43| kannst du gedanken lesen?

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c o d y a n

heaven and back- chase atlantic

Der Zehntklässler grinste mich stolz und ziemlich überheblich an, als das Training sich dem Ende neigte. Wir hatten heute zuletzt aus reinem Spaß natürlich einen kleinen Staffellauf gemacht, und Coach Saintez bestand darauf, die Gruppen zu losen. Auch unter den einzelnen Jahrgängen.

Ich endete mit dem hyperaktiven Fünfzehnjährigen, einer schüchternen Brünette aus meinem Jahrgang, die durchgehend schwieg, und einem anderen rothaarigen Typen namens Sam, den ich flüchtig aus Chemie kannte.

Wir gewannen mit Abstand.

Und obwohl das Rennen zum Spaß war, fühlte sich gewinnen einfach verdammt gut an.

Will kam locker auf mich zugejoggt. Verschwitzte Haarsträhnen klebten ihm an der Stirn. Er trank einen Schluck Wasser, bevor er tatsächlich zugab:»Ordenlichte Leistung, muss man euch ja lassen.« Wir gingen gemeinsam zur beleuchteten Tribüne, wo meine Flasche stand.

»Ach ja? Ihr wart aber auch nicht schlecht. Zumindest nicht so schlecht, dass es der letzte Platz wurde.«, zog ich ihn auf und bekam daraufhin nur Mittelfinger von der Seite, woraufhin ich schmunzelte.

Kaum zu glauben. Vor einigen Monaten hätte ich mir selbst nicht mal vorstellen können, so etwas wie einen gemeinsamen Staffellauf zu machen mit Menschen, die mir fremd waren. Ich wäre ja nicht mal einem Verein beigetreten, oder hätte an einem Training teilgenommen. Ich dankte Mr Saintez bis heute für die Möglichkeit, die er mir damals gegeben hatte.

Ohne Stella, ohne das Laufen, wüsste ich nicht, wie es an Skogsgård sonst für mich gelaufen wäre. Und ich wollte es auch nicht wissen.

»Beim nächsten Mal schlagen wir euch. Dann polier ich dir endlich dieses arrogante Lächeln aus dem Gesicht.«

Ich wollte gerade etwas erwidern, da ertönte eine mir nur allzu bekannte Stimme:»Codyan!« Sofort sah ich hoch und erkannte tatsächlich Stella.

Sie saß ganz oben auf einer Bank der Tribüne und winkte uns lächelnd zu. Die Beine angezogen und den Rücken entspannt an die Wand gelehnt. Sie steckte in dicker Winterjacke und Jeans und hatte sich einen Schal umgewickelt, der beinahe die Hälfte ihres Gesichtes verdeckte. Neben ihr stand eine braune Tüte mit einem Logo, das mir bekannt vorkam.

Bei ihrem Anblick wollte ich sofort zu ihr und sie küssen. Ihr die offenen Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen, ihre Wange berühren oder sie einfach gleich von hier weg in mein Zimmer tragen.

Scheinbar spiegelte mein Blick dasselbe wieder, denn Will kratzte sich am Hinterkopf und murmelte nur glucksend:»Ich lass euch beiden mal allein. Viel Spaaaaß.« Er schnappte sich seine Tasche und machte sich mit einigen anderen Jungs auf den Weg zu den Umkleiden.

Ich hingegen stieg hoch zu Stella. Im Laufen griff ich nach meinem Pullover und Flasche. »Wie lange bist du schon hier, Sonnenschein?« Ich setzte mich neben sie.

»Ungefähr seitdem du mit einem Jungen einen Staffellauf gemacht hast, der dabei abgegangen ist wie ein Flummi.« Sie lachte und es hörte sich verdammt schön an. Ich grinste sofort. »Sowas habe ich echt noch nie gesehen. Ihr habt die anderen gefühlt umrundet.«

»Ich habe ihn vielleicht anfangs zu sehr verurteilt. Er hat wirklich alles gegeben. Scheint so, als hätte er sich beweisen wollen.«

»Und ihr habt ja auch gewonnen.«, fügte Stella zwinkernd hinzu und griff nach der braunen Tüte. Erst jetzt schwebte mir der intensive Duft entgegen, den ich sofort erkannte. »Cody, du läufst wie ein verfluchter Blitz.«

The light you brought Where stories live. Discover now