Ein Spaziergang zum Friedhof

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Harry ging zusammen mit Ginny, Ron und Hermine die dunkle Dorfstraße in Godric's Hollow entlang. Vor vielen Häusern waren ausgeschnitzte Kürbisse aufgestellt, die erkennen ließen, dass heute Halloween war. Im Kinderwagen schob er Teddy vor sich her, den er über das Wochenende in seine Obhut genommen hatte. Dieser lebte nach dem Tod seiner Eltern bei seiner Großmutter Andromeda, doch Harry verbrachte immer wieder gerne Zeit mit seinem Patenkind, wann immer seine Aurorenausbildung dies zuließ.

Auch Ginny und Hermine kamen am Wochenende häufig von Hogwarts nach Hause. Da so viele Schüler, die im letzten Jahr nicht nach Hogwarts hatten gehen können (insbesondere Muggelgeborene, aber auch andere wie Neville oder Luna, die große Teile des Schuljahres verhindert waren), dieses Jahr nun wiederholten, war die Schule sehr überfüllt.

Daher hatte die Schulleitung beschlossen, es den volljährigen Schülern selbst zu überlassen, ob sie im Schloss oder zu Hause übernachteten; sie hatten dies nur den Hauslehrern mitzuteilen. Harry und Ron dagegen hatten sich entschieden, auf Kingsleys Angebot einzugehen und sofort die Aurorenausbildung zu beginnen. Sowohl Ginny und Hermine als auch Ron wussten, welche Bedeutung der heutige Tag für ihren gemeinsamen Freund hatte und hatten daher beschlossen, ihn heute zu besuchen.

Nun gingen sie gemeinsam langsam an der Dorfkirche vorbei auf das Friedhofstor zu. Die Friedhofwege waren sehr schmal, daher nahm Ginny Teddy auf den Arm und ließ den Kinderwagen draußen stehen. Die fünf machten sich auf den Weg zum Grab von Harrys Eltern. Harry sank vor dem Grabstein in die Knie, während Ginny und Hermine einige Meter entfernt stehen blieben und auch Ron am Weitergehen hinderten. Sie wollten Harry einige Momente allein mit seinen Eltern gewähren.

Nach ein paar Minuten stand er mit einem Ruck wieder auf und sah sich nach seinen Freunden um. Diese traten zu ihm und blickten auf das Grab und den Strauß Lilien, den Harry mitgebracht und in einer Friedhofsvase vor den Grabstein gestellt hatte. Leise und zögernd ergriff Hermine das Wort.

"Ich glaube, sie wären glücklich, wenn sie dich jetzt hier sehen könnten. Glücklich und stolz, nicht nur darüber, was du im Kampf gegen Voldemort erreicht hast, sondern auch darauf, dass du trotz deiner nicht immer glücklichen Kindheit und trotz aller Probleme und Widerstände, mit denen du in Hogwarts zu kämpfen hattest, so ein wunderbarer Mensch geworden bist. Sie wären stolz zu sehen, dass du an Teddy, den Sohn eines ihrer besten Freunde genau die Liebe weitergibst, die sie dir gegeben haben. Und glücklich wären sie darüber, dass nun die jungen Hexen und Zauberer endlich in Frieden und Sicherheit und ohne Angst aufwachsen können."

Ron und Ginny stimmten Hermine zu, Harry jedoch nickte nur stumm und sah Hermine dankbar an. Plötzlich quietschte Teddy vergnügt und zeigte mit seinem Arm auf das Grab. Die vier drehten sich auch wieder zum Grab um. Direkt vor dem Grabstein war eine Karte erschienen. Keiner wusste, wo die hergekommen war. Harry bückte sich und hob die Karte auf. Er runzelte die Stirn und las schließlich die Aufschrift vor:

"Diese Karte vermag meinem Erben zu helfen, vergangenes Unglück zu richten. Haltet euch an eure Freunde.
Laut gelesen, ward der Erbe zurückversetzt um die Mündigkeit eines Magiers.
Vergeht ein Jahr, so verbindet sich der Geist mit seiner Vergangenheit.
Möge Merlin über euch Wache halten
Ignotus Peverell"

Harry blickte auf und sah in die verwirrten Gesichter seiner Freunde. Noch bevor irgendjemand etwas sagen konnte, bildete sich direkt vor ihnen über dem Grab ein schwarz-violett leuchtender Wirbel. Harry spürte, wie Ginny nach seiner Hand griff und sie fest umschloss.

Dann vernahm er schon einen starken Sog, der ihn und Ginny mit Teddy im Arm in Richtung des Wirbels zog. Er fühlte nun auch einen festen Druck am anderen Arm; es war Hermine, die versuchte, ihn vom Grab wegzuziehen, ebenso wie Ron dies bei Ginny versuchte. Gegen den übermächtigen Sog des Wirbels hatten sie jedoch keine Chance. Alle fünf fielen kopfüber nach vorn in den Wirbel hinein und nahmen nur noch wirbelnde Schwärze wahr.

Halloween Time TravelWhere stories live. Discover now