21| ich werde dir zuhören

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-my friend's toyota~ asiris

c o d y a n

Ich war ein Arsch.

Und das nicht nur in all der vergangenen Zeit, in all den vergangenen Jahren, sondern insbesondere in diesem fucking Moment, in dem ich wie ein Idiot einfach gegangen war und Stella allein gelassen hatte.  Allein das Bild ihres verletzten Gesichtsausdrucks hatte gereicht, damit mir das verdammt klar wurde. Ihr Ausdruck, ihr Versuch, all das einfach zu überspielen, wie sie es immer tat.

Um Holz zu suchen.

Was für eine schlechte Ausrede. Ernsthaft- hätte mir nicht immerhin etwas besseres einfallen lassen können? Nur knapp fünf Minuten später- ohne Holz- kam ich wieder. Meine Haare waren wieder vollkommen nass, aber das spielte nicht die geringste Rolle.

Aus der Ferne konnte ich sehen, wie Stella noch immer regungslos vor dem Feuer saß. Sie schien nahezu in meinem Pullover zu versinken, sodass sie sich die Ärmel umgekrempelt hatte. Stella strich sich ihre gewelltes Haar aus dem Gesicht, das von dem Feuer angeleuchtet wurde und band es schließlich zusammen.

Ich verkrampfte mich. Meine Schritte wurden automatisch schneller.

Es war mittlerweile stockdunkel und ich konnte Eulen zwischen dem Prasseln des Regen in der Ferne aufkreischen hören. Blitze schlugen irgendwo ein und ab und zu krachte es gewaltig, als würden Bäume getroffen und in zwei Hälften gespalten werden.

Kurz vor Stella blieb ich stehen. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah mich an.

»Hast du Holz gefunden?«, fragte sie und lächelte sogar leicht. Sie war nicht wütend, sie war nicht beleidigt, sie war kein bisschen enttäuscht-

»Es tut mir leid, Stella-«

»Du brauchst dich nicht entschuldigen.«, unterbrach sie mich nur abtuend und wandte sich wieder dem kleinen Feuer zu. Ihre Finger waren durchgehend an meinem Pullover beschäftigt, als wäre sie etwa nervös. Estella und Nervosität- zwei Eigenschaften, die normalerweise nicht zusammenpassten.

»Estella, ich will mich-«

»Nein, wirklich, alles ist gut.« Sie hatte instinktiv eine Hand nach mir ausgestreckt, doch ließ sie in der selben Sekunde ruckartig sinken.

Mein Herz schlug mir gegen die Brust. Ich setzte mich wieder neben sie. Dichter als eben. Ihr schien das nicht aufzufallen.

»Die sind übrigens echt gut geworden.« Stella griff nach einem meiner geschnitzten Spieße und steckte einen Marshmallow drauf. Sie roch danach; nach Feuer, dem Rauch, den Marshmallows und dem Regen. Etwas von ihrem Haar streifte kurz meinen Arm, als sie sich vorbeugte und den Marshmallow ins Feuer hielt.

Ich konnte ihr keine vernünftige Erklärung liefern. So sehr ich es wollte, so sehr ich diesem Mädchen eine Entschuldigung für mein beschissenes Verhalten geben wollte- es ging nicht.

Es schien, als wäre da diese unüberwindbare eiserne Mauer um mein Herz, die ich errichtet hatte, als es passiert war. Und seitdem hatte ich mich abgekapselt. Als wären meine Lippen für immer über diesen einen Tag versiegelt. Aus Wut, aus Angst, ich konnte es ja nicht mal benennen.

Ich hatte mit niemandem meiner Freunde darüber geredet, die sich nach und nach von mir abwandten, und schon gar nicht mit meiner Familie... Unbewusst hatte ich mich mal wieder verspannt, bei dem bloßen Gedanken an meine Eltern und Brüder.

Mit Stella darüber zu reden kam mir absolut absurd vor. Wahrscheinlich würde sie mich wie alle anderen von sich stoßen. Sie würde mich für das Monster halten, als welches mich die meisten gesehen hatten, nachdem sie es hinter meinem Rücken erfuhren.

The light you brought Where stories live. Discover now