Von Ahnen und Zeitreisen

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"Offensichtlich", bestätigte James schmunzelnd. "Aber in einem hat er Recht. Wir haben gestern tatsächlich Besuch von Voldemort bekommen. Aber ich sollte die Geschichte von Anfang an erzählen." Er nahm einen Schluck Butterbier und setzte sich aufrecht hin. "Ich befand mich gerade im Wohnzimmer und wir freuten uns auf einen gemütlichen Abend mit unserem Sohn, als plötzlich vor mir ein Strudel aus hellem, weißen Licht entstand, aus denen diese vier Personen zusammen mit einem Baby heraus purzelten. Ich war sehr beunruhigt und misstrauisch; ich hielt sie zunächst für Todesser. Aber meine kluge Frau hat mich überzeugt, dass sie, wäre dies der Fall, uns längst angegriffen hätten und Todesser auch kein Baby zu einem Angriff mitnehmen würden. Nun, die vier schienen zunächst ebenso überrascht wie ich, dass sie plötzlich in unserem Wohnzimmer aufgetaucht waren. Sie erklärten, sie hätten, ohne es zu wollen eine Zeitreise von mehreren Jahren gemacht."

Dumbledore hob erstaunt die Brauen und schaute die vier Zeitreisenden intensiv an. Sie hatten mal wieder das Gefühl durchleuchtet zu werden. Harry ahnte, dass Dumbledore eine leichte Form der Legilimentik einsetzte, doch er versuchte gar nicht, sich dagegen zu wehren. "Eine Zeitreise von mehreren Jahren, sagst du? Nun, das ist in der Tat hochinteressant", erklärte Dumbledore nun und wandte sich an die vier. "Können Sie mir sagen, aus welcher Zeit Sie kommen?"

Harry räusperte sich. "Wir befanden uns im Jahre 1998, am 31. Oktober. Wir wurden um genau 17 Jahre zurückbefördert."
"17 Jahre? Das ist äußerst erstaunlich! Haben Sie eine Ahnung, wie Sie das geschafft haben?"
"Wir befanden uns auf dem Friedhof in Godric's Hollow, am Grab von ..." Harry zögerte.
"Es ist vielleicht besser, wenn wir uns zunächst kurz vorstellen", half Hermine aus. "Einige Namen dürften Ihnen bekannt vorkommen, Professor. Mein Name ist Hermine Granger. Neben mir sitzt Ronald Weasley. Dort drüben sitzen Ginny Weasley und ... Harry Potter."

Dumbledore lächelte und sah nicht sehr überrascht aus. "Ich muss sagen, das hatte ich mir schon gedacht, als ich hörte, aus welchem Jahr Sie kommen. Die Ähnlichkeit zu ihrem Vater ist unverkennbar, Mr. Potter. Und auch Sie", er wandte sich an Ron, "sehen ihrem Onkel sehr ähnlich. Nur den Namen Granger habe ich noch nie gehört. Gehe ich recht in der Annahme, dass ihre Eltern oder zumindest ihr Vater Muggel ist, Miss Granger?"
"Das ist richtig, Sir. Meine Eltern sind Zahnärzte."
Dumbledore nickte und wandte sich wieder an Harry. "Nun, Mr. Potter, Sie sagten gerade, Sie standen auf dem Friedhof in Godric's Hollow. Was geschah dann?"

"Wir befanden uns, wie gesagt, auf dem Friedhof in Godric's Hollow und zwar vor dem Grab ..." Harry stockte kurz und sprach nur noch flüsternd weiter. "Vor dem Grab meiner Eltern."
"Dem Grab Ihrer Eltern?", wiederholte Dumbledore bestürzt, "Von Lily und James Potter?"
"Ja, genau die. Meine Eltern sind – in meiner Vergangenheit – gestorben, als ich ein Jahr alt war. Genauer gesagt: Sie sind am 31. Oktober 1981 von Lord Voldemort ermordet worden."
"Aber das war gestern!", fuhr Dumbledore dazwischen. Harry nickte.
"Ja, das war gestern. Offenbar haben wir durch unsere Ankunft in dieser Zeit den Lauf der Geschichte entscheidend verändert. Aber dazu später. Wie gesagt, wir standen am Grab meiner Eltern, da sich ihr ... Todestag wieder einmal jährte. Während wir dort standen, erschien auf einmal eine Karte wie aus dem Nichts vor dem Grabstein. Sie war beschriftet und ich las den Text vor. Ähm ...", er überlegte kurz, "ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Wortlaut. Du, Hermine? Unterschrieben war sie jedenfalls von Ignotus Peverell." Hermine nickte und trug den Text vor.

"Diese Karte vermag meinem Erben zu helfen, vergangenes Unglück zu richten. Haltet euch an eure Freunde.
Laut gelesen, ward der Erbe zurückversetzt um die Mündigkeit eines Magiers.
Vergeht ein Jahr, so verbindet sich der Geist mit seiner Vergangenheit.
Möge Merlin über euch Wache halten
Ignotus Peverell"

"Ignotus Peverell?", wiederholten James und Dumbledore gleichzeitig verblüfft.
"Wer ist das?", fragte Lily.
"Ignotus Peverell ist ein Vorfahre von mir, der vor mehr als achthundert Jahren gelebt hat", antwortete James. "Sein Grab liegt auch auf dem Friedhof in Godric's Hollow. Obwohl, was heißt auch? Wir liegen ja zum Glück noch nicht da." Alle nickten zustimmend. Nach einem Moment Stille fuhr Harry mit seinem Bericht fort.
"Nun ja, ich las also den Text vor und einen Moment später erschien vor uns schwarz-violetter Wirbel. Ohne dass wir etwas dagegen tun konnten, wurden wir in den Wirbel hinein gesogen und wachten einen Augenblick später vor James Füßen wieder auf." Er machte eine kurze Pause und trank einen Schluck Butterbier. "Wir haben schon herausgefunden, dass wir 'um die Mündigkeit eines Magiers zurückversetzt' wurden, also um genau 17 Jahre. Auch haben wir die Möglichkeit genutzt, 'vergangenes Unglück zu richten', indem wir verhinderten, dass meine Eltern starben. Wie es jedoch möglich war, durch eine Karte so weit in die Vergangenheit zu geraten, wissen wir nicht."

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