Dumbledores Vergangenheit

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Am nächsten Morgen wachte Harry gerädert auf. Die halbe Nacht hatte er gegrübelt und immer wieder hin und her überlegt. Er konnte die Erinnerungen an sein siebtes Jahr in Hogwarts – oder eher außerhalb von Hogwarts – nicht einfach zeigen, ohne vorher mit Dumbledore gesprochen zu haben. Dumbledore hatte stets darauf geachtet, dass niemand erfuhr, was es mit seinem Zauberstab auf sich hatte. Jetzt wussten es schon vier – Harry, Ron, Hermine und Ginny. Er konnte nicht einfach vier weitere einweihen, ohne Dumbledore gefragt zu haben. Da fiel ihm ein, dass Dumbledore angekündigt hatte, womöglich heute hier bei Sirius vorbeizuschauen. Er hoffte, dass dies tatsächlich der Fall war.

Beim Frühstück waren alle recht schweigsam. Die meisten hatten nicht gut geschlafen und waren im Schlaf von den Erlebnissen in Harrys Erinnerungen verfolgt worden. Lustlos kaute Harry auf seinem Müsli herum. Hunger hatte er nicht wirklich. Als alle ihr Frühstück beendet hatten, begaben sie sich wieder zu sechst ins Wohnzimmer. Hermine und Lily waren wieder in den Keller verschwunden und stießen erst 15 Minuten später zu ihnen.

Lily und die Rumtreiber sahen Harry mit einer Mischung aus Neugierde und Argwohn ob der kommenden Erinnerungen an. Harry machte jedoch keine Anstalten, weitere Erinnerungen in das Denkarium zu geben, sondern räusperte sich. "Also, es ist so ... Ich würde euch gerne meine Erinnerungen an mein siebtes Schuljahr zeigen, aber ich habe das Gefühl, ich habe nicht das Recht, euch alles zu zeigen."
"Was meinst du damit?", unterbrach ihn James. "Hältst du uns nicht für vertrauenswürdig?"

Harry lächelte. "Euch würde ich jederzeit ohne zu Zögern mein Leben anvertrauen und auch meine persönlichen Geheimnisse. Aber darum geht es nicht. In diesem siebten Jahr habe ich ... haben wir ... Dinge herausgefunden, die ... zu den privatesten Geheimnissen von Professor Dumbledore zählen. Ich bin mir zwar absolut sicher, dass er euch vertraut, aber trotzdem denke ich, ich habe nicht das Recht, euch diese Geheimnisse zu zeigen. Jedenfalls nicht, ohne vorher mit Professor Dumbledore darüber gesprochen zu haben. Wir, also Hermine, Ginny, Ron und ich, haben uns geschworen, diese Dinge niemals jemand anderem weiter zu erzählen." Lily, James, Remus und Sirius nickten langsam.
"Das heißt, du wirst uns jetzt keine weiteren Erinnerungen zeigen", stellte Lily langsam fest.

Harry wiegte den Kopf hin und her. "Ja und nein. Wie gesagt, ich möchte zuvor mit Dumbledore sprechen. Remus, sagtest du nicht, er wolle heute wieder hier herkommen?"
Remus nickte. "Er sagte, er könne 'frühestens heute' wieder hier herkommen. Ob er wirklich kommen kann, wusste er noch nicht."
Lily schmunzelte. "So, wie ich Albus kenne, wird er die Ankündigung auf jeden Fall einhalten, wenn nicht gerade die Welt untergeht."
Wie zur Bestätigung klingelte es jetzt an der Haustür. Remus, Sirius und Harry gingen zur Tür. Dort stand Dumbledore mit einem großen verschlossenen Korb in der Hand. Sie baten ihn schnell herein. "Es tut mir leid, meine Freunde, ich kann leider auch heute nicht lange bleiben. Ich habe mir die Freiheit genommen, eure Lebensmittelvorräte ein wenig aufzubessern, wo ihr doch nur schwer aus dem Haus rauskommt. Die Hauselfen von Hogwarts waren so freundlich, diesen Korb mit Lebensmitteln zusammenzustellen. Dank eines Ausdehnungszaubers befindet sich genug für einen Monat darin." Dumbledore ging ins Wohnzimmer und stellte den Korb auf den Tisch neben das Denkarium. "Ah, ich sehe, ihr habt euch schon die eine oder andere Erinnerung angesehen. Ich hoffe, sie waren aufschlussreich?" Alle nickten.
"Aufschlussreicher als uns lieb war", brummte Sirius.

Dumbledore lächelte weise. "Wissen kann manchmal schmerzhaft sein. Aber gerade aus schmerzhaftem Wissen lernt man am meisten. Nun, wie gesagt, länger als ein paar Minuten kann ich nicht bleiben."
Harry räusperte sich. Diese Möglichkeit musste er ergreifen. "Ähm ... Professor? Könnte ich einen Augenblick allein mit Ihnen sprechen?"
Dumbledore sah ihn durchdringend an. "Aber natürlich, Mr. Potter." Sie gingen in die Küche und Harry schloss die Tür hinter sich.
"Nun ... Es geht um meine Erinnerungen und ob ich manches vielleicht nicht zeigen sollte."
Dumbledore sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. "Was genau für Erinnerungen meinen Sie?"
"Nun ja ... die Erinnerungen an meine ersten sechs Jahre habe ich meinen Eltern sowie Remus und Sirius schon gezeigt. Zum Teil waren es sehr grausame Erfahrungen, aber bei meinen Erinnerungen an mein siebtes Jahr liegt die Sache anders. In diesem siebten Jahr habe ich zum Teil sehr persönliche Geheimnisse über Sie, Professor, herausgefunden."

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