31| eiserne züge

157 4 0
                                    



e s t e l l a

my tears ricochet- taylor swift

Bewaffnet mit einem dampfenden Teller, der voll mit einer Joghurt- Reispfanne war, setzten Codyan und ich uns in den gespenstisch leeren Wintergarten, der an den Speisesaal angrenzte.

Der große Tisch stand genau vor den Glasscheiben, weswegen man eine perfekte Sicht nach draußen hatte. Auf das endlos weite Schulgelände, was vom Mondlicht sanft erhellt wurde.

Die Erschöpfung des ganzen Tages, an dem einfach viel zu viel passiert war, saß mir mittlerweile tief in den Knochen. Nicht nur wegen dem anstrengenden Gespräch mit Mr Evensen, sondern auch wegen meiner Erkältung mit dem Fieber, für das ich nun ein Glück passende Medikamente bekommen hatte.

Dr Saundars hatte mich beruhigt, in dem er mir versicherte, bald würde alles wieder in Ordnung sein. Mein Fuß mal ausgeschlossen. Morgen würde ich dazu wohl mehr wissen. Ich versuchte ich Augenblick einfach gar nicht erst darüber nachzudenken.

Nachdem ich die Medizin runtergeschluckt hatte trank ich einen langen Schluck der süßen Cola. Mein Appetit war immer noch nicht sonderlich groß, aber das Essen, das eine freundliche Köchin namens Agatha für uns aufgewärmt hatte, roch köstlich.

Codyan hatte noch nichts probiert, sondern tippte gerade eine Nachricht auf seinem Handy. Er wirkte im Gegensatz zu mir kein bisschen müde, sondern eher aufmerksam und wach.

Es hatte mir viel bedeutet, dass er bei dem Gespräch mit Mr Evensen dabei gewesen war. Meine Wangen wurden bei dem bloßen Gedanken an seine Hand, die meine so zärtlich gehalten hatte, warm und mein Bauch kribbelte.

Ich versuchte mich aufs Essen zu konzentrieren, aber stattdessen konnte ich ihn die ganze Zeit nur verstohlen über den Tisch hinweg anschauen. Er steckte sein Handy weg und erwiderte meinen Blick.

Dringend wollte ich ihm erzählen, was Arvid mir über ihn gesagt hatte, aber es fühlte sich nicht nach einem passenden Augenblick an.

»Dein Laufen- wann findet dein erster Wettkampf statt?«, fragte ich, und legte meine Gabel ab, um wieder einen Schluck zu trinken. Codyan hatte mir vor kurzem erzählt, was für ein wahnsinniges Angebot einer seiner Trainer ihm gemacht hatte.

Viele hier kannten Coach Saintez. Er war damals bei Olympia gelaufen und ein beachtlicher Trainer, der vielen zu großem Erfolg beholfen hatte. Als er sich vor Jahren dazu entschied, sich an unserer Schule als internationaler und reisender Trainer zu Ruhe zu setzten, war das ein riesiges Ding gewesen.

Nicht nur eine krasse Möglichkeit für das Team der Schule, sondern auch für einzelne Talente. Und wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, war Codyan das.

Ich hatte ihn bei den Trainingseinheiten von mir, die ich an einer Hand abzählen konnte, ständig heimlich beobachtet. Zwar kannte ich mich nicht aus, sah aber die neidischen Blicke von allen anderen, hörte Mr Saintez anerkennendes Pfeifen oder die Mädchen, die sich unauffällig bei Besprechungen um ihn scharrten. Wahrscheinlich merkte er das nicht mal.

Codyan hatte Talent und ich hoffte innigst, er würde alles daraus ausschöpfen. Laufen schien seine Leidenschaft zu sein. Und es gab nichts schöneres als Menschen, die für etwas brannten und gleichzeitig außergewöhnlich gut darin waren.

»In drei Monaten starten die Qualifikationen unter den Schulen in Umkreisen, die immer vergrößert werden. Die werden hart sein, aber wenn man gut ist, geht es irgendwann um die Landesmeisterschaften.« Tatsächlich stahl sich bei diesen Worten ein Lächeln in Codyans Gesicht.

»Das klingt toll! Läufst du im Team oder allein?«

»Vorerst ist es geplant, dass ich eine Mittelstrecke alleine laufe. Aber Mr Saintez hatte letztens etwas von dem Staffellauf geredet...«

The light you brought Where stories live. Discover now