12| conrad garcia

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~damage gets done- hozier

e s t e l l a

»Erledigt!« Glücklich lief ich Miley entgegen. Sie stand vor dem Balletthaus, ein großer Anbau an einer der Hallen, und umarmte mich schnell. Ihr süßes Parfüm flog mir kurz entgegen und ihr Haar kitzelte meine Wange, bevor wir uns lösten.

Es war Mittwoch. Und soeben hatte ich die Sportkurswahl endlich hinter mich gebracht. Ich fühlte mich irgendwie zehn, nein dreißig Kilo leichter. Coach Saintez hatte mich einfach überzeugt, sodass nun Field& Track auf meinem Zweitkurs stand. Nun hieß es die Daumen drücken, dass nicht zu viele den Sport wählten und am Ende ziemlich altmodisch vorgegangen wurde:

Das gute alte Losen. Wir hassten es doch alle.

»Supi! Was hast du gewählt?« Miley und ich gingen hinein, auf direktem Weg in den ersten Stock.

Das Gebäude war schön modern eingerichtet. Überall hingen Bilder des alten Theaters, Spitzenschuhen oder Schülerinnen, die es nun in einige der weltweit größten Ballettschulen geschafft hatten.

Oben schlüpften wir in die Umkleiden. Drinnen begrüßte uns ein fröhliches Stimmengewirr, der intensive Geruch von Hairspray und ein Gewusel vor dem Spiegel.

Wir setzten uns auf zwei freie Plätze auf den Bänken und ich begann mich mit steifen Bewegungen aus meiner Jacke zu schälen.

»Ich habe Track& Field gewählt. Ich werde da aber größtenteils Laufen machen. Das kann ich von allem noch am besten.« Und es hatte sogar ein klein wenig Spaß gemacht.

Wie von selbst wanderten meine Gedanken zu Montag. Alle beim Training waren echt nett zu mir gewesen.  Naja- alle bis auf Codyan. Wobei, später nach dem Training...
Nur kurz- ganz kurz- hatte ich ihn vor Augen. Ihn in diesem engen langarm Shirt, was seine definierten Muskeln so sehr betonte, dass es nahezu unmöglich für mich gewesen war, wegzuschauen.

Verdammt. Wurden meine Wangen gerade wärmer?

Schnell sprang ich auf und zog mir meine Haarbürste aus der Tasche.

»Klingt gut!«, meinte Miley. Wir stellten uns zu den anderen an den Spiegel und begannen uns die Haare in einen akkuraten Dutt einzudrehen. Wie immer lösten sich ein paar Haarsträhnen von mir. Egal wie viel ich von Mileys Haarkleber benutzte- niemals würden sie halten.

Seufzend packte ich meine Wasserflasche und mein Handy und folgte den anderen in Ballettsaal 3. Es war der größte, hatte schöne große Fenster und sogar ein paar Pflanzen in der Ecke.

Komisch. Normalerweise hatten wir im ersten Raum Unterricht.

Als wir eintraten war es eiskalt. Die Fenster standen sperrangelweit offen. Ein Mann hatte sich etwas hinausgebeugt, die Unterarme locker aufgestützt.
Er war relativ groß, schätzungsweise über eins fünfundachtzig und steckte in Sporthose und passendem Oberteil.

Wo war Madame Fournier? Ich sah mich um.

Auch die anderen warfen sich vollkommen verwirrte Blicke zu, unsicher, was sie tun sollten.

Astrid neben mir fragte etwas zu laut und patzig:»Wer ist das bitteschön?«

Der Mann wirbelte herum und schon als er auf uns zukam war sein anmutiger Gang kaum zu übersehen. Er war kein Praktikant oder Sportlehrer. Ganz sicher nicht.

Sein Gesicht war hart- nahezu verkrampft. Er hatte dunkle Augen, dicke Augenbrauen und sich kräuselnde Lippen.

»Mein Name«, setzte er mit tiefer Stimme an. »Ist Conrad Garcia. Sagt euch der Name vielleicht etwas? Ich habe in Frankreich jahrelang unterrichtet. Viele Stücke komponiert und geleitet, Theater besessen und mit den besten der besten an einer Seite getanzt.«

The light you brought Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon