22| buchstäbliches wrack

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~you are in love- taylor swift

e s t e l l a

Es war falsch zu leugnen, wie heiß meine Wangen wurden, als ich in dieses verdammt beengende Zelt kroch.

Und es war noch viel falscher zu leugnen, dass ich- Estella Larsen, erwachsene siebzehn Jahre alt- beinahe wieder rücklings heraus fiel, als ich Codyan sah, der sich sein nasses Shirt, was nicht getrocknet war, über den Kopf zog. Es war zwar dunkel, aber ich konnte trotzdem genug sehen- genug sehnige, kräftige Rückenmuskeln, die sich bei den Bewegungen anspannten. Immerhin trug er dazu eine Jogginghose.

Reiß. Dich. Zusammen.

Immerhin konnte er meine Wangen nicht sehen. Ansonsten wäre ich vielleicht vor Scham gestorben. Mein Gott, seit wann war ich so? Seit wann verhielt ich mich wie ein zwölfjähriges Mädchen, das für irgendeine Boyband oder so schwärmte? Ich wusste es nicht. Sobald wir zurück an Skogsgård waren, musste ich mit Winnie reden. Dringend.

Schnell schlüpfte ich in meinen Schlafsack. Ich hatte immer noch Codyans Pullover an. Und noch immer roch er nach ihm. Meine Jeans hatte ich jedoch gegen eine gemütliche, kurze Pyjamahose getauscht.

Ich hatte Codyan den Rücken zugewandt und konnte nur lauschen, wie auch er sich langsam hinlegte.

»Falls du deinen Pullover wieder haben möchtest...«, setzte ich zögerlich an und bereute es im nächsten Moment. Ich drehte mich um. Verdammt. Jetzt klang es ja geradezu so, als hätte ich etwas dagegen, dass er gerade oberkörperfrei war.

»Behalt ihn. Es sei denn, es macht dir etwas aus, dass ich...«

»Nein! Nein, alles gut.«, durchschnitt ich seine Worte sofort, energischer als beabsichtigt.

Wir sahen uns kurz an. Ich atmete einmal tief durch, zwang mich an die Decke des Zeltes zu starren. Nun war ich alles andere als müde. Im Gegenteil. Unsere Schultern berührten sich, so verdammt eng war es. Und scheinbar war das gerade so ziemlich das einzige, was mein Körper bemerkte- worüber mein Gehirn nachdenken konnte.

Warum gab es keinen Knopf, um Gedanken einfach zu stoppen und auszuradieren?

Ab und zu sah ich mal zur Seite. Nur um Codyans Blick zu begegnen. Ich hielt ihn Stand. Schluss damit mich so albern zu benehmen.

»Ich hätte nicht gedacht, dass unser Ausflug so endet.«, sagte ich und klang dabei belustigt, obwohl ich mich ganz und gar nicht so fühlte.

»Ich auch nicht. Was glaubst du, ist Keeton jetzt allein in der Hütte und die anderen zelten?«

Irgendwo schlug wieder ein Blitz ein- wahrscheinlich ein Baum. Ein Glück schirmte der Felsvorsprung das gesamte Zelt vor dem Regen ab. Den hätte es wahrscheinlich nicht ausgehalten.

»Ich hoffe alle sind dort. Aber ja-« Ich grinste breit. »Keeton auf jeden Fall.«

»Irgendwann wandern wir nochmal dorthin. Die Fjorde muss man mindestens ein Mal im Leben gesehen haben. Und wenn man Glück hat und die Polarlichter erwischt, ist es einfach unglaublich...«

»Klingt schön.«

»Es ist atemberaubend.« Allein bei dem Gedanken an die eiskalten Nächte unter freiem Sternenhimmel, an die wunderschönen farbigen Lichter, bekam ich eine Gänsehaut. »Die Hütte ist mein absoluter Lieblingsplatz.« Nun drehte ich mich ganz um und fragte:»Hast du einen?«

Er überlegte einen kurzen Moment, bevor er antwortete:»Ehrlich gesagt nicht. New York hat zwar viel zu bieten, aber irgendwie... Es war nie ein Zuhause oder so.«

The light you brought Where stories live. Discover now