28| von tänzer zu tänzer

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e s t e l l a

~this fight- tout va bien

Ein verdammter Segen.

Das war es gewesen, als an diesem Tag die Nachricht von Conrad Garcia in die gemeinsame Gruppe eintraf, dass er sich dafür entschuldigte, bei dieser Probe nicht dabei sein zu können. Etwas wichtiges privates sei ihm angeblich dazwischen gekommen. Noch nie war ich erleichterter gewesen, wie in dem Moment, als meine Augen diese Worte überflogen hatten.

Ein Tag. Ein Tag zum ausruhen würde drin sein.

Also verbrachte ich den Dienstag größtenteils in meinem Bett. Bewegte mich kaum, konnte aber auch nicht lange schlafen. Die Gliederschmerzen waren stärker geworden und auch meine Stirn war glühend heiß. Vielleicht hätte man ein Spiegelei darauf braten können, überlegte ich in meinen verwirrten Gedanken. Selbst mein Appetit bei Eddas gekochtem Essen verflog, was ein schlechtes Zeichen war.

Ich ließ Winnie meine, eher gesagt Codyans, Aufgaben abgeben und sie versorgte mich mit neuen Hausaufgaben.

Noch am frühen Abend erhielt ich zwei längere Emails. Eine von meinem Mathe Lehrer, die andere von meiner Biologie Lehrerin. Beide waren sehr beeindruckt, von meinen großartigen Abgaben.

Ich nahm mir vor mich bei Codyan zu bedanken. Doch er tauchte an diesem Abend nicht mehr auf. Ab und zu schaute ich auf mein Handy, aber nicht mal eine Nachricht kam rein. Wäre ich nicht so zwischen Fieberträumen und kehligem Husten gefangen gewesen, hätte die Enttäuschung vielleicht mehr weh getan.

Während Winnie mich besuchte und mir Eddas Essen brachte, versprach ich ihr, am nächsten Nachmittag zu Dr Saundars zu gehen.

Was ich natürlich nicht tat.

Mein schlechtes Gewissen wuchs und wuchs, aber ansonsten wäre ich nun vielleicht für zwei Wochen krankgeschrieben. Jeder wusste, wie wichtig unserer Schule die Gesundheit der Schüler war.

Zwei Wochen kein Tanzen würden für mich bedeuten, mich dem Risiko entgegenzustellen, meine Rolle als Klara zu verlieren. Und das ging nicht. Auf gar keinen Fall würde das in Frage kommen.

Nicht nach dem heftigen Streit meiner Eltern, der die ganze Nacht in unserer WhatsApp Gruppe abgelaufen war.

Ein weiterer Segen, dass mein Handy auf stumm gestellt gewesen war.

Es ging mal wieder um irgendwas rechtliches, äußerst wichtige Erbdokumente oder so.
Ab einem Zeitpunkt war es so eskaliert, dass sie auch mich mit reingezogen hatten. Schon seit der Scheidung wollten sie beide insgeheim, dass ich endlich eine Seite wählte.

Meine Mutter oder mein Vater.
Ich hatte mich zu entscheiden.

Zu wem hielt ich?
Zu keinem natürlich. Anders als mein Bruder, der seine Wahl gleich zu Beginn getroffen hatte. Daran war unsere Familie ein kleines Stückchen mehr zerbrochen. Alles war schlimmer als je zuvor und ich litt im Stillen darunter.

Aber was in der Familie geschah, würde auch darin bleiben. Jahrelang hatten meine Eltern mir das eingeprägt, wenn sich Nachbarn wegen dem Lärm ihrer Streite schon beschwert hatten oder mit einer Anzeige drohten. Also schwieg ich alles tot. Nicht mal Winnie wusste etwas davon.

Vielleicht war das einer der Gründe, wieso ich mich am Mittwoch Abend in das riesige, hell beleuchtete Theater schleppte. Bedacht darauf, mich gerade zu halten und nur zu husten, wenn wirklich niemand darauf achtete. Die Schule hatte ich heute irgendwie gerade so hinter mich gebracht, also würde auch das Training gut laufen.

Es musste gut laufen.

Normalerweise nahm ich keine Schmerzmittel, doch heute war es nicht anders gegangen. So fiel das Hämmern in meinem Kopf etwas milder aus.

The light you brought Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin