51| skandal

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e s t e l l a

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Ich musste blinzeln.

Ein Mal.

Zwei Mal.

Drei verdammte Male.

Everett Fox hatte tatsächlich die verdammte Bühne betreten. Ein perfektes Zahnpaste Lächeln, zurückgegelte Haare, ein maßgeschneiderter Anzug und ein Blick, der nicht eine Sekunde von Codyan abließ, als er über das zukünftige Projekt unserer Schule berichtete.

Er sprach sogar über Cody, lobte, was für Chancen Skogsgård bieten würde, und das das Internat noch viel mehr als nur seine Unterstützung verdient hatte. Alle Sponsoren schienen beeindruckt- die Presse absolut hingerissen von den emotionalen Worten.

Der einzige, der nicht an Everett's Lippen hing war Codyan. Sein Gesicht war blass, die ganze markante Kieferlinie vollkommen angespannt. Unsere Hände waren nicht mehr verschränkt- stattdessen hatte er sie zu Fäusten geballt und atmete tief ein- und aus.

»Codyan«, flüsterte ich so leise, dass es niemand hören konnte.

Seine Augen zuckten sofort zu mir und ich konnte sehen, was darin geschrieben war: Aufsteigende Panik.

Panik wie die, die ich hatte, als meine Eltern sich scheiden ließen. Als ich erste wichtige Auditions fürs Tanzen hatte. Nur war es bei ihm tausend Mal schlimmer.

Er war so verkrampft und es schien, als würde jeden Augenblick etwas aus ihm brechen. Fuck. Irgendwas stimmte ganz und gar nicht. Codyan hatte mir erzählt, dass niemand von seinen Eltern herkommen würde. Das musste also eine Überraschung der ganz üblen Sorte sein.

Blitzschnell sah ich mich um. Seine Hand fing an zu zittern. Ich konnte unmöglich hier sitzen bleiben und nichts tun. Eine spontane Idee nahm in meinem Kopf Gestalt an. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte raunte ich ihm zu:»Spiel mit.«

Schon täuschte ich das unangenehme, unterdrückte Husten vor. Etwas gekrümmt und geduckt stand ich auf und fragte betont lauter:»Begleitest du mich bitte raus?«

Sofort sprang er nahezu auf, verstand ohne weiteres, was ich vorhatte. »Natürlich.« Seine Hand fand um meine Taille und gemeinsam verließen wir zügig den Saal. Kaum jemand bemerkte uns. Alle Augen lagen auf dem taffen Geschäftsmann, der seine Rede weiter durchzog. Und doch war ich mir sicher, dass er bemerkt hatte, dass wir den Saal verlassen hatten.
Scheiß drauf.

Kaum hatte Codyan die Tür des Hinterausgangs geöffnet, entfernte er sich gleich mehrere Schritte von mir. Sein ganzer Körper zitterte. Ich blieb stehen. Beobachtete ihn kurz- gab ihm Raum.

Er blieb nicht stehen, ging die ganze Zeit unruhig herum. Sein herumschweifender Blick machte mir aus irgendeinem Grund beschissene Angst.
Mein Magen zog sich zusammen, verknotete sich regelrecht. Was war denn nur los? Wieso hatte er...

Angst vor seinem Vater?

»Was ist los?«, fragte ich ganz leise. Als keine Antwort kam ging ich direkt auf ihn zu, berührte ihn sanft am Arm. »Codyan.«

»Wenn du nicht sprechen willst, ist das okay...«, setzte ich an, aber er schüttelte sofort den Kopf.

»Stella, du... niemand hatte mir gesagt, er würde heute Abend herkommen. Ich verstehe es nicht.«

»Er stand nicht auf der Gästeliste, oder? Vielleicht ist er ja spontan gekommen? Wollte dich überraschen?«

»Überraschen? Er will mir diesen Abend ruinieren, nichts mehr.« Sein Lachen klang eher verzweifelt.

The light you brought Where stories live. Discover now