62| new years eve

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e s t e l l a

the black dog- taylor swift

Silvester war einer meiner liebsten Tage im Jahr.

Ich mochte es fast so sehr wie Weihnachten.

Denn sich neue Dinge vorzunehmen, mit Freunden über alte Geschichten zu lachen oder zu sehen, wo man ganz am Anfang des Jahres stand, war großartig.

Außerdem liebte ich es schimmernde Kleider anzuziehen, meine Augen dunkel zu schminken und Glückskekse zu essen, von denen ich einfach absolut nicht genug bekommen konnte. Sie schmeckten einfach viel zu gut.

Dieser Abend konnte also nicht ganz so übel werden.

»Hier, für dich.« Aus der Luft schnappte ich grinsend einen neuen Glückskeks, den Will mir zuwarf. Schnell packte ich ihn aus der raschelnden Folie, brach ihn auseinander und las die Nachricht:

Auf Regenschein folgt Sonnenschein, auch in deinem Leben.

Wie herrlich.

Was für eine tolle Botschaft.

Ich biss in den Keks und versank den Zettel in meine Tasche. Ich wollte gar nicht erst über diese tiefgründigen Zeilen nachdenken. Es war überflüssig. Bestimmt würde der Sonnenschein in mich zurückkommen. Aber darüber konnte ich mir heute Abend nicht den Kopf zerbrechen.

Die Silvester Feier, die meine Freunde und auch die untere Stufe auf die Beine gestellt hatten, war toll und ganz sicher würde ich mich hier weder traurig in eine Ecke setzten, noch Codyan bloß mit einem Wort erwähnen.

»Süß, oder?« Will nickte mit dem Kinn zu meiner Freundin. »Wer hätte gedacht, dass aus Feinden Verliebte werden können...«

Umschlungen standen Kee und Winnie in einer Ecke des Feuers und lachten zusammen. Sie kicherte und schlug ihm dann empört auf den Kopf, nur damit er ihr neckend in die Seite kniff. Ich musste lächelnd seufzen.

»Ich hoffe, sie heiraten mal.«, sagte Will neben mir und ich drehe mich zu ihm. »Das hoffe ich auch.«

»Was ist denn mit dir?«, fragte ich mit wackelnden Augenbrauen und trank einen Schluck des süßen fruchtigen Getränks, das Edda gemischt hatte.

»Mit mir?« Sein Lächeln wirkte irgendwie traurig. »Ich habe noch Zeit. Der richtige wird wohl kommen. Irgendwann.«

»Das klingt, als hättest du Liebeskummer, Will.
Gibt es etwa jemanden, von dem wir nichts wissen?«, entgegnete ich skeptisch. Mein Blick wanderte dabei über das Geschehen im Innenhof. Ein Teil der Leute war im warmen Gebäude, die anderen standen genau wie wir um das Feuer herum. Gleich war es eh soweit.

Gleich würde die Uhr Null schlagen.

Mein offizieller Neubeginn.

»Im Gegenteil.«, sagte Will, was mich dazu brachte, mich vollständig zu ihm zu drehen. »Ach ja?«, wollte ich neugierig wissen.

»Das ist ein Thema für ein anderes Mal. Gleich ist schließlich Mitternacht.« Das konnte doch nicht sein, wollte er mich ernsthaft auf diese Weise abwimmeln?

»Das ist fies...« Ich öffnete einen neuen Glückskeks. Ohne mir die bescheuerte Nachricht überhaupt durchzulesen, steckte ich mir ihn einfach in den Mund.

»Stella...« Will kratzte sich am Nacken. »Also...«

»Alles gut?« Ich trat kauend näher.

»Jaja... es ist nur... also... hat dir... hat...«

Ich verstand nichts und Edda machte es nicht besser, als sie plötzlich einen Arm um mich schlang und rief:»Noch vier Minuten, oh mein Gott!«

Schnell legte ich auch meinen Arm um sie, hatte meinen Blick aber noch fest auf Will gerichtet, der mir irgendwas sagen wollte. Immer wieder suchte er die richtigen Worte, nur um dann abzubrechen.

The light you brought حيث تعيش القصص. اكتشف الآن