69| würde es um sie gehen

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c o d y a n

youth- daughter

Anderthalb Tage später hatte Stella ihre endgültige Diagnose: Ihr Herzmuskel war wirklich entzündet.
Und zwar verdammt stark. Ihr Herz war eindeutig geschwächt.

Sie wurde sofort auf starke Medikamente gesetzt, da sich zu allem Scheiß eine neue Erkältung anbahnte, was auch ihr Husten der letzten Tage erklärte.

Es konnte kaum schlimmer werden. Das wurde mir mehr als schmerzlich bewusst, als sie mich am ersten Abend gequält anlächelte, obwohl ich wusste, dass sie am liebsten geweint hätte.

Manchmal fragte ich mich, wieso Stella krampfhaft versuchte, für jeden so stark zu spielen.
Wieso sie es für mich versuchte.
Es war offensichtlich, dass es ihr nicht gut gehen konnte. Aber sie schien das nicht zu akzeptieren und wollte uns vom Gegenteil überzeugen- sich selbst eingeschlossen.

Trotz allem waren die Ärzte zuversichtlich.
Die Medikamente würden bald anschlagen und sie hatten gute Prognosen. Das war das einzige, was dafür sorgte, dass ich innerhalb dieser in sich verschwimmenden Stunden nicht durchdrehte.
Am Ende würde alles gut werden. Das wiederholte ich wie ein verfluchtes Mantra.

Mit dem Taxi fuhr ich am Montag nach meinem Wettkampf mit dem Sonnenaufgang nach Skogsgård zurück und stand irgendwie den Unterricht durch.
Ich schwänzte das Training, nahm mir wieder heimlich ein Taxi und fuhr zurück ins Krankenhaus.
Genau so hatte ich es auch heute getan. Genau so würde ich es jeden Tag machen. Egal, welche Konsequenzen das für mich hatte.

Ich hatte mittlerweile damit aufgehört meine Nachrichten zu öffnen. Ich brauchte keine weiteren Ermahnungen vom Coach, Anschuldigungen von Will oder Nachrichten meiner Brüder, die mir irgendwelche Artikel zuschickten, die sich alle um Stellas schlimmen Zustand drehten.

Das spielte alles keine Rolle mehr.

Es kam mir vor, als hätte man mir die Luft genommen, als Stella auf dem Platz zusammenbrach. Als könnte ich erst wieder richtig atmen, wenn sie aus dem Krankenhaus raus war.

»Hey.« Überrascht blickte ich hoch, als sich mit einem Mal Winnie in mein Blickfeld schob.
Ich hatte sie alle in den letzten Tagen bloß flüchtig in der Schule gesehen, wo ich ihnen das meiste erzählte. Stella schien nicht mal in der Lage dazu zu sein, ihre Freundin anzurufen. Gestern war ich derjenige gewesen, der für sie eine Nachricht geschrieben hatte, die sie diktierte. Danach schlief sie sofort wieder.

Ihre Mom, die hergekommen war, war im Augenblick bei ihr und ich hatte kurz auf dem Flur telefoniert. War ich ernsthaft auf dieser unbequemen Bank eingeschlafen? Ich richtete mich ein Stückchen auf.

Winnie setzte sich seufzend neben mich und vergrub ihre Hände in den Taschen ihres grauen Hoodies.
Sie sah unnatürlich blass aus und ihre roten Augen, als hätte sie vor kurzem geweint. Ich spürte sofort, wie sehr ihr Stellas Zustand zu schaffen machte.
Und da war sie nicht die einzige.

»Kee und Will sind auch mitgekommen. Carlie kommt mit anderen Mädels in den nächsten Tagen. Vorausgesetzt Stella ist einverstanden.«

»Das ist sie bestimmt. Sie freut sich, wenn ihr kommt.«

»Wir machen uns alle total Sorgen.«, wisperte Winnie leise und starrte geradeaus. Einige Ärzte schossen an uns vorbei, ich roch eine intensive Welle von Desinfektionsmittel. Ich hasste diesen Geruch mittlerweile. »Ist sie gerade wach?«

»Ihre Mom ist bei ihr. Aber sie schläft im Augenblick. Die Medikamente, die sie ihr geben, sind stark und schlagen auf ihren ganzen Körper an.« Ich klang ebenso leise.
»Sie wirkt davon oft... weggetreten.«

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