38| ein wort über sie

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c o d y a n

run for the hills- tate mcrae

»Das glaube ich echt nicht...« Will sah flüchtig von seiner Plank auf, während Keeton neben ihm die Klimmzüge unterbrach und nach einem Handtuch griff. Wir waren alle seit knapp über einer Stunde am trainieren, aber das war gerade mal der Anfang. Später waren Intervalle auf dem Plan.

Ich beendete meinen Satz, stemmte die Hantel ein letztes Mal hoch und ließ sie dann in die Halterung gleiten. Für Sonntag war eigentlich ein freier Tag vorgesehen, doch wenn ich die Wettkämpfe gewinnen wollte, und damit meinte ich jeden einzelnen, würde das wohl nicht für mich gelten.

So hatte ich einen Teil des Vormittag im Gym verbracht. Heute Nachmittag stand das Laufen an. Der Coach wollte mir ein Extra- Training geben.
Will und Keeton hatten sich nach dem Frühstück dazu entschlossen mitzukommen. Auch für Kee begann bald die Saison des Schwimmen. Als Kapitän lastete zusätzlicher Druck auf ihm, perfekt abzuliefern.

Skogsgård war bekannt für die ausgezeichneten Sport Teams. Alle Schüler hier waren regelrechte Leistungsmaschinen. Nicht umsonst war in der Eingangshalle alles voll mit den goldenen, protzigen Pokalen, Auszeichnungen und etlichen Sonderpreisen, die sich über all die Jahre verdient wurden. Die Schule hielt einen sensationellen Ruf, dem wir gerecht werden mussten.

Ich trank meine Flasche Wasser in einem einzigen Zug aus und ließ meinen verspannten Nacken etwas kreisen.

»Ich habe es die ganze Zeit gewusst...« Will grinste in sich hinein. »Ich habe die Gefühle zwischen euch einfach gespürt. Stella hat es nie zugegeben, und du auch nicht. Aber ich wusste es.«

Schon seit Beginn unseres gemeinsamen Trainings redete er von nichts anderem mehr. War es ein Fehler gewesen, ihm und Keeton von Stella und mir zu erzählen? Wahrscheinlich schon. Aber ich hatte es unmöglich weiter für mich behalten können, und außerdem verdankte ich Keeton zum Teil, dass die Dinge so gelaufen waren.

»Ernsthaft? Denkst du, du warst der einzige, der das gecheckt hat? Was meinst du, weshalb die Mädchen alle so schlecht gelaunt waren?«, stichelte Keeton ihn auf. »Winnie meinte es gab echt Stress.«

Will ließ sich von der Plank auf den Boden sinken und drehte sich auf den Rücken. »Was für Stress?«

»Keine Ahnung. Zickenkrieg eben, oder so. Frag Winnie.« Keeton schien nicht weiter über die Streits der Mädchen reden zu wollen. Ich beschloss Stella mal bei einer passenden Gelegenheit zu fragen.

In diesem Moment vibrierte mein Handy, welches  neben mir auf dem Boden lag. Schnell griff ich danach, spürte dabei genau die bedeutungsvollen Blicke der Jungs, und entsperrte es. Als ich sah, wer mir geschrieben hatte, musste ich mich automatisch von ihnen abwenden.

Sonst hätten die beiden mein Lächeln gesehen, und mich den ganzen verdammten Tag damit aufgezogen, worauf ich eindeutig keinen Bock hatte.

Stella hatte mir in einer Nachricht geschrieben, ob wir uns heute treffen wollten. Gott verdammt, ja. Natürlich wollte ich sie sehen. Ich sehnte mich seit ihr, seit ich gestern Abend aus dem Wohntrakt der Mädchen abgehauen war. Zudem mussten wir dringend reden, über all das was zwischen uns passiert war.

Automatisch schossen mir die Erinnerungen an sie durch den Kopf. An ihre perfekten Lippen, ihren Körper, ihre Stimme... Ich wandte mich noch etwas mehr von den Jungs ab.

»Und?«, rief Will von hinten, seine Stimme klang bereits schadenfroh.

»Stella?«

»Wer sonst?«

Ich schrieb ihr im gleichen Moment zurück. Ein Treffen. Heute Abend. Wir würden klären, was passiert war und erneut reden.

»Worüber grinst ihr so?«, schaltete sich aus dem nichts eine Stimme ein, bei der mir augenblicklich Wut durch die Adern rauschte und sich mein Kiefer verspannte. Ich warf einen halbherzigen Blick über meine Schulter und blickte Fjell ins Gesicht.

The light you brought Where stories live. Discover now