Lilys Geburtstag

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Am Samstagmorgen schliefen sie im Vergleich zu den vergangenen Tagen recht lange. Um neun Uhr jedoch, das hatten sie am Abend noch verabredet, klopften Harry, Ron, Ginny, Hermine, Sirius und Remus mitsamt Klein-Hermine und Teddy an der Tür zu Lilys und James' Zimmer und sangen ihr erneut ein Geburtstagsständchen.
"Lily 'Burtstag!", verkündete Klein-Hermine fröhlich, lief zu ihr hin, übergab ihr einen kleinen Strauß Schneeglöckchen und ließ sich von ihr knuddeln.
"Dankeschön, mein Engel!", sagte Lily und hob die Zweijährige auf ihren Schoß. "Die sind aber schön! Wo hast du die denn gefunden?"
"Hat Schinny 'geben", erklärte Klein-Hermine.
"So?", fragte Lily, "Na dann muss ich mich wohl auch bei Ginny bedanken." Die Kleine nickte fröhlich. "Vielen Dank, Ginny", sagte Lily förmlich, aber mit einem verschmitzten Lächeln. "Und auch vielen Dank an alle anderen!"

Als sie sich zwei Stunden später vom Frühstückstisch erhoben, gingen sie hinüber ins Wohnzimmer. Dort hatten James und Harry einen Geburtstagstisch aufgebaut, auf und vor dem sich Lilys Geschenke stapelten. Fröhlich machte sich Lily daran, sie nach und nach auszupacken. Teddy und Klein-Harry hatten dabei großen Spaß, als sie nach den Geschenkpapieren griffen und sie vergnügt zerrissen.
Harry schenkte seiner Mutter einen neuen Silberkessel für ihr Zaubertranklabor. Einige komplizierte Tränke ließen sich nur oder viel leichter in Silberkesseln brauen als in solchen aus Kupfer. Von Hermine erhielt sie ein Buch über alte und fast vergessene Tränke. Von Ron und Ginny zusammen bekam sie eine magische Familienuhr von der Art, wie sie schon im Fuchsbau zu finden war. Angebracht waren bereits vier Zeiger: Lily, James; Harry und Hermine. Jeder Zeiger musste noch mit einem Haar der betreffenden Person geeicht werden, aber ansonsten war sie voll funktionstüchtig. Sirius Geschenk war ein Geschenk für Lily und James zusammen. Es war eine hellbraune Schleiereule in einem großen Käfig.

Von Remus bekam sie wie schon von Hermine ein Buch, allerdings nicht über Tränke, sondern über neu entwickelte und alte wiederentdeckte Heilzauber. Bevor sie sich dem Widerstand gegen Voldemort gewidmet hatte, hatte sie Heilerin werden wollen. James schenkte seiner Frau ein Wellness-Wochenende zu zweit in einem Luxushotel in London. Klein-Hermine schließlich hatte Lily ein farbefrohes Bild gemalt. Auch Klein-Harry hatte einige Striche auf ein Papier gekritzelt. Lily nahm sich vor, diese Kunstwerke so bald wie möglich in ihrem neuen Zuhause aufzuhängen.
Nachdem Lily alle Geschenke ausgepackt hatte, es war inzwischen zwölf Uhr, fingen sie an, alles für die Party vorzubereiten. Es würden abgesehen von den elf Bewohnern des Hundezwingers neun weitere Personen kommen, meist Mitglieder des Ordens. Neben Albus und Snape hatten Hagrid, Hestia Jones, Sturgis Podmore sowie die Longbottoms samt ihrem Sohn Neville zugesagt. Auf Sirius Bitten hin hatte Albus auch Julia die Erlaubnis gegeben, ausnahmsweise am Samstag das Schlossgelände zu verlassen und zu Lilys Feier zu kommen.

Um fünfzehn Uhr trafen dann nach und nach die Gäste ein und auch sie legten ihre Geschenke auf den Gabentisch. Anschließend setzten sie sich dann zu Kaffee und Kuchen die eine Hälfte ins Esszimmer, die andere ins Wohnzimmer, da sonst nicht alle Platz gefunden hätten. Julia saß neben Sirius, der Klein-Harry auf dem Schoß hatte und fütterte den kleinen Jungen mit Kuchen. Der ließ sich das gerne gefallen und klatschte vergnügt in die Hände.
"Na klar, du freust dich", sagte Sirius mit einem gespielten Schmollmund zu seinem Patensohn, "Du wirst mit Kuchen bedient, während dein armer alter Onkel Sirius hungern muss." Das wollte Julia natürlich nicht auf sich sitzen lassen und so landete der nächste Kuchenhappen in Sirius Mund, so wie dieser es auch beabsichtigt hatte.

Lily war unterdessen in der Küche mit der Dekoration einer weiteren Torte beschäftigt, als Snape zu ihr trat und zögernd zu sprechen begann.
"Ich wollte mich noch einmal für die Einladung bedanken, Lily. Und überhaupt dafür, dass du wieder mit mir sprichst. Das bedeutet mir sehr viel. Lily, ich weiß, es ist lange her und du wolltest meine Entschuldigen nie hören, und das kann ich auch verstehen, weil ich damals an meinem Verhalten nichts geändert habe. Aber inzwischen habe ich mich geändert, Lily, das musst du mir glauben. Es mir unendlich leid tut, was ich damals zu dir gesagt habe und dass ich dich so verletzt habe. Ich wünschte, das könnte ich rückgängig machen."

Lily hatte ihm ruhig und mit unbewegter Miene zugehört, doch nun erhellte ein fast unmerkliches Lächeln ihr Gesicht. "Das weiß ich, Severus. Ich weiß, dass du dich geändert hast, sonst hätte ich dich nicht eingeladen. Ich will nicht verhehlen, dass du mir damals sehr wehgetan hast. Vielmehr als diese Beleidigung schmerzte mich die Erkenntnis, dass du tatsächlich ein Todesser werden würdest, dass du dich tatsächlich dem Zauberer anschließen wolltest, der Leute wie mich auslöschen wollte.
Aber wie gesagt, ich weiß, dass du dich geändert hast. Du hast fast anderthalb Jahre lang unter Lebensgefahr Voldemort ausspioniert; ohne dein Wirken hätte er nie vernichtet werden können. Du hast einen Mut bewiesen, den ich nie von dir erwartet hatte. So sehr ich dich verabscheut habe in den letzten Jahren, so habe ich unsere Freundschaft doch vermisst. Ich würde mich freuen, wenn wir wieder Freunde sein könnten."

Snape stand für einen Moment vor Überraschung der Mund offen stehen, dann breitete sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht aus.
"Ich wäre sehr glücklich darüber, Lily. Es war in den letzten Jahren immer mein größter Wunsch, dass unsere Freundschaft nicht endgültig vorbei ist." Er schien mit sich zu ringen, dann sprach er zögernd weiter. "Ich muss dir noch etwas sagen, Lily. Ich will dich nicht damit überfallen, aber es wäre nicht fair, es dir zu verschweigen. In den letzten Jahren, auch schon vor dem Tag, an dem ich dieses Wort sagte, fühlte ich nicht nur Freundschaft für dich. Auch jetzt fühle ich nicht nur Freundschaft für dich. Lily, ich..."
"Stopp, Severus", unterbrach ihn Lily und er verstummte. "Sprich nicht weiter. Bitte sag nichts, was unsere gerade wieder beginnende Freundschaft zerstören würde. Ich liebe James. Und ich bin sehr glücklich mit ihm. Wir haben jetzt zwei Kinder und bald kommen zwei weitere hinzu. James und ich, wir passen perfekt zueinander und ich werde niemals mit einem anderen glücklich sein können. Bei dir dagegen war mir immer klar, dass du für mich ein guter Freund sein kannst, aber nicht mehr."

Snapes Miene zeigte ein wenig Enttäuschung, doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Bei James' Erwähnung hatte sich sein Gesicht für einen winzigen Augenblick fast unmerklich verfinstert, doch Lily war das nicht entgangen. "Ich weiß, James hat dir früher häufig Unrecht angetan, oft zusammen mit Sirius, ich habe ihn schließlich selbst häufig genug dafür angeschrien und damals verabscheut. Aber er hat sich verändert, so wie auch du dich verändert hast. Er ist erwachsen geworden, ein mutiger Kämpfer, ein liebevoller Vater und ein wundervoller Ehemann und ich liebe ihn." Snape schürzte die Lippen, nickte knapp und verließ zusammen mit Lily und der fertig dekorierten Torte die Küche.

Nach dem Kaffeetrinken wurden Klein-Harry, Klein-Hermine, Teddy sowie Neville zu einem Nachmittagsschlaf in ein Zimmer im Obergeschoss gebracht. Lily und Alice legten die kleinen in ihre Betten und sahen ihnen ein paar Minuten beim Schlafen zu.
"Freust du dich drauf, bald noch mehr kleine Schreihälse im Haus zu haben?", fragte Alice lächelnd mit einem Blick auf Lilys nun schon deutlich gewölbten Bauch.
"Oh ja!", erwiderte Lily strahlend. "Ich kann es kaum erwarten."
"Wann ist es denn soweit?"
"Anfang/Mitte Juni."
Einen Moment schwiegen beide, dann platzte es aus Alice heraus. "Ich bin auch schwanger. In der siebten Woche."
"Herzlichen Glückwunsch!", rief Lily und umarmte ihre Freundin. "Seit wann weißt du es denn?"
"Seit Dienstag vergangener Woche. Aber ich habe es Frank erst am Freitag erzählt. Ich wusste, dass er mich sonst vor dem Kampf gegen Voldemort zuhause festgekettet hätte."

"Oh ja, das hat James auch versucht", erwiderte Lily schmunzelnd. "Aber ich habe mich strikt geweigert, hier tatenlos herumzusitzen, während meine Familie und all meine Freunde dort ihr Leben riskieren. Andererseits ... beinahe hätte ich meine Babys verloren. Wenn Severus nicht gewesen wäre, dann hätte ich sie verloren. Ich glaube, das hätte ich mir niemals verzeihen können." Sie sah wieder zu Alice, an deren Bauch natürlich noch keine Veränderung zu erkennen war. "Wisst ihr denn schon, was es wird?"
Alice schüttelte den Kopf. "Frank will sich überraschen lassen, wie schon bei Neville. Aber mein Gefühl sagt mir, dass es ein Mädchen wird. Ende August oder Anfang September wissen wir es dann genau."

"Wenn sie sich beeilt und im August zur Welt kommt, dann würden unsere Kinder gleichzeitig nach Hogwarts kommen. Sowohl Neville zusammen mit Harry und Hermine als auch meine Zwillinge und euer zweites Kind."
"Was ist eigentlich mit Hermine?", fragte Alice. "Wer ist sie und warum lebt sie jetzt hier?"
Lily zögerte. Sie wollte jetzt nicht Harrys Geschichte erzählen, das würde viel zu lange dauern. "Ihre Eltern wurden bei einem Angriff von Todessern ermordet", sagte sie schließlich. "Vor knapp drei Wochen. Wir konnten sie retten und haben sie zunächst mit hierher genommen. Und weil sie keine Verwandten oder Paten mehr hat, haben wir entschieden, dass sie bei uns aufwachsen wird, als unsere Tochter."

Lily und Alice kehrten zu den anderen Gästen zurück. Dort verkündete Lily, dass am folgenden Samstag in der Löwenhöhle eine Einweihungsfeier stattfinden werde, zu der jeder Gast herzlich eingeladen sei. Nach einer Stunde erwachten die vier Kinder aus ihrem Schläfchen und verlangten wieder nach Aufmerksamkeit. Diesmal gingen James, Remus und Frank nach oben und kamen mit den Kindern an der Hand bzw. auf dem Arm wieder nach unten. In einer Ecke des Wohnzimmers war eine Spielecke eingerichtet und so waren die vier auch weitgehend beschäftigt.

Bald schon folgte das Abendessen, bei dem sich Kreacher wieder einmal selbst übertroffen hatte. Es gab hauchzarte gebratene Lachssteaks mit Kartoffeln und Sauce Béarnaise. Nach dem Essen wurden Klein-Harry, Klein-Hermine und Teddy endgültig bettfertig gemacht, während sich Alice und Frank zusammen mit Neville schon verabschiedeten und durch den Kamin nach Hause verschwanden. Die anderen blieben noch eine Weile, doch auch sie verabschiedeten sich nach und nach. Als letztes verließ Julia den Hundezwinger, zusammen mit Hagrid, der sie wieder zurück nach Hogwarts brachte. Lediglich Albus war im Haus zurückgeblieben.

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