26| es hat keinen zweck

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e s t e l l a

-bewitched ~ laufey

Wie Codyan es mir gesagt hatte, tauchte er exakt zwanzig Minuten später wieder auf. Er klopfte an und ich öffnete mit klopfendem Herzen und weichen Knien.

Da stand er mir gegenüber: Mit noch nassem verstrubbeltem Haar, in einem grauen Sweater und Jogginghose und einem Teller in der rechten Hand.

Meine Augen wurden groß, als ich die liebevoll zubereiteten und duftenden Sandwiches anstarrte, bei denen mir buchstäblich das Wasser im Mund zusammenlief. Normalerweise wurde der Appetit durch das krank sein ja eher weniger, aber bei mir schien das Gegenteil zuzutreffen.

»Die sind von Winnie, oder?«, fragte ich. Spätestens bei den danebenliegenden Radieschen, die zu Herzen geschnitten waren, wurde mir das klar. Meine beste Freundin drückte ihre Liebe schon immer durch Essen aus.

Als Entschuldigung backte sie Muffins, brachte jedem wenn er krank war ganze Obstplatten oder beschenkte uns an Weihnachten mit selbst gemachten Pralinen, die übrigens göttlich waren.

Vielleicht konnte sie nicht so gut kochen wie Edda, deren Eltern eine riesige Restaurant Kette besaßen und sie daher schon seit klein auf in der Küche stand, aber dafür backte Winnie umso besser.

»Deine Freundin hat mich abgefangen, bevor ich auch nur einen Fuß in den Flur setzten konnte.«, teilte Codyan mir amüsiert mit und trat ein, nachdem ich einen Schritt zurück getreten war.

»Hat sie irgendwas gesagt?«

Er schüttelte den Kopf und stellte den Teller auf meinem Nachttisch ab. Dieser war voll mit Büchern, einer Taschentuchbox und anderem Krimskrams.
Zudem stand dort die Lampe meiner Großmutter. Die Schneeglöckchen aus Glas, die nun leuchteten.

Ich beobachtete wie Codyan sich kurz in meinem Zimmer umsah (was ich ein Glück geschafft hatte grob aufzuräumen). Er schaute die Polaroid Girlande an, die quer durch den ganzen Raum gespannt war. Die Bilder mit mir und meinen Freunden, mit meinen Eltern und meinem großen Bruder Casper.

Er ging auf meine kleine Ballett- Ecke zu, wie ich sie nannte, wo all meine Medaillen und Urkunden und ganz viele eingerahmte Fotos hingen.
Codyan nahm dann einen der kleinen Spitzenschuhe in die Hand, die auf einem oberen Regal platziert waren. Es war damals mein allererstes Paar gewesen, weswegen sie mir viel bedeuteten.

»Wie alt warst du?«, fragte er interessiert und deutete auf den rosa Schuh.

»Zehn Jahre. Es war zwei Monate vor meinem elften Geburtstag, als meine Mutter mich mit meinem ersten Paar überrascht hatte.« Ich seufzte, schwelgte für einen Moment in einer alten Erinnerung an diesen besonderen Tag: Wie ich kichernd die Schuhe aus dem Karton geholt hatte, nachdem Mam und ich in dem Ballett Laden gewesen waren, um sie meinem Vater überstolz zu präsentieren.

»Deine Eltern unterstützen das mit dem Ballett sehr, stimmt's?«

»Oh ja. Es mag sein, dass sie zwar sehr viel über mich streiten, aber sie haben schon immer meine Leidenschaft für diesen Sport verstanden und gefördert.«

Codyan legte den Schuh wieder zurück an seinen Platz. Sein Blick blieb bei einem Bild hängen. Es war damals in der dritten Klasse gewesen, und zeigte wie mein kleines Ich einen orangenen Fuchs bei einer Aufführung tanzte.

Meine Wangen waren dort feuerrot, meine langen Haare akkurat gelockt und mein Lächeln unfassbar glücklich.

»Meine erste Aufführung...«, murmelte ich und plötzlich war meine Stimme leiser geworden. Kurz waren all die Glieder- und Kopfschmerzen vergessen.

The light you brought Where stories live. Discover now