Eine Nacht zum Feiern 2/3

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Sie landeten schließlich bei einer Treppe, die hinunter zur großen Halle führte. Dort trafen sie auf etwa zwei Dutzend Schüler in Gryffindor-Umhängen, unter ihnen auch Connor O'Malley.

"Das sind sie!", rief Connor. "Hey, ihr! Ihr habt doch erzählt, dass Ihr-wisst-schon-wer tot ist, oder? Meine Freunde wollen das nicht glauben." Er zeigte auf einige Schüler, die ziemlich skeptisch dreinblickten.
"Doch, es ist wahr", bestätigte Sirius. "Voldemort ist vernichtet! Der Schrecken hat ein Ende!"
Einige Schüler johlten vor Begeisterung, andere waren noch immer nicht überzeugt. "Das kann ja jeder behaupten!", rief eine. "Ihr-wisst-schon-wer ist doch viel zu mächtig, um besiegt zu werden." Auch anderen Schülern standen die Zweifel ins Gesicht geschrieben.

"Was ist denn hier los?", ertönte auf einmal eine ärgerliche Stimme vom Fuß der Treppe. Professor McGonagall war zurückgekehrt und rauschte nun die Treppe nach oben. "Was fällt Ihnen ein, hier mitten in der Nacht in den Gängen umherzulaufen?"
"Professor McGonagall!", rief Connor aufgeregt. "Wir haben – nun ja, Gerüchte gehört, dass Sie-wissen-schon-wer verschwunden sein soll. Stimmt das?"

Nun breitete sich erstmals ein erleichtertes Lächeln auf dem sonst so strengen Gesicht der Lehrerin aus. "Ja, das stimmt, Mr. O'Malley. Sie-wissen-schon-wer ist tot. Ich habe es selbst gesehen."
Nun waren auch die skeptischen Schüler überzeugt und die Gruppe brach in frenetischen Jubel aus. Jeder wurde umarmt und Connor stürmte sogar nach vorn und küsste die verblüffte Professor McGonagall auf die Wange. "Mr. O'Malley!", rief sie entrüstet mit leicht geröteten Wangen. "Beherrschen Sie sich!"

Sirius und Harry konnten nicht mehr an sich halten und kicherten los, ebenso einige der Umstehenden. Nun waren auch die anderen Schüler nicht mehr zu halten. "Kommt mit, Leute, das schreit nach 'ner Party!", rief einer und die Menge stimmte brüllend zu. "Wir müssen auch den anderen Häusern Bescheid geben", sagte eine andere und schon stürmten die Schüler davon.
"Bleiben sie stehen!", rief ihnen Professor McGonagall hinterher. "Sie sollen wieder in ihre Betten gehen und keine Party feiern!" Doch keiner der Schüler beachtete sie weiter, sie liefen in Richtung der verschiedenen Gemeinschaftsräume, um die anderen Schüler zu informieren.

"Das gibt es doch nicht!", sagte die Lehrerin und schüttelte den Kopf.
"Ach, seien Sie nicht so, Minerva", beschwichtigte Sirius, "Es gab schon lange keinen solchen Grund mehr zu feiern. Albus würde den Schülern sicher die Möglichkeit geben, ihrer Freude Ausdruck zu verleihen."
"Na schön", seufzte Professor McGonagall. "Wahrscheinlich haben Sie recht, Mr. Black." Sie drehte sich um und stieg die Treppen wieder hinunter. "Kommen Sie", rief sie den dreien zu. "Lassen Sie uns die große Halle für eine Feier vorbereiten!"
In der großen Halle sah es genauso aus, wie Harry es in Erinnerung hatte. Die vier Haustische sowie der Lehrertisch standen an ihrem üblichen Platz. McGonagall schwang ihren Zauberstab und begann, die Halle festlich zu schmücken. Mit einem Schwung ihres Zauberstabs ließ die Lehrerin aberhunderte Kerzen erscheinen, die nun über den Tischen schwebten und die Halle erleuchteten.

"Minerva?", fiel Sirius plötzlich ein. "Sollten wir nicht auch der Küche Bescheid geben, dass es irgendetwas zu essen gibt?"
"Ja, tun Sie das", stimmte Professor McGonagall dem Vorschlag zu. Da keiner Lust hatte, allein zu gehen, gingen schließlich Harry, Hermine und Sirius gemeinsam ein Stockwerk tiefer zu dem Gemälde mit der Obstschale. Keiner von ihnen war verwundert, dass auch zu dieser späten Stunde in der Küche reges Treiben herrschte. Als die Elfen die drei Besucher bemerkten, wuselten sie sofort herbei und boten ihnen allerhand Köstlichkeiten an.
"Oh Sirius Black, Sir!", rief einer der Elfen entzückt. "Tommy freut sich sehr, Sie endlich einmal wiederzusehen. Was kann Tommy für Sie tun, Sir?" Offenbar war Sirius schon zu Schulzeiten häufig in der Küche gewesen und war dementsprechend bekannt.
"Ich bin im Auftrag von Professor McGonagall hier", antwortete Sirius. "Es wird heute Nacht ein großes Fest geben in der großen Halle. Wir wollten euch bitten, dafür ein paar Getränke und Knabbereien bereitzustellen."
Tommy verneigte sich. "Es ist uns Hauselfen eine Ehre, Sir. Darf Tommy fragen, aus welchem Anlass dieses Fest gefeiert wird?"

"Voldemort ist vernichtet!", sagte Harry strahlend. "Und das wollen die Schüler und auch die Lehrer feiern." Viele Elfen waren bei der Nennung des Namens zusammengezuckt und starrten Harry jetzt ungläubig an. Tommy fand als Erster die Sprache wieder.
"Er ... Er,-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf, ist vernichtet? Sind Sie sicher, Sir?" Harry, Hermine und Sirius nickten bestätigend.
Dem Elfen quollen nun Freudentränen aus den Augen. "Tommy ist sehr froh über diese Nachricht! So lange hat Tommy darauf gewartet und darauf gehofft! Er,-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf hat so viel Schrecken in der Welt verbreitet und Tommy hat immer gehofft, dass er einmal besiegt wird. Es ist uns Hauselfen eine Ehre, Sir, zu einem Fest zur Feier der Vernichtung von Ihm,-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf beizutragen!" Die anderen Hauselfen nickten, noch immer mit fassungslosen und glücklichen Gesichtern. "Oh, Tommy wünschte, er könnte selbst ein Fest feiern", fügte Tommy leise hinzu.

"Dann kommt doch dazu", forderte Hermine die Elfen freundlich auf. "Was meint Miss damit?", fragte Tommy erstaunt.
"Feiert mit uns!", wiederholte Hermine. "Heute ist nicht nur für Hexen und Zauberer, sondern für alle magischen Wesen ein Tag der Freude. Kommt mit in die große Halle und feiert gemeinsam mit uns, dass Voldemort vernichtet worden ist."
Tommy starrte Hermine ungläubig an. "Das kann Tommy doch nicht machen. Hauselfen sind nicht würdig, gemeinsam mit Hexen und Zauberern zu speisen und zu feiern."
"Natürlich könnt ihr das machen!", sagte Harry bestimmt. "Auch Hauselfen haben ein Recht zu feiern, auch gemeinsam mit Hexen und Zauberern. Kommt einfach zu der Feier in die große Halle."

Damit verabschiedeten sich die drei aus der Küche und kehrten in die große Halle zurück. Dort hatten sich inzwischen zahlreiche Schüler eingefunden, alle in ziemlich ausgelassener Stimmung. Einige trugen ihre Schulumhänge, andere waren wohl von ihren Freunden aus den Betten gezerrt worden und saßen in Schlafanzügen oder Morgenmänteln an den Tischen und diskutierten aufgeregt. Harry fiel auf, dass er nur sehr vereinzelt Slytherins entdecken konnte. Offenbar war die Information nicht zu allen durchgedrungen oder aber es hielten nicht alle Voldemorts Untergang für einen Grund zum Feiern. Er erinnerte sich, dass Albus auch von Spionen in der Schülerschaft gesprochen hatte.
Harry sah sich in der Halle um. Vorne am Lehrertisch stand Professor McGonagall und unterhielt sich mit Professor Flitwick und Hagrid, die inzwischen ebenfalls eingetroffen waren. Neben dem Lehrertisch stand ein großes Grammophon, das bei der Feier der musikalischen Untermalung dienen sollte. Zügig gingen Harry, Hermine und Sirius zu den Professoren hinüber. Die stellvertretende Schulleiterin stellte sich jetzt vor den Lehrertisch und bat um Aufmerksamkeit. Das war gar nicht so leicht, da überall laut geplappert wurde. Mithilfe ihrer magisch verstärkten Stimme sorgte sie jedoch schließlich für Ruhe.

"Liebe Schüler!", rief sie und breitete ihre Arme aus, um die letzten Schüler zum Schweigen zu bringen. "Liebe Schüler! Unter normalen Umständen würde ich es niemals gestatten, dass Sie mitten in der Nacht Ihre Betten, geschweige denn Ihre Gemeinschaftsräume verlassen. Doch heute liegen besondere Umstände vor. Sie werden es schon von Ihren Mitschülern gehört haben, doch ich bestätige es gerne noch einmal, da ich weiß, dass Gerüchte von Zeit zu Zeit ihren Inhalt ändern. Lord Voldemort" – sie erschauderte selbst bei dem Namen – "ist tot. Einer Gruppe von gut 50 Kämpfern unter Führung von Professor Dumbledore ist es vor etwa einer Stunde gelungen, Sie-wissen-schon-wen endgültig zu besiegen."

Ohrenbetäubender Beifall brandete auf. Die Schüler tobten und schrien, umarmten sich und einige tanzten auf den Stühlen. Nach einigen Momenten kristallisierte sich ein Siegeslied heraus, dass von der ganzen Halle gegrölt wurde. Es dauerte einige Minuten, bis es Professor McGonagall wieder gelang, sich Gehör zu verschaffen. "Einige dieser Kämpfer sind nun auf Einladung Professor Dumbledores hier nach Hogwarts gekommen, um diesen Sieg zu feiern", fuhr sie schließlich fort, "Aus diesem Grunde haben wir Lehrer uns dazu entschlossen, diesem spontanen Freudenfest keine Hindernisse in den Weg zu legen."

Wieder brandete Beifall auf, der wohl besonders den Kämpfern galt, die an zwei Tischen neben dem Lehrertisch saßen, doch die Lehrerin sprach weiter. "Jeder von Ihnen ist selbst dafür verantwortlich, in welchem Zustand er morgen im Unterricht erscheint, doch ich bitte Sie, es mit dem Feiern nicht zu übertreiben." Ein paar Schüler murrten, doch McGonagall ignorierte sie. "Professor Dumbledore wird im Laufe der Nacht zu uns stoßen; er hat noch einige wichtige Dinge unter anderem mit der Zaubereiministerin zu klären. Bis dahin wünsche ich uns allen viel Spaß beim Feiern!"

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