Heilung und ein Versteck

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Sie wachten allesamt erst um halb zwölf vormittags auf und auch das nur, weil sich Teddy und als Reaktion darauf auch Klein-Harry lautstark bemerkbar machte. Albus erlaubte ihnen, das eigentlich nur ihm zu Verfügung stehende Badezimmer zu nutzen und so saßen sie eine Stunde später wieder zu neunt – inklusive Klein-Harry und Teddy – an einem Tisch in Albus' Büro und nahmen ein verspätetes Frühstück ein.
Anschließend schlichen sich Hermine, Ginny, James und Remus unter den Tarnumhängen zum Krankenflügel, um Ron und Sirius zu besuchen und ihnen zu versichern, dass sie noch heute wieder geheilt werden würden. Harry hatte darauf verzichtet, Ron zu besuchen, da sie sich zu dritt nur noch schwer unter einen Tarnumhang quetschen konnten und sie wie immer nicht gesehen werden wollten.

Madam Pomfrey war von Albus informiert worden, dass eventuell einige Besucher für die beiden Versteinerten kommen würden und so ließ sie die vier herein, wenn auch unter Ermahnungen, dass der Besuch nutzlos sei, da die Versteinerten nichts mitbekamen. Ron und Sirius lagen stocksteif da. Ron umklammerte noch immer seinen Zauberstab und hielt die rechte Hand ausgestreckt nach oben. Auch Sirius hatte seinen Zauberstab in der Hand, und hatte offenbar versucht, sich durch seinen linken Arm vor dem Blick des Basilisken abzuschirmen; er hielt ihn dicht vor sein Gesicht. Ein paar Minuten redeten die vier auf die Patienten ein, dann betrat Madam Pomfrey den kleinen Raum am Ende des Krankenflügels.

"Es ist einfach sinnlos, mit ihnen zu sprechen", grummelte sie, "Versteinerte sind nicht in der Lage zu hören oder zu sehen." Auch Hermine erinnerte sich daran, dass sie damals nichts davon mitbekommen hatte, dass Ron und Harry mit ihr gesprochen hatten. Bzw. sie erinnerte sich gerade nicht daran. Vielmehr war sie am Ende des Schuljahres wie nach einem langen, traumlosen Schlaf aufgewacht und war zunächst geschockt gewesen, dass einige Monate vergangen waren.
"Mr. Potter, es ist schön, sie mal wiederzusehen", wandte sich Madam Pomfrey nun an James. "Wie geht es Ihrer Frau? Richten Sie ihr aus, Sie kann jederzeit wieder zu mir kommen, um sich untersuchen zu lassen."
"Dankeschön, ich habe Sie auch vermisst, Poppy", antwortete James grinsend. "Sie haben sich doch immer so gut um mich gekümmert. Auch wenn Sie immer viel zu streng zu meinen Besuchern waren." Kopfschüttelnd machte sich die Krankenhexe daran, die beiden Versteinerten zu untersuchen und James sprach weiter. "Lily geht es gut soweit. Sie hat keine Beschwerden, aber vielleicht kommt sie bald nochmal hier vorbei zur Untersuchung."

Nach einigen weiteren Minuten verließen James, Remus, Hermine und Ginny wieder den Krankenflügel und kehrten in Albus' Büro zurück. Dort wurden sie von den beiden Kleinkindern wieder freudig begrüßt. Anschließend begaben sich Lily und James erneut zum Krankenflügel, damit Lily sich von Madam Pomfrey untersuchen lassen konnte.
Eine halbe Stunde später öffnete sich Albus' Bürotür wieder und die beiden traten mit strahlenden Gesichtern ein. "Alles in Ordnung!", rief Lily glücklich. "Beiden Kindern geht es bestens!" Rundum wurden Glückwünsche ausgesprochen und Harry konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen.

Plötzlich klopfte es an Albus Bürotür. "Einen kleinen Moment bitte!", rief Albus nach draußen und alle bis auf Albus selbst versteckten sich in der Kammer hinter dem Büro, in der sie schon übernachtet hatten. "Herein!", rief Albus nun und die Bürotür öffnete sich. Herein trat Professor Snape, der die Tür rasch hinter sich schloss.
"Ich habe gute Nachrichten, Direktor", begann er zu sprechen. "Sie hatten mich gebeten, einen Alraunen-Wiederbelebungstrank zu brauen. Der ist jetzt fertig und er ist tadellos gelungen." Snape setzte sich auf einen Lehnstuhl Albus gegenüber. "Darf ich fragen, wofür Sie den Trank benötigen? Soweit ich weiß, wird er nur verwendet, um versteinerte Lebewesen wieder zurück zu verwandeln."

"In der Tat, Severus", sagte Albus mit einem breiten Lächeln. "In der Tat gedenke ich den Trank in dieser Weise einzusetzen." Snape sah Albus überrascht und argwöhnisch an, doch Albus fuhr schon fort. "Für die vergangene Nacht hatte ich eine Unternehmung geplant, bei der die Gefahr bestand, dass ein oder mehrere Personen versteinert werden. Und tatsächlich ist dies eingetreten. Zwei meiner Mitstreiter wurden versteinert und nun hoffe ich, sie mit Ihrer Hilfe heilen zu können."
Snape zog eine Augenbraue nach oben. "Werde ich erfahren, um welch eine Unternehmung es sich gehandelt hat?" Albus lächelte weiter. "Nicht heute, Severus. Sie werden es erfahren, das verspreche ich Ihnen. Aber noch ist nicht der geeignete Zeitpunkt."
Snape nickte und ließ es darauf beruhen. "Nun denn. Der Trank kann nun sofort verabreicht werden. Die Versteinerten dürften dann innerhalb der nächsten zwei Stunden vollständig geheilt sein."
Albus strahlte. "Bestens! Das zeigt wieder einmal, dass ich mich auf Sie verlassen kann, Severus." Er lehnte sich nun entspannt in seinem hohen Lehnstuhl zurück und beobachtete Snape genau. "Haben Ihre Nachforschung schon etwas erbracht bezüglich des Gegenstands, über den wir gesprochen hatten?"

Snape nickte. "Ich habe einige interessante Informationen erlangt, Direktor. Letzte Woche habe ich zufällig ein Gespräch zwischen dem Dunklen Lord und Augustus Rookwood mit angehört. Wie Sie wissen, arbeitet Rookwood in der Mysteriumsabteilung im Ministerium und bis zu jenem Gespräch war mir selbst nicht bewusst, dass er ein Todesser ist. Der Dunkle Lord beauftragte Rookwood, einen sehr wichtigen Gegenstand in der Mysteriumsabteilung im Ministerium zu verstecken und mit gewissen Flüchen und Bannen zu belegen. Anschließend konnte ich beobachten, wie der Dunkle Lord Rookwood diesen Gegenstand übergeben hat. Es war tatsächlich ein kleiner goldener Trinkpokal."

Albus hatte sich während Snapes Bericht interessiert vorgebeugt und legte nun die Fingerspitzen aneinander. "Das sind äußerst interessante Neuigkeiten. Vielen Dank, Severus. Vielleicht können Sie in der nächsten Zeit noch herausfinden, auf welche Art von Flüchen und Bannen Rookwood spezialisiert ist." Er erhob sich. "Aber nun sollten wir die beiden Versteinerten nicht mehr allzu lange warten lassen." Auch Snape erhob sich und zu zweit verließen sie das Büro.
Albus und Snape gingen zunächst hinab in die Kerkerräume in Snapes Büro. Der Trank hatte eine leuchtend giftgrüne Farbe und blubberte träge. Snape füllte zwei Flaschen davon ab und die beiden machten sich auf in den Krankenflügel. "Ich muss darauf bestehen, Severus", sagte Albus bevor sie den Krankenflügel betraten, "dass Sie mit keinem Wort einem Außenstehenden gegenüber erwähnen, wer die beiden Patienten sind."
"Natürlich, Direktor", bestätigte Snape knapp und sie traten durch die Tür und gingen in den hinteren abgeschlossenen Raum.

"Black!", knurrte Snape hasserfüllt, als er Sirius erblickte.
"Allerdings", bestätigte Albus lächelnd. "Bitte, Severus, vergessen Sie nicht, dass Sie beide auf derselben Seite stehen. Sie beide wollen, dass Lord Voldemort besiegt wird. Ich erwarte, dass Sie nicht versuchen, ihm zu schaden. Zumindest nicht, solange er in diesem bedauernswerten Zustand ist." Albus sah Snape streng über den Rand seiner Halbmondbrille an und Snape nickte knapp, wenn auch mit verächtlichem Blick zu Sirius.
"Ich bin überrascht, ihn hier zu sehen", bekannte Snape. "Den Informationen des Dunklen Lords zufolge versteckt er sich seit Wochen in seinem Haus und hat es zuletzt nicht verlassen."
"Da sieht man mal, dass auch Lord Voldemort sich irren kann", sagte Albus mit funkelnden Augen."Und es wäre nicht ratsam, ihn über diesen Irrtum aufzuklären." Snape nickte wieder und übergab die zwei Flaschen Wiederbelebungstrank Madam Pomfrey, die das Zimmer soeben betreten hatte.

Madam Pomfrey ging zunächst zu Sirius und träufelte etwas Trank in seinen Mund, der noch immer vor Schreck oder Anstrengung leicht geöffnet war. Danach wiederholte sie dasselbe bei Ron. Nach einigen Minuten waren die ersten langsamen Bewegungen zu erkennen, die aber noch äußerst steif und schwerfällig wirkten. Alle paar Minuten flößte Madam Pomfrey den beiden Patienten wieder etwas Trank ein.
Albus und Snape verließen nun wieder den Krankenflügel in zwei verschiedene Richtungen. Snape kehrte in seine Kerkerräume zurück und Albus begab sich wieder in sein Büro. Dort fand er schon Lily, James, Hermine, Remus, Ginny und Harry eifrig diskutierend vor. Thema der Diskussion war Snapes Bericht über den im Zaubereiministerium versteckten Horkrux.

"Wie ich sehe, seid ihr schon dabei, die Neuigkeit dieses Nachmittags zu diskutieren?", meinte Albus, als er das Büro betreten hatte. "Nun, zunächst einmal freue ich mich, euch mitteilen zu können, dass der Trank wirkt und Ron und Sirius in etwa zwei Stunden wieder voll beweglich und lebendig sein werden." Alle Anwesenden freuten sich über diese gute Nachricht.
"Weiterhin", fuhr Albus fort, "wissen wir nun von allen fünf Horkruxen, wo sie sich befinden. Einer hier in Hogwarts im Raum der verborgenen Dinge, einer in der Hütte von Voldemorts Großvater, einer im Haus der Blacks am Grimmauldplatz, einer im Haus der Malfoys, vermutlich im Geheimversteck unter dem Salon und der letzte in der Mysteriumsabteilung im Zaubereiministerium. Da Voldemort solche Dinge recht schnell erledigt haben will, gehe ich davon aus, dass Rookwood ihn dort schon versteckt hat."

Albus blickte ernst in die Runde und sprach weiter. "Ich denke auch, dass dieser letzte Horkrux das größte Hindernis darstellen dürfte. Wir wissen nicht genau, wo in der Mysteriumsabteilung er versteckt ist. Zudem ist uns auch nicht bekannt, welcher Art die Flüche sind, die den Horkrux beschützen. Vielleicht kann uns Severus in dieser Frage noch weiterhelfen, obwohl Rookwood darüber vermutlich absolutes Stillschweigen bewahrt."

Die anderen nickten zustimmend und nachdenklich. "Sobald Ron und Sirius wieder wach sind, sollten wir uns daran machen, die Horkruxe einen nach dem anderen aus ihren Verstecken zu holen und zu vernichten", erklärte Harry seine Überlegungen. "Wir sollten mit den einfachsten beginnen und diese vernichten, bevor wir uns dem Tagebuch und dem Trinkpokal zuwenden. Auch für den Fall, dass dann die Suche nach dem Trinkpokal misslingt, wären die anderen schon vernichtet und es wäre nur noch der eine."
Wieder folgte beifälliges Nicken. "Der erste und am einfachsten zu erlangende Horkrux ist wohl das Diadem im Raum der verborgenen Dinge", führt Hermine nun die Überlegung weiter. Sie vereinbarten, in der kommenden Nacht diesen Horkrux zu bergen.

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