68| schlimmeres

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c o d y a n

chasing cars- the wind and the wave

Meine Nerven waren bis zum zerreißen angespannt, als ich zwei Stunden später in das hochmoderne Krankenhaus mitten in der Stadt rauschte, in das man sie gebracht hatte.

Ohne mich umzusehen oder irgendwas in meinem Umfeld richtig wahrzunehmen, rauschte ich auf die unüberschaubare Rezeption zu.

Mr Saintez hatte mir strikt verboten, einfach abzuhauen, aber noch vor der Siegerehrung war ich einfach verschwunden. Ich duschte schnell, zog mich
um und bestellte heimlich ein Taxi. In einem Mordstempo fuhren wir quer durch die Stadt, der Fahrer baute fast einen Unfall. Und trotzdem dauerte es wegen Stau beinahe zwei Stunden, bis wir ankamen.

Ich wusste, der Coach würde verdammt sauer auf mich sein. Aber das war mir völlig egal. Scheiß auf eine Medaille, Scheiß auf irgendwelche Fotos oder Interviews. Ich hatte die beiden letzten Rennen gewonnen, somit meine Qualifikation erhalten, und das war alles, was ich Stella versprochen hatte, bevor man sie wegbrachte. Das war alles, was ich brauchte, um mich endlich auf den Weg zu ihr zu machen.

Nun zählte nur noch sie.

Nichts anderes.

Gott, ich würde verdammt nochmal durchdrehen, wenn ich sie nicht bald endlich sehen und mich davon überzeugen konnte, dass es ihr gut ging.

Denn als ich sie heute inmitten aller Menschen dort sah- schweratmend am Boden liegend und ohnmächtig- da hatte ich einfach nur eine scheiß Angst um sie. Ich hatte ihr Herz unter meiner Hand schlagen gespürt- und schon da ein schlechtes Gefühl gehabt. Etwas stimmte nicht, egal ob Stella das wahrhaben wollte oder nicht.

»Ich möchte zu einem Mädchen, das vor einigen Stunden eingeliefert wurde. Ihr Name ist Estella Larsen.« Ungeduldig blickte ich auf die tickende Uhr, die an der Wand hinter der riesigen C- geformten Rezeption hing. Es hatte mich allein fünfzehn Minuten Warten gekostet, endlich dran zu sein.

»Einen Moment...« Langsam tippte die Frau Stellas Namen in ihren Computer und sah mich dann an.
»Sie sind kein Angehöriger, nehme ich an?«

»Doch, der bin ich.«, sagte ich einfach und starrte ebenso zurück. »Ich bin ihr Freund.«

Die Frau schien nicht diskutieren zu wollen, ihr Blick flog wieder zu ihrem Computer. »Ich kann Ihnen sagen: Sie war bis eben noch in der Notaufnahme und ist jetzt auf ein Zimmer gekommen.«, erklärte sie mir, trank danach einen langen Schluck Kaffee.

»Welche Zimmernummer denn?«, wollte ich wissen und zwang mich, dabei einigermaßen höflich zu klingen. Innerlich konnte ich langsam einfach nicht mehr- ich drehte vor Sorge um sie durch.

»Sie müssen warten bis ihre Familie da ist...« Die Frau sah mich wieder im Zeitlupentempo und ausdrucksloser Miene an. »Da kann ich nichts machen. Sorry.«

»Bitte... ich...« Ich trat näher an diesen gottverdammten Tresen. »Ich bitte Sie, sagen sie mir diese Zimmernummer. Ich liebe dieses Mädchen und musste heute dabei zusehen, wie sie aus dem nichts ohnmächtig geworden ist. Alles was ich will, ist jetzt bei ihr zu sein. Bitte.«

Quälende Sekunden vergingen. Die Frau sah mich mit schief liegendem Kopf an und seufzte dann müde. »Zimmernummer 331.«, sagte sie leise.

»Danke, verdammt.« Auf der Stelle drehte ich mich um. Ich sah die Schlange bei den Aufzügen und entschied mich, wohl ein zweites Mal an diesem Tag zu laufen.

Wie heute in dem Stadium gab es nur ein Ziel für mich:

Stella.

The light you brought Onde histórias criam vida. Descubra agora