32| das zwischen ihm und mir

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e s t e l l a

vibes- chase atlantic

Die Blätter verfärbten sich, segelten alle zu Boden und der Wind wurde eisiger als zuvor. Frostblumen zeichneten sich morgens an meinen Fenstern ab und ich zog mir jeden Tag immer mehr Schichten an.

Es war gerade mal Ende Oktober, trotzdem zog der Winter bereits langsam ein.

In Skogsgård wurden aktuell selbst gebastelte Halloween Dekorationen aufgebaut und alle unteren Stufen planten ihre berüchtigte Party, die am einunddreißigsten in dem Speisesaal steigen würde. Wie jedes Jahr gab es den Kostümwettbewerb, der von uns Ältesten geleitet werden musste. Es war wirklich süß zu sehen, welche kreativen Verkleidungen die Zehn-, Elf- und Zwölfjährigen stolz vorzeigten. Es war unheimlich schwer später die Plätze zu verteilen. Ich freute mich auf dieses Mal.

Die Tage seit dem Vorfall mit Arvid schienen nahezu wie die bunten Herbstblätter in die Vergangenheit zu verfliegen. Mehrere sehr lange Gespräche mit seinen Eltern hatten statt gefunden, bei denen ich- Gott sei Dank- nicht dabei sein musste.

Auch mit meinen Eltern wurde telefoniert. Sie waren schockiert- beide. Meine Mutter und mein Vater waren außer sich. Meine Mom war kurz davor gewesen Arvid verklagen zu wollen. Dad wollte herkommen. Sie stritten sich über alles und nichts von beidem passierte.

Letztendlich kam es zu dem, was Mr Evensen hervor gesagt hatte: Arvid wurde von der Schule verwiesen.

Nur, dass seine höchst eingeschnappten Eltern, die sich natürlich nicht für ihren Sohn entschuldigten oder seine Tat einsahen, ihn lieber selbst von der Schule nahmen, um sich die Blöße zu sparen.

Eher gesagt ersparten sie sich so die Schwierigkeiten, die sonst dabei entstanden wären, eine neue Schule zu finden, die einen Jungen mit einer derartigen Akte aufgenommen hätte.

Es war hinterlistig und regte mich auf, aber was am Ende für mich zählte war, dass Arvid endlich weg aus Skogsgård war. Dass er verschwunden war und ich ihn nie wieder sehen musste. Dass so etwas nie wieder passieren würde.

Die Erleichterung war unbeschreiblich, als ich vor Tagen aus dem Fenster beobachtet hatte, wie der riesige glänzende Jaguar die ewig lange Einfahrt hinunter fuhr, nur um danach durch das Tor auf die Waldstraßen zu verschwinden. Auf direktem Weg zum Flughafen. Ich hatte gehört für Arvid sollte es in die Schweiz gehen.

Dankbarkeit erfüllte mich auch. Dankbarkeit, dass alle mir geglaubt hatten. So traurig es auch war, nicht jeder Täter erhielt eine Strafe.
Arvid hatte damals schonmal ein Mädchen belästigt. Anders als bei mir, hatte es keine Zeugen gegeben. Ihr wurde zwar geglaubt, aber es hatte für keinen Rauswurf gereicht. Vielleicht lag es nur an Codyan, der alles genau bezeugen konnte, dass Arvid jetzt irgendwo ganz weit weg flog.

Ich driftete mal wieder in meinen Gedanken ab. Seufzend strich ich mir die Haare zurück und band  sie rasch zu einem Zopf.

Nicht nur der Vorfall Arvid geisterte noch in meinem Kopf herum, sondern auch ein anderer Junge wollte mich nicht in Ruhe lassen:

Ein Junge mit den perfekten Gesichtszügen, einer großen Statur und den klarsten blauen Augen, die ich je gesehen hatte.

Es war Montag gewesen, fünf Tage vor Halloween, als wir im überfüllten Gang aneinander vorbeiliefen.

Als Codyan mir tatsächlich zuzwinkerte, auf eine Weise, bei der mir mein Lächeln selbst die ganze Mathestunde im Gesicht kleben blieb.

Unsere Leben waren jedoch voll gestopft- verplant mit sehr hartem Training, unerbittlichem Lernen und anderem Kram. Zumal Codyan nächsten Frühling seine Abschlussprüfungen vor sich hatte, die alles andere als ein Zuckerschlecken waren.

The light you brought Where stories live. Discover now