Feuer frei!

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Voldemort sah zu Harry und lächelte sein teuflisches Lächeln. "Welch eine Ehre, der Hausherr persönlich!", sprach er mit einer höhnischen und kalten Stimme, bei der Harry eine Gänsehaut bekam. Voldemort hielt Harry offenbar für James. Voldemort sprach weiter und fühlte sich offenbar vollkommen sicher. "Ich hatte euch ja schon lange die Ehre eines Besuchs erweisen wollen, aber ihr wart nirgendwo zu finden. Wie schön, dass ein gemeinsamer Freund von uns mir diesen Besuch doch noch ermöglicht hat. Es ist wirklich zu bedauerlich, wenn man sein Vertrauen in die falschen Leute setzt." Er grinste jetzt hämisch.
Harry reagierte äußerlich gelassen, war aber jederzeit bereit, auf einen Angriff zu reagieren. "Da kann ich dir nur Recht geben, Tom. Auch du solltest dir der Treue deiner Todesser nicht zu sicher sein. Es ist doch zu ärgerlich, wenn man von so einer kleinen Ratte verraten wird, nicht wahr? Aber heute wirst du mit deinem Vorhaben keinen Erfolg haben, Tom Riddle!" Er spuckte ihm seinen Namen regelrecht entgegen.

Voldemorts Gesicht verzerrte sich vor Wut, wodurch die rotglühenden Augen hervortraten. "Wie kannst du es wagen!", schrie er. "Na warte, dafür wird es mir ein Vergnügen sein, deine Frau und dein Kind so lange leiden zu lassen, bis sie mich um den Tod anbetteln, bevor ich Ihnen diesen gewähre." Wieder verzerrte sich Voldemorts Gesicht zu einem grausamen Lächeln. "Wenn ich es mir recht überlege, wirst du deine Frau und dein Balg foltern, bevor ich sie, gnädig wie ich bin, töte. Imperio!"
Harry hatte keine Möglichkeit, dem Fluch auszuweichen und er wusste, dass er sich nicht abblocken ließ. Er wusste auch nicht, was geschehen würde, wenn er sich jetzt mit seinem Zauberstab verteidigte und er wollte den Überraschungsmoment nicht verspielen. Da er auch wusste, dass er dem Imperiusfluch widerstehen konnte, ließ er sich von dem blauen Lichtstrahl treffen.

Eine wundersame Leere machte sich in seinem Kopf breit. Alle Sorgen schienen sehr weit weg zu sein. "Such deine Frau und dein Kind und foltere sie!", hörte er von fern die Stimme Voldemorts. Eine andere Stimme in seinem Unterbewusstsein wehrte sich aber dagegen. Nach einigen Momenten übernahm diese innere Stimme die Oberhand über seine Gedanken. Möglicherweise lag es daran, dass Harry keine Frau und kein Kind hatte und somit diesen Befehl gar nicht ausführen konnte, oder aber es war die Hoffnung auf eine Zukunft mit seinen Eltern. Was immer es war, nur selten war es ihm leichter gefallen, sich gegen den Imperiusfluch zur Wehr zu setzen. Harry machte keine Anstalten, nach Lily oder sonst jemandem im Haus zu suchen, sondern schüttelte mit äußerster Anstrengung den Fluch ab und schickte Voldemort eine kleine Stichflamme entgegen.

"Pah!", schleuderte ihm Harry entgegen, "Du träumst wohl, Tommy! Ich würde eher sterben, als zuzulassen, dass du meiner Familie etwas antust!" Er wusste, dass das Duell jetzt nur noch Sekunden entfernt war.
Voldemort zeigte jetzt wieder sein schreckliches Lächeln. "Sterben? Nun, diesen Wunsch will ich dir gerne erfüllen. Und gnädig, wie ich bin, wird dein Tod sogar schmerzlos sein." Er hob seinen Zauberstab und richtete ihn auf Harry. Auch Harry hob seinen Zauberstab. "Avada Kedavra!", kreischte Voldemort.
"Expelliarmus!", rief Harry und hoffte, dass er Recht hatte, was die Zauberstäbe anging. Ein grüner Lichtstrahl schoss aus Voldemorts Stab, ein roter kam ihm aus Harrys Stab entgegen. Genau zwischen den beiden prallten die Flüche aufeinander. Wie Harry erhofft hatte, setzte sich weder der eine noch der andere Fluch durch und nun verband beide Stäbe jenes goldene Band, das Harry schon von dem Friedhof kannte. Voldemort dagegen schien völlig verblüfft, sein Gesicht war sogar vor Angst verzerrt.

Nun faserte sich das goldene Band zwischen den Stäben auf, es entstand eine Kuppel aus Lichtperlen. Harrys Zauberstab fing an zu zittern und er hielt ihn jetzt mit beiden Händen fest. Wie von Geisterhand wurden Harry und Voldemort in die Luft gehoben und schwebten ein Stück den Flur entlang von der Haustür weg. Harry kam dies sehr gelegen, da Voldemort so leichter von den fünf anderen anvisiert werden konnte. Er wusste, was nun zu tun war. Mit aller Kraft konzentrierte er sich darauf, die Lichtperlen zurück in Voldemorts Zauberstab zu treiben. Wieder war er überrascht, wie leicht es ihm fiel. Der Gedanke daran, dass durch diese Änderung der Geschichte seine Familie niemals zerrissen werden würde, verlieh ihm unglaubliche Kraft. In Voldemorts Gesicht hingegen spiegelte sich Entsetzen wider. Dieser Abend verlief überhaupt nicht wie geplant. Sein Entsetzen wuchs, als die erste Lichtperle auf die Spitze seines Zauberstabs prallte.

Eine Hand, an der eine Marionettenpuppe hing, erschien aus festem Rauch aus dem Zauberstab. Der Schatten des Imperiusfluchs. Eine Gestalt aus fest scheinendem Rauch kam hervor und Harry erkannte den Jungen wieder, den Voldemort im Dorf getötet hatte. Eine weitere Gestalt tauchte auf, die Harry nicht erkannte. Es folgten laute Schreie, die in der Eingangshalle wiederhallten. Schließlich tauchte eine dritte Gestalt auf, eine junge Frau, die Harry vage bekannt vorkam, er wusste jedoch nicht, woher. Erneut folgten Schreie. Die drei Gestalten kreisten um Voldemort herum und riefen ihm Beleidigungen zu. Dadurch war Voldemort so abgelenkt, dass Harry mit der linken Hand seinen Mitstreitern das vereinbarte Zeichen geben konnte.

Augenblicklich kamen die fünf aus ihrer Deckung und ließen eine Fluchsalve nach der anderen auf Voldemort einprasseln.
"Stupor!"
"Expulso!"
"Bombarda!"
"Reducto!"
"Furunculus!"
"Oppugno!"
Harry sah zu, wie Voldemort aus allen Richtungen gleißende Lichtstrahlen entgegenkamen. Dieser schien zunächst wie erstarrt, doch dann mischte sich auch Wut in seine Angst. Er hatte seinen Stab die ganze Zeit nur in einer Hand und wehrte nun mit der Linken einen Fluch nach dem anderen ab. Auch ohne Zauberstab schaffte er es, mit der linken Hand einen Schild um sich herum zu erschaffen. Andererseits griff er auch keinen der anderen an. Harry kam es vor, als sei Voldemort nicht in der Lage, die Verbindung zwischen den Stäben abzubrechen, vielleicht hatte er aber auch Angst, sein eigener Fluch könnte dann auf ihn zurückfallen. Die Rauchgestalten schlossen den Kreis jetzt enger um ihn und dies schien sein Schild schwächer werden zu lassen.

Dies merkten seine Gegner auch, sie legten jetzt eine härtere Gangart ein. Einem Imperiusfluch von Ron konnte er sich gerade noch entziehen, dafür traf ihn Ginnys Flederwichtfluch mitten im Gesicht. Voldemort fluchte und versuchte, die Flederwichte abzuwehren, scheiterte jedoch, als James ihn mit einem Cruciatusfluch traf. Er stand jedoch immer noch aufrecht, biss die Zähne zusammen. Schließlich schrie Hermine zu Voldemorts linker Seite "Sectumsempra!" und schlug ihren Zauberstab wie eine Peitsche nach unten. Voldemort, der immer noch gegen die Flederwichte kämpfte, konnte nicht reagieren und so traf ihn der Fluch ungeschützt an seinem linken Handgelenk. Hermine hatte den Fluch mit einer solchen Wut gesprochen, dass Voldemorts linke Hand komplett von seinem Arm abgetrennt wurde. Sie fiel zu Boden, Voldemort brüllte vor Schmerz und Zorn und der Boden wurden mit seinem Blut besprenkelt.

Harrys Zuversicht stieg und dies verlieh ihm neue Kraft; er hielt die Verbindung weiterhin aufrecht. Die fünf anderen Kämpfer zeigten keinerlei Mitleid mit Voldemort, im Gegenteil, sie bombardierten ihn in unveränderter Intensität mit Flüchen der unterschiedlichsten Art. Ohne seine linke Hand fiel es Voldemort auch zunehmend schwerer, die Flüche abzuwehren. Zudem stand er inzwischen in einer großen Blutlache und sein Armstumpf blutete unverändert weiter.

Nach einigen Minuten kam es Harry so vor, als würde Voldemort ob des großen Blutverlusts zusehends schwächer. Auch Voldemort schien mit der Zeit zu merken, dass er allein gegen die sechs nicht länger würde bestehen, geschweige denn alle besiegen können. Er riss jetzt mit aller Kraft seinen Zauberstab nach oben und unterbrach damit die Verbindung. Die Rauchgestalten lösten sich jedoch nicht auf, sondern kreisten weiterhin um Voldemort herum und erschwerten ihm die Sicht. Als Harry merkte, dass die Verbindung unterbrochen war, schloss er sich den anderen an und feuerte Flüche auf seinen Gegner ab. Dieser trat nun so schnell er konnte den Rückzug an und lief aus dem Haus Die sechs Kämpfer schickten ihm weitere Flüche hinterher. Mit Schlenkern seines Zauberstabs wehrte Voldemort sie ab. Er erreichte die Gartenpforte. Er drehte sich um und feuerte ein letztes Mal einen Cruciatusfluch in die Menge. Dann drehte er sich auf der Stelle und disapparierte.

Ron war unter dem Fluch schreiend zusammengebrochen, aber mit Voldemorts Verschwinden ließ auch der Schmerz nach. James und Hermine halfen ihm auf und zu sechst begaben sie sich ins Wohnzimmer. Dort hievten sie ihn auf einen Sessel und wollten es sich neben ihm bequem machen. Doch Harry wusste, dass die Gefahr noch nicht vorüber war und so wandte er sich an seine Eltern.
"James, Lily, habt ihr zufällig Stärkungstränke hier im Haus? Ich glaube, wir alle könnten jetzt einen brauchen."
Lily nickte. "Ja, natürlich!" Sie hob den Zauberstab. "Accio Stärkungstrank!" Eine große Glasflasche gefüllt mit einer dunkelroten Flüssigkeit schwebte aus der Küche heran. "Jeder einen großen Schluck!", ordnete sie an und reichte die Flasche zunächst an Ron, danach ging sie reihum. Der Trank tat seine Wirkung augenblicklich. Zwar schmerzten ihnen immer noch die Muskeln von der Anstrengung, doch die Erschöpfung und die Müdigkeit waren fürs erste verschwunden. Diese Wirkung würde etwa eine Stunde anhalten.

"Nun", richtete James das Wort an Harry und auch an die anderen Zeitreisenden. "Wir ... wir ... danke! Vielen Dank! Ihr habt uns und das Leben gerettet! Und unserem Sohn. Bitte entschuldigt, dass ich..."
"Es ist noch nicht vorbei!", schnitt ihm Harry das Wort ab.
"Wie meinst du das?", fragte Lily sorgenvoll.
"Voldemort wird das nicht auf sich sitzen lassen", antwortete Harry. "Er wird wiederkommen, noch heute! Und zwar mit einer Armee von Todessern! Er wird diese Gefahr, die er heute gesehen hat, so schnell wie möglich auslöschen wollen!"

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