Rache

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Beim Frühstück am nächsten Morgen bekam Harry seine Rache an Sirius, Ron und Ginny. Als Lily im Keller der Lestranges das Schwert aus Hermines Handtasche gezogen hatte, war der Brustbeutel aus Mokefell herausgefallen, den Hagrid ihm zum 17. Geburtstag geschenkt hatte und von dem er ganz vergessen hatte, dass Hermine ihn schon vor Monaten in ihrer Handtasche verstaut hatte. Als er sich später den Brustbeutel genauer angesehen hatte, waren ihm mehrere kleinere Phiolen in die Hände gefallen, die er sofort erkannt hatte. George hatte sie ihm übergeben. Es waren Probeexemplare einer Neuentwicklung, von der George ihm erzählt hatte. Und diese Neuentwicklung schien perfekt für seine Rache geeignet zu sein.
Sie saßen wieder am Ende des Gryffindortisches und Harry hatte unauffällig arrangiert, dass Ron, Ginny und Sirius nebeneinander bzw. gegenüber saßen. Harry goss sich Kürbissaft ein und als niemand der drei hinsah, kippte er eine der Phiolen in den Krug und stellte ihn wieder auf den Tisch. Nacheinander gossen sich auch Ginny, Ron und Sirius Kürbissaft ein und tranken aus ihren Gläsern.


Harry versuchte derweil, eine Unschuldsmiene zu bewahren und konzentrierte sich auf seine Cornflakes. Einige Sekunden geschah nichts Außergewöhnliches. Dann gab Ron ein Grunzen und Quieken von sich und sein Körper begann sich zu verändern. Sein Haar wurde schwarz und Fell bedeckte sein Gesicht; Seine Arme wurden länger und Momente später saß ein Schimpanse auf seinem Platz. Sirius und Ginny hatten ihn verdutzt beobachtet, doch bevor sie lachen oder sonst wie reagieren konnten, veränderte auch sie sich. Sirius verwandelte sich in ein schwarz-weiß gestreiftes Stinktier, während Ginny immer größer wurde und schließlich als Zebra den halben Tisch umwarf.

Augenblicklich herrschte heilloses Durcheinander um sie herum. Während Harry und auch viele andere Schüler sich vor Lachen nicht mehr auf den Beinen halten konnten, kam Professor McGonagall mit wütender Miene herangestürmt. Auch James und Remus bogen sich vor Lachen, während Hermine und Lily sich auf die Lippen bissen. McGonagall versuchte, die drei zurück zu verwandeln, doch dafür beherrschte George sein Handwerk zu gut. Nach nur wenigen Minuten jedoch ließ der Zauber von allein nach und Ginny, Ron und Sirius standen wieder vor ihm.
"Rache ist zuckersüß!", flötete Harry mit Unschuldsmiene, während Professor McGonagall den Tisch wieder in Ordnung brachte. Ron und Ginny schauten ärgerlich drein, doch Sirius grinste anerkennend.
"Touché!", sagte er und neigte anerkennend den Kopf. "Diese Rache war eines Rumtreibers würdig!" Auch Ron und Ginny konnten, nachdem der erste Ärger verflogen war, über den Streich lachen.

Nach dem Frühstück beeilten sich Harry, Ginny, Ron, Sirius, James und Remus, sich umzuziehen. Sie hatten am Vorabend die Idee gehabt, heute Quidditch zu spielen, wenn das Wetter es zuließ und sie wollten sich um zehn mit Julia, ihrem Bruder und ihren Freunden auf dem Quidditchfeld treffen. Es war zwar noch immer ziemlich kalt, doch es fiel kein Schnee mehr und der Wind hatte auch stark nachgelassen. Mit entsprechender Kleidung sollte es also kein Problem sein, Quidditch zu spielen.
Als sie beim Quidditchfeld ankamen, standen dort schon einige Schüler herum, unter anderem Julia, Sam und Oliver sowie Connor mit einigen Freunden. Außerdem standen auch ein paar Hufflepuffs herum. Als sie Mannschaften zusammenstellen wollten, stellte sich heraus, dass einige nur zum Zuschauen da waren. Nur ein recht stämmiges Mädchen aus Gryffindor, Julia, Oliver und noch zwei andere Ravenclaws sowie drei Hufflepuffs wollten tatsächlich spielen; insgesamt also vierzehn Spieler, ideal für zwei Mannschaften.

"Was haltet ihr davon, wenn die Hufflepuffs und die Ravenclaws gegen die Gryffindors spielen?", schlug Ron vor. Die Idee fand rasch Zustimmung. Wie üblich spielte Ron als Hüter und Harry als Sucher. James und Ginny spielten zusammen mit Remus Jäger. das stämmige Mädchen, Lisa, war Treiberin in der Hausmannschaft und übernahm so mit Sirius diese Position. Auf der anderen Seite war Julia Sucherin und Oliver Hüter.
Alle, die keinen Besen dabei hatten, mussten mit einem der Schulbesen fliegen. Harry erwischte dabei noch einen der besseren, einen Sauberwisch vier; Julia aber hatte einen der besten Rennbesen, die zurzeit auf dem Markt waren und so war Harry deutlich im Nachteil. Während des Spiels zeigte sich, dass James, Ginny und auch Remus inzwischen sehr gut aufeinander eingespielt waren. Sie passten sich den Quaffel in einer Geschwindigkeit hin und her, dass den gegnerischen Jägern schwindelig wurde. Auch wenn Oliver als Hüter nicht schlecht war, war er doch gegen viele Würfe machtlos.

Ron auf der anderen Seite des Feldes wehrte mit zum Teil spektakulären Paraden die meisten Bälle ab. Sirius und Lisa waren den Treibern des gegnerischen Teams im Großen und Ganzen ebenbürtig, aber Harry hatte den Eindruck, dass Sirius sich scheute, Julia einen Klatscher hinterherzuschicken, als sie dem Schnatz hinterherjagte. Da Harry wusste, dass sein Besen dem Julias unterlegen war, verlegte er sich darauf, sie immer wieder abzublocken, wenn sie glaubte, den Schnatz gesichtet zu haben.
Seine Hoffnung war, ihren Schnatzfang so lange hinauszögern zu können, bis James, Ginny und Remus einen ausreichend großen Vorsprung herausgearbeitet hatten. Das funktionierte eine Zeitlang auch sehr gut, dann jedoch, bei einem Spielstand von 200:70 für sein Team, ließ er Julia für einen Moment aus den Augen. Diese Unaufmerksamkeit nutzte sie, ging in einen Sturzflug und fing den Schnatz. Somit verloren Harry und seine Freunde das Spiel doch noch mit 200:220.

Harry ärgerte sich über sich selbst und seinen Fehler, doch letztendlich überwog die Freude, endlich einmal wieder richtig Quidditch gespielt zu haben und nicht nur drei gegen drei. Auch seine Mannschaftskameraden sahen das offenbar ähnlich und gratulierten dem anderen Team zu ihrem Sieg. Es war inzwischen fast Mittag und hatte wieder leicht angefangen zu schneien und so verzichteten sie auf einen weiteren Durchgang.
Leicht frierend liefen sie wieder zurück zum Schloss. Dort angekommen nahm Sirius Julia beiseite und bat sie, um halb zwei in der Eingangshalle auf ihn zu warten. Anschließend wandte er sich an James und bat ihn leise um den Tarnumhang, den James ihm auch gerne überließ. Die nächsten knapp zwei Stunden war Sirius nirgends zu finden.

Um halb zwei wartete Julia gespannt in der Eingangshalle. Plötzlich entfuhr ihr ein überraschter Schrei, als sie von einer unsichtbaren Hand hinter eine Ecke gezogen wurde. Sirius zog sich den Tarnumhang vom Kopf und küsste sie zur Begrüßung.
"Ich hatte dir doch versprochen, dir heute die Heulende Hütte zu zeigen."
Julia stimmte freudig zu. "Wie hast du das eben gemacht?", fragte sie. "Was ist das für ein Umhang?"
"Das ist ein Tarnumhang", antwortete Sirius. "Eigentlich gehört er James, aber ich hab ihn mir ausgeliehen. Komm mit drunter! Es sollte möglichst keiner sehen, wie wir unter der Peitschenden Weide verschwinden."

Zu zweit verließen sie das Schloss und gingen zur Peitschenden Weide. Dort ließ Sirius einen Stock an den Knoten des Baums schweben und legte ihn so still. Anschließend kletterten sie in den Geheimgang. Dort nahmen sie den Tarnumhang ab und konnten nur noch hintereinander in gebeugter Haltung weiter gehen. Sirius ging voran und Julia folgte ihm. Durch ihre gebeugte Haltung lag ihr Blick unweigerlich fast immer auf Sirius' knackiges Hinterteil, wie sie schmunzelnd feststellte. Dieser Anblick gefiel ihr und so gab sie sich keine große Mühe, ihren Blick abzuwenden.
Mit der Zeit wurde diese Laufhaltung aber doch unbequem und so waren sie beide erleichtert, als sie nach einer halben Stunde eine Biegung erreichten, hinter der eine schmale Öffnung lag. Sie zwängten sich durch die Öffnung und landeten in einem dunklen, schmutzigen Raum, der von einer zentimeterdicken Staubschicht bedeckt war. Überall lagen zersplitterte und zerstörte Möbel herum.
"Willkommen in der Heulenden Hütte!", sagte Sirius übertrieben feierlich und breitete seine Arme aus.

Halloween Time TravelWhere stories live. Discover now