20| reiße dich zusammen, stella

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-unknown~ hozier

e s t e l l a

Innerhalb von Minuten wurde der Regen immer stärker und schien die Umgebung nahezu in Flut zu setzen. Codyan hatte gerade meinen Verband fertig angelegt und ich mir meinen Schuh wieder angezogen, da war mein Pullover schon vollkommen durchweicht.

»Scheiße.«, fluchte ich und griff nach meinem Rucksack. Regen floss mir über mein Gesicht, tropfte von den Spitzen meiner Haare. »Wir müssen schnell weiter zur Hütte!«

»Wir können jetzt nicht weiter. Da zieht ein gewaltiger Sturm zusammen. Wenn wir jetzt weitergehen ist das Selbstmord.«, murmelte Cody und stopfte alle Sachen wieder in seinen eigenen Rucksack. Auch er war schon vollkommen nass.

Ich wusste, dass er recht hatte. Während Gewitter war es immer oberste Priorität sich einen sicheren Unterschlupf zu suchen und abzuwarten. Nachdenkend sprang ich auf. »Ich weiß wo wir hinkönnen. Im Waldstück, an der Klippe, ist ein Unterschlupf!« Ein Mal hatte ich dort mit Winnie gepicknickt. Auf jeden Fall würden wir Schutz vor dem Regen finden.

Codyan nickte. Sein Haar war triefend nass. Genau wie sein verdammtes Kompression- Shirt. Warum konnte ich ausrechnet in den unpassendsten Momenten nicht aufhören zu beobachten wie muskulös er war? Verdammt. Ich strich mir eine glitschige Strähne aus dem Gesicht.

Seite an Seite liefen wir in das Waldstück. Inmitten all der hohen Bäume war es auch jetzt alles andere als sicher. Immerhin wurde der Regen ein klein wenig abgefangen, was nichts daran änderte, dass ich buchstäblich durchweicht war.

»Schneller«, wies Codyan an, weil ich mit meinem Fuß kaum laufen konnte.

»Es geht nicht.«, brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und gab mir Mühe mein Tempo irgendwie zu beschleunigen.

Codyan wartete gar nicht lange, da zog er mit einem Mal meinen Arm über seine Schulter und legte seinen eigenen um meine Hüfte.

Ruhig bleiben. Ganz ruhig bleiben, Stella.

Immerhin kamen wir so um einiges besser voran. Es dauerte zehn Minuten, in denen wir uns durchs dichte Unterholz kämpften, da erreichten wir endlich die Klippe, vor der ein beachtlich großer Vorsprung aus Stein war, der Schutz vor dem Regen bot.

Kaum angekommen zog ich mir den schweren Rucksack ab und ließ ihn einfach auf den Boden plumpsen. Codyan und ich sahen uns für den Bruchteil einer Sekunde an. Und dann lachten wir beide los.

Es war absolut lächerlich. Ob es wegen dem Adrenalin war, meiner verlaufenen Mascara, die mich wie einen Panda aussehen ließ, oder Codyans verstrubbeltem Haar, was sich durch den Regen etwas lockte- keine Ahnung. Es war mir egal, denn es tat verdammt gut.

Langsam kriegte ich mich wieder ein. »Okay...« Ich holte tief Luft. »Was machen wir jetzt? Glaubst du das Unwetter geht vorüber?«

Er sah auf sein Handy, aber es war kein Wunder, dass er es sofort wieder wegsteckte. Hier oben hatte man einfach nirgends Netz. Man steckte regelrecht in einem Loch.

»Ich glaube es wird dauern... Richtig gewittern tut es erst im Tal. Bis es hier nach oben kommt können noch ein paar Stunden vergehen...«

»Also... sitzen wir hier erstmal fest?«

Codyan nickte. »Sieht danach aus.« Er öffnete seinen Rucksack und holte einen Beutel raus. »Wie gut, dass ich diese Tüte voll mit Delikatessen dabei habe.«

»Von Esther?« Ich lächelte, als er tatsächlich Kaviar und geschnittenes Baguette herausholte. Dabei versuchte ich nicht über das Gefühl nachzudenken, als sie heute schamlos mit ihm geflirtet und nicht von der Seite gewichen war. »Lass das alles lieber drin, ist ihr Lieblingsessen. Für uns gibt es stattdessen...«

The light you brought Where stories live. Discover now