11| ein lustiger brite

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sunday smile- jake troth

c o d y a n

Es war nach neun Uhr, als der Coach uns in die Umkleiden scheuchte. Wir sollten dringend duschen, riet er uns. Aber auch er war vollkommen durchgeschwitzt.

Ich hatte heute die Aufgabe zugeteilt bekommen, die Hürden wegzuräumen. In nur wenigen Minuten hatte ich das erledigt.

Immer noch konnte ich das Adrenalin in meinen Adern spüren.

Es war ein gutes Training gewesen.

Will war schon vorgegangen in die Duschen. Ich würde meine Trinkflasche und Tasche von der Tribüne holen und ihm dann folgen. Er hatte mich eben gefragt, ob ich mit ihm und ein paar anderen Jungs abhängen würde. Einige hatten Bier mit ins Internat geschmuggelt.

Locker lief ich los zu den Bänken, quer über den Platz, an denen nur noch eine einzige Laterne brannte.

Estella saß darunter. Ihr Gesicht noch gerötet und das offene Haar war zerzaust. Ihre Brust hob und senkte sich schnell.

Überraschenderweise war sie ziemlich gut im Laufen gewesen. Nach einer Runde konnte sie zwar kaum mehr, aber der Sprint, das Beschleunigen, lag ihr. Die Ausdauer eher weniger. Der Coach war trotzdem zufrieden gewesen und hatte sie überzeugt Track&Field am Mittwoch als Kurs zu wählen.

Sie hatte ihre Handytaschenlampe eingeschaltet und war gerade dabei sich den linken Schuh auszuziehen. Ihr Gesicht verzog sich dabei. Ich blieb im Schatten stehen. Irgendwas hinderte mich am weitergehen.

Leise murmelte Estella unverständliche Worte, ihre Nase kräuselte sich dabei. Sie zog sich die Socke vom Fuß. Aus der Entfernung konnte ich nicht viel sehen.

Endlich bewegte ich mich wieder. Meine Tasche lag in der Nähe von ihr. Sie schien mich nicht mal zu bemerken, als ich die Stufen hochstieg.

Nur ein beiläufiger Blick über die Schulter reichte, als sie zischte. Ihr Fuß sah... Ich wusste, die Füße von Tänzerinnen konnten mal blaue Flecken haben und wehtun, aber sie hatte blutende Stellen und richtige Blutergüsse an den Zehen.

Ich griff nach meiner Sporttasche. Der Verschluss surrte, als ich das Seitenfach aufmachte und nach dem Verbandsset griff, das ich immer dabei hatte.

»Estella?«

Sie fuhr erschrocken herum.

Ich warf ihr das Set aus der Entfernung in den Schoß. Überrascht hob sie es an und beäugte erst mich, dann das rote Päckchen. »Was ist das?«

»Wonach sieht's aus?« Sie schien es ernsthaft nicht zu verstehen... Seufzend erklärte ich:»Für deinen Fuß.«

»Oh...« Ihre gerunzelte Stirn glättete sich augenblicklich. Realisation traf sie, dass ich es wohl gesehen haben musste. »Das ist... nett. Danke.«
Mit langsam Bewegungen öffnete sie das Set und zog sich einen elastischen Verband und ein Stück Tape heraus.

»Ist es normal, dass bei Tänzern Füße so aussehen?«, fragte ich, ehe ich darüber nachdenken konnte.

Verdammt. Eigentlich hatte ich doch gehen wollen.

Sie strich sich das krause Haar hinters Ohr und rang sich eine unsichere Antwort ab:»Ja, also, nein... Wenn man viel trainiert passiert das. In Spitzenschuhen tanzt. Oder nicht aufpasst. Also... Ach egal.«

»Vielleicht wäre ein Besuch beim Schularzt sinnvoll.«

So routiniert wie ihre Finger nun den Verband um ihren Fuß wickelten, schien sie das nicht zum ersten Mal zu machen.

The light you brought Où les histoires vivent. Découvrez maintenant