Abendessen

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"Also, Harry? Wie sieht's aus?", fragte nun auch James. "Hast du es in die Quidditch-Mannschaft geschafft?" Hermine, Ron und Ginny brachen in Gelächter aus. Harry nickte nur. "Siehst du, Tatze? Du schuldest mir deinen Besen. das war der Einsatz." Er wandte sich wieder an Harry. "So, nun erzähl mal. Wann kamst du ins Team, auf welcher Position spielst du und warum lachen deine Freunde schon wieder?"
Harry tat ganz unschuldig. "Ach, sie sind einfach fröhliche Menschen; sie lachen gerne. Aber ja, ich bin im Quidditchteam. Ich würde euch gerne meine Erinnerung daran zeigen, aber ich kann es auch erzählen. Ich befand mich gerade zwei Wochen in Hogwarts. Wir hatten unsere erste Besenflugstunde, zuvor hatte ich noch nie auf einem Besen gesessen. Ein Mitschüler war bei einem Flug abgestürzt und hatte sich die Hand gebrochen. Madam Hooch, die Fluglehrerin, brachte ihn in den Krankenflügel und kündigte an, wer in ihrer Abwesenheit einen Besen besteigen würde, werde von Hogwarts verwiesen. Der verletzte Mitschüler hatte beim Sturz etwas verloren, was jetzt ein anderer Mitschüler, Draco Malfoy, jetzt aufhob."

"Draco Malfoy?", fragte jetzt Sirius. "Etwa der Sohn von Lucius und Narzissa?"
"Genau der", bestätigte Harry. Wir waren schon seit unserer ersten Begegnung im Hogwarts-Express verfeindet."
"Guter Junge!", freute sich Sirius. "Mit einem Malfoy sollte man sich nicht abgeben. Die bringen nur Ärger ein."
"So wie ein Black meinst du, oder?", fragte Harry grinsend.
"Genau!", bestätigte Sirius, nun ebenfalls grinsend. "Hab ich dir nicht Ärger eingebracht, Krone? Wie oft musstest du wegen mir nachsitzen?"
"Nicht öfter als du wegen meiner Ideen. Potters und Blacks ziehen Ärger halt magisch an."
Harry lachte schnaubend. "Das habe ich auch schon festgestellt! Nun, wie auch immer. Malfoy schnappte sich den Erinnermich und wollte ihn auf dem Schuldach verstecken. Er meinte, ich sei zu feige, ihm zu folgen. Bei meiner Ehre gepackt, schwang ich mich auf meinen Besen und flog zum ersten Mal. Es war toll. Schließlich ließ Malfoy den Erinnermich aus 20 Metern Höhe fallen. Ich schoss hinterher und konnte ihn einen halben Meter über dem Boden abfangen. Gerade als ich wieder gelandet war, kam McGonagall angelaufen. Ich glaube, ich habe ihren Mund danach nie wieder so schmal gesehen."

"Oh oh", brummte Sirius. "Das hört sich echt übel an. Ich nehme an, du musstest ein halbes Jahr lang nachsitzen?"
Harry schüttelte grinsend den Kopf und erzählte weiter. "Ich lief also wie ein geprügelter Hund hinter McGonagall her ins Schloss und rechnete mit dem Schlimmsten. Ich dachte, meine Hogwarts-Karriere sei vorbei, bevor sie angefangen hat. Sie öffnete ein Klassenzimmer und fragte den Lehrer dort, ob sie 'Wood' einen Moment ausleihen könne. Ich dachte erst, das sei ein Stück Holz, mit dem sie mich verprügeln wollte, doch Wood stellte sich als Schüler heraus. Ein Fünftklässler aus Gryffindor, seines Zeichens Kapitän des Quidditch-Teams. McGonagall erklärte nun Wood, sie habe in mir den neuen Sucher für die Gryffindor-Mannschaft gefunden."
"Du machst Witze!!!", riefen James und Sirius vollkommen perplex. "Sucher? Und das in deinem ersten Jahr? Das gab es nicht mehr seit ... seit ..."
"Seit einem Jahrhundert", ergänzte Ron grinsend.
James schaute zu Harry und seine Augen glühten vor Stolz. "Seitdem", ergänzte Ginny, "hat er nur in zwei Spielen den Schnatz nicht gefangen und da konnte er wirklich nichts für. Das erste Mal wurde er von Dementoren angegriffen und fiel ohnmächtig zu Boden und das zweite Mal hat ihm ein völlig unfähiger Hüter seiner eigenen Mannschaft einen Klatscher an den Kopf geschlagen. Auch da landete er mit Schädelbruch im Krankenflügel."

"Was haben Dementoren in Hogwarts zu suchen?", fragte Lily entsetzt.
Harry zögerte kurz. "Die haben nach einem Gefangenen gesucht, der aus Askaban ausgebrochen war. Das ist 'ne lange Geschichte, erzähl ich euch später", fügte er hinzu, als er sah, dass die Zuhörer weitere Fragen dazu stellen wollten.
"Und warum bei Merlins gekringeltem Zehennagel hat euer Hüter einen Schläger in der Hand?", fragte nun James, "Wurden die Quidditchregeln dermaßen geändert?"
Harry schüttelte den Kopf. "Nein, das nicht. Aber weil Ron, unser Stammhüter verletzt war, musste ich einen entsetzlich nervigen und besserwisserischen Kerl ins Team holen, der als Hüter ok war, aber ständig allen anderen zeigen wollte, was sie besser machen können. Dadurch hat er nicht nur einige Tore rein gelassen, sondern eben auch mir einen Klatscher an den Kopf geschlagen. Später hat er dann noch gemeint, ich hätte doch nicht direkt in die Flugbahn des Klatschers fliegen sollen. Ein ätzender Kerl!"
Ron und Ginny brummten zustimmend, während Hermine leicht rosa anlief und den Kopf senkte. "Was ist denn mit dir los?", fragte Lily verwirrt.
Ginny grinste. "Hermine ist einmal, um Ron eifersüchtig zu machen, mit diesem Kerl zu Slughorns Weihnachtsparty gegangen. Das war allerdings vor der Aktion mit dem Klatscher. Trotzdem hatte sie, glaube ich, nicht so viel Spaß an dem Abend." Hermine sandte Ginny Todesblicke zu und die anderen lachten.

Inzwischen hatte der Pizzateig genug geruht und sie verteilten ihn auf zwei Backblechen. Harry hatte überrascht festgestellt, dass Sirius Haus sowohl über einen Kühlschrank als auch über einen elektrischen Herd verfügte. Mangels Steckdosen hatte er sie allerdings so verzaubert, dass sie auch ohne Strom liefen. Sie bestrichen den Teig nun mit selbstgemachter Tomatensauce und belegten ihn anschließend mit allen möglichen Zutaten. Tomaten, Käse, Paprika, Schinken, Salami, Ananas, Champignons, noch mehr Käse und Schinken, Oliven und Thunfisch verteilten sich kreuz und quer über die zwei Bleche.
"Was soll das werden, Sirius?", fragte Lily auf einmal.
"Was denn? Ich mag es halt süß", erwiderte Sirius.
"Vergiss es, Black, du wirst keine Nutella auf die Pizza schmieren!" James, Remus, Harry und Ginny mühten sich nicht laut loszulachen. Hermine blickte mit angeekeltem Gesicht zu Sirius; Ron dagegen sah sehr interessiert aus.
"Warum denn nicht, Evans?", antwortete Sirius. "Du musst es ja nicht essen. Ich mag z.B. deine Oliven auch nicht."
"Na von mir aus", gab Lily etwas zickig nach, "aber wehe, deine blöde Nutella läuft auf mein Pizzastück rüber, dann kannst du was erleben!"

Nach einiger Zeit befand sich die Pizza im Backofen und der Tisch wurde gedeckt. Harry platzierte Teddy zwischen Remus und sich selbst. Lily saß zwischen Klein-Harry und Sirius. Schließlich war die Pizza fertig und alle sahen hungrig auf den brutzelnden Belag.
"Mhhh, das sieht aber lecker aus!", sagte Lily und schnappte sich das Stück, das von einer braunen Nutella-Schicht überzogen war. Überrascht starrten sie alle an.
"Aber das ist mein Stück!", jammerte Sirius. "Gib das her, du wolltest es doch nicht haben."
"Jetzt will ich es aber haben. Genau darauf hab ich gerade Appetit."
"Aber dann bleibt für mich ja nur das Stück mit den Oliven. Und die mag ich gar nicht."
"Tja, Pech gehabt, Sirius, wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Ist doch auch immer dein Motto."
Missmutig nahm sich Sirius das Stück, auf dem sich die Oliven häuften und versuchte, die Oliven zu entfernen. Anschließend lag nur blanker Pizzateig vor ihm. "Krone, irgendetwas stimmt mit deiner Frau nicht!", sagte Sirius grummelig. "Sonst ist sie doch nie so gemein." Auch James sah Lily irritiert an.
"Mir geht es gut", versicherte ihm Lily, "sogar sehr gut. Ich hab halt nur Hunger. Isst du den Thunfisch?", fragte sie, schnappte sich mit der Gabel zwei dicke Brocken Thunfisch von James' Stück und ließ sie, in Nutella getränkt, in ihrem Mund verschwinden.

Selbst Ron verzog angesichts dieser Kombination das Gesicht. "Was ist?", fragte Lily James, der sie mit offenem Mund anstarrte. "Ich hab halt Hunger! Darf ich nichts essen, weil ich eine Frau bin? Oder meinst du, ich werde zu fett?" Sie sprang auf und Tränen liefen ihr über das Gesicht. "Gib es zu, du findest, ich bin fett! Du hast wahrscheinlich schon längst eine andere! Da sind doch alle Männer gleich, Potter!", heulte sie.
"Was redest du da?", fragte James perplex. "Ich habe keine andere. Wie kommst du darauf? Ich hab unser Haus doch seit Monaten nicht verlassen!"
"Du gibst es also zu!", schrie Lily mit Tränen in den Augen. "Wenn du das Haus verlassen könntest, würdest du dir eine andere suchen!" Bevor James auch nur ein Wort sagen konnte, rannte sie aus dem Esszimmer.
"Wie ... WAS?!?", rief James und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. "Nein! Das hab ich nicht ... Nein! ... AHHRRG!!!"

Die anderen sahen ihr fassungslos hinterher. "Was ist nur mit ihr los?", fragte James verständnislos. "Das letzte Mal hat sie sich so aufgeführt als ... als ... oh Merlin!!!" Er sprang auf und lief ihr hinterher aus dem Zimmer. Einen Augenblick später hörte man ein Würgen und ein spritzendes Geräusch aus dem Badezimmer.
"Frauen!", raunte Ron und erhielt zustimmendes Nicken von den übrigen Männern.

Halloween Time TravelWhere stories live. Discover now