alle außer Carlie, die nur so vor Energie strotzte.

Ich liebte es die Blicke der anderen zu beobachten, wenn wir den Speisesaal betraten.

Ab der zehnten Stufe waren wir zwar nicht mehr verpflichtet im Saal mit allen zu essen, aber das Frühstück dort war einfach unschlagbar. Außerdem war es zur Abwechslung mal ganz nett, wenn wir alle an einen Tisch passten und nicht ein paar auf dem Fußboden hocken mussten.

»Na los, gehen wir.«, meinte Winnie und ich gähnte zustimmend. Carlie zog mich grinsend mit sich.

Auf dem Weg stießen noch Esther und Edda zu uns, Miley war angeblich noch am schlafen. Andere Mädels gesellten sich in der langen Schlange im Speisesaal zu uns und als wir uns hinsetzten, war der Tisch bis auf den letzten Platz besetzt.

Hungrig biss ich in mein knuspriges Toast, das mit Ei und Bacon belegt war. Dazu gab es Obst und ein großes Croissant.

Nein, das hier würden selbst Eddas Kochkünste niemals übertreffen können.

Über unseren Köpfen funkelten Kronleuchter. Es roch nach frischen Eiern und gebackenen Brötchen.
Alle waren am quatschten, die Musik aus der Küche drang bis zu uns.

Unser Tisch, an dem wir so gut wie immer saßen, befand sich im hübschen angrenzenden Wintergarten. Durch die Scheibenfronten hatten wir einen tollen Ausblick und konnten die aufgehende Sonne genießen, die zwischen den Bäumen empor in den Himmel kletterte.

Winnie biss in ihr drittes Croissant mit Nutella und sah mich an. Dabei strich sie sich ihr weinrotes Haar zurück. Letzte Woche war es noch straßenköterblond gewesen, zumindest bis ich es in unserem engen Bad gefärbt hatte. Winnie wollte unbedingt eine Veränderung, also bekam sie sie.

»Hm?«, machte ich und trank einen Schluck meines kalten Orangensaft.

Mit ihren Augen machte sie seltsame Bewegungen und neigen den Kopf ein Stück. Sie unterdrückte sich ihr Lächeln. Natürlich verstand ich sofort.

The light you brought Where stories live. Discover now