48| welle des blitzlicht

66 3 0
                                    


c o d y a n

love grows- edison lighthouse

»Codyan Walsh, bitte noch ein Foto!«

»Eine Stellungnahme bezüglich der Teilnahme an den Meisterschaften!«

»Sind die Gerüchte wahr? Sind Sie mit der Norwegerin Estella Larsen zusammen? Wenn ja, seit welchem Zeitpunkt?«

»Wie würden Sie ihr Leben hier in Skogsgård definieren?«

»Haben Sie aktuell guten Kontakt zu ihren Eltern und der Firma, die Sie erben? Werden diesbezüglich schon erste Schritte eingeleitet?«

Das tosende Blitzlicht übergab sich wie eine unaufhaltbare Welle über mich. Ich war daran seit klein auf gewöhnt, jedes Mal kostete es mich jedoch neue Überwindung in die Rolle des perfekten, makellosen Sohnes meiner Eltern zu schlüpfen. Der perfekte Sohn, der ich nun mal schon lange nicht mehr war.

Der ich vielleicht niemals gewesen war.

Myles konnte all das. Er war immer da gewesen, hatte in Interviews für mich das Wort ergriffen, mich aus Social Media rausgehalten und mir all den Freiraum gelassen, den ich so sehr brauchte.

Er hatte alles für seine Bruder geopfert.

Ich warf einen schnellen Blick über die Schulter. Estella stand gemeinsam mit Will und Laurin weiter hinten. Sie schenkte mir unsicheres Lächeln, was ich sofort erwiderte.

Mit einer perfekten Haltung und einem eingespielten Lächeln, das mir meine Mutter eingeschärft hatte, sobald ich die ersten Wörter plapperte, wandte ich mich wieder zu den Journalisten. Wie Tiere hatten sie sich vor den dicken schwarzen Gittern des Tores versammelt, und versuchten krampfhaft ihre Mikrofone hindurch zu kriegen.

Alles hier war perfekt abgesichert, niemand könnte hineingelangen. Ein Glück. Und jeden Moment wäre Mr Evensen inklusive der schuleigenen Security hier, sodass ich endlich verschwinden konnte und es ihm überlassen durfte, all diese Menschen irgendwie abzuwimmeln.

Wegen der Gala, die genau übermorgen stattfand, trafen mittlerweile die ersten Sponsoren, Promis oder Eltern ein. Somit auch die Presse, die bei der Gala großzügig anwesend sein würde.

Es war nur ein Zufall gewesen, dass sie mir aufgelauert hatten, als ich Estella von ihrer Ballett Probe abholte. Und die Journalisten eiskalt stehen zu lassen, womöglich laut zu werden, war für meine Eltern nie eine akzeptable Option gewesen. Somit auch für mich nicht. Nicht nach all dem, was passiert war.

»Skogsgård ist eine großartige Schule. Ich bin meinen Eltern dankbar für die Möglichkeit, hier sein zu dürfen.«, beschränkte ich mich auf das Beantworten einer einzigen Frage.

»Und das Laufen? Sie werden hier gefördert?! Was ist mit Walsh- Fox Industries? Was sagen Ihre Eltern zu ihrem Talent?«

Kameras klickten ununterbrochen und ich hörte das nervtötende Kritzeln von Stiften auf Papier, was für mich noch nie etwas gutes bedeutet hatte. Ruhig bleiben. Ruhig bleiben und lächeln.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie sich Stella mit den Jungs zum Glück ein Stück außer Reichweite entfernte, um dort zu warten. Ich wollte auf gar keinen Fall, dass die Presse sie womöglich sah, und sich dann wie wild geworden auf sie stürzen würde.

Ein Großteil der hartnäckigen Fragen drehte sich im Augenblick schließlich um sie. Das geheimnisvolle norwegische Mädchen. Die Ballerina mit den großen grünen Augen, von der man so gut wie nichts wusste.

»Werden Sie bei der preisgekrönten Winter Gala eine Begleitung haben, Codyan?!«, fragte mich ein glatzköpfiger Mann. Auf seiner Nase saß eine verdunkelte Brille, die er sich hastig hoch schob. Alle anderen hörten auf Fragen zu stellen, sie schienen auch eine Antwort zu wollen.

The light you brought Where stories live. Discover now