29| geplatzter knoten

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e s t e l l a

~i want to know what love is- amason

Seine Hand riss den Schal in weniger als einer Sekunde von meinem Hals, während ich nicht mal eine kleine Chance hatte mich richtig gegen den aggressiven Griff zu wehren, der mich festhielt. Vielleicht würde ich mich mit Worten gegen ihn behaupten können, aber nicht auf diese Art.

Wieder schrie ich ihn an, trat wild und blind um mich, nur damit er meinen Kopf zurück gegen den Baum schubste und meine Welt erneut zum Wanken brachte.

Alles drehte sich.

Er beleidigte mich, redete von Codyan Walsh und von irgendwelchen Artikeln, von geschossenen Fotos. Von irgendeinem ,,fucking Geld". Die Hälfte rauschte einfach wie ein schlechter Film an mir vorbei und rückte in den Hintergrund.

Wieso ließ er mich nicht in Ruhe?

Wieso hatte ich diese gottverdammte Abkürzung bloß nehmen müssen?

Wieso gab es solche ekelhaften Typen wie Arvid?

Wieso ließ er nicht los?

Wieso fühlte sich all das wie ein Albtraum an?

Wieso war ich so naiv gewesen?

Wieso?

Er riss den Reisverschluss meiner Jacke halb auf, da bohrte ich ihm die langen Fingernägel in die Hand. Wieder schleuderte er mir Wörter wie Presse, Medien und Geld ins Gesicht und beleidigte mich. Ich wusste nicht, was er mir genau klarmachen wollte, doch realisierte, dass ein Großteil seines Reden mit Codyan zutun hatte.

Mein Körper war wie gelähmt. Immer wieder versuchte ich meine Hände aus seinem Griff zu reißen oder zu treten. Oder um nach Hilfe zu schreien.

Damals, auf dem Gang, hatte ich das nicht ernst genommen. Gedacht, es wäre bei dieser belästigenden Berührung an der Hüfte geblieben, die weniger als eine Sekunde gedauert hatte.

Ich hatte mir eingeredet, kein großes Ding daraus zu machen.

Wie hatte ich mich derart täuschen können?

Wieso hatte ich ihn nicht sofort gemeldet?

Weil du Angst hattest, flüsterte eine kleine, fiese Stimme tief in meinem Inneren. Und sie hatte ja recht. Alle kannten die Geschichte des älteren Mädchens, die auch behauptet hatte, Arvid hätte sie mal angefasst.

Dieser stritt das ab und seine Eltern verklagten sie sogar. Kaum jemand hatte ihr geglaubt. Ich war damals noch viel zu jung gewesen um etwas deswegen zu verstehen, und kannte sie nicht einmal. Ihr Ruf eilte ihr irgendwann voraus.

Wieder befahl ich ihm, mich loszulassen. Wieder fuhr er nur fort, mir Drohungen entgegen zu schleudern und sich über Codyan aufzuregen.

Ich verstand nichts mehr.

Mein Herz wollte mir aus der Brust springen und wegen dem Fieber und dem anstrengenden Training fühlte sich mein Körper an, als würde mein Kreislauf jeden Moment zusammenklappen.

Meine Hand schoss aus seinem Griff und verpasste ihm einen letzten Schlag, da wütete er nur noch schlimmer los.

»Was bildest du dir eigentlich ein, du kleine Hure?«

...

Nebel hatte sich über den Schulhof gelegt und die Nacht schien stockdunkel. Kein Stern schien. Kein Tier war aus den Wäldern zu hören.

The light you brought Where stories live. Discover now