Abschied

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Nun war sie da, die letzte Woche bis zu ihrem Verschwinden. So sehr sie sich in den vergangenen Wochen mit anderen Dingen beschäftigt und abgelenkt hatten, um diese Tatsache zu verdrängen, so sehr wurden sie jetzt damit konfrontiert, wenn sie sahen, dass überall in den Straßen schon ausgeschnitzte Kürbisse für Halloween aufgestellt wurden. Es war unbestreitbar, ihr Jahr in der Vergangenheit war bald rum.


In diesem Jahr hatten sie so unglaublich viel erlebt: Sie hatten Harrys Eltern, auch Sirius und letztendlich auch Nevilles Eltern retten können, Harry hatte seine Eltern kennengelernt, sie waren in der Kammer des Schreckens gewesen und hatten Horkruxe gesucht und zerstört. Sie hatten um Hermines Eltern getrauert, gegen Voldemort gekämpft und ihn schließlich vernichten können. Sirius hatte Julia kennengelernt und daraus war mehr entstanden, als er zu träumen gewagt hatte. Sie waren nach Hogwarts gegangen und hatten dort ihren Abschluss gemacht. Sophie und Alex waren geboren worden und Klein-Hermine war Teil von Harrys Familie geworden.

Dennoch kam es Harry vor, als sei es erst gestern gewesen, dass er verwirrt und überrumpelt im Wohnzimmer seiner Eltern gelandet war, seinem Vater ins Gesicht geschaut und ihn vor Voldemort gewarnt hatte. Auch Harrys Eltern schien es so zu gehen. Jedes Mal, wenn er mit ihnen sprach, vernahm er leichte Wehmut in ihren Stimmen und ihren Blicken. Keiner sprach es aus, aber sie alle blickten Halloween in diesem Jahr mit Unbehagen entgegen.
Es war ein eigenartiges Gefühl. Noch immer verspürte Harry keine wahrhafte Angst, vor dem, was kommen würde. Vielmehr Neugier, Ungewissheit, aber auch Zuversicht, dass die Zukunft besser würde als seine Vergangenheit. So ungefähr musste sich Juri Gagarin gefühlt haben, als er als erster Mensch überhaupt in den Weltraum vorgestoßen war, ohne zu wissen, was ihn dort erwartete.

Auch die Kinder spürten die Unruhe, die die Bewohner der Löwenhöhle ergriffen hatte. Sophie und Alex wachten mehrmals pro Nacht auf und schrien, obwohl sie eigentlich seit Monaten schon die Nächte durchschliefen. Auch Klein-Harry und Klein-Hermine waren anhänglicher als sonst und hatten ein besonderes Bedürfnis nach Körperkontakt.
Auch wenn sie keine regelrechte Furcht vor dem Kommenden verspürten, versuchten Harry, Ron, Ginny und Hermine doch, die letzten Tage besonders intensiv zu erleben. Jeden Tag versuchten sie in sich aufzusaugen. Abschied nehmen war angesagt. Ein letzter Besuch in der Winkelgasse, ein letztes Quidditchspiel mit James, Sirius, Remus, Julia und Oliver, ein letzter Besuch im Fuchsbau. Ein letztes Mal besuchte Hermine das Grab ihrer Eltern im Garten des Hundezwingers.

Am Donnerstag, also drei Tage vor Halloween, unternahmen sie einen letzten Ausflug mit Julia, Sam und Oliver. Als sie sich zum Abschied umarmten, wollten sie sich gar nicht mehr loslassen. Auch der sonst niemals nah am Wasser gebauten Julia traten die Tränen in die Augen, als sie daran dachte, dass sie ihre liebgewonnen Freunde quasi für immer verabschiedete.

Harry und Ginny sowie Hermine und Ron wurde auch klar, dass es für sie für sehr lange Zeit die letzten Tage als Paar waren. Wenn sie als kleine Kinder weiterleben würden, würde es mindestens zwölf bis vierzehn Jahre dauern, bis sie wieder fest als Paar zusammen kommen würden. Daher nutzten sie die vorletzte Nacht vor Halloween, um sich gegenseitig ihre Liebe zu beweisen.
"Ich liebe dich, Ginny", flüsterte Harry, als sie beide abends im Bett lagen, Ginny mit dem Kopf auf Harrys Brust. "Weißt du, wovor ich am meisten Angst habe?"
"Wovor denn?", fragte Ginny.
"Davor, dass wir aus irgendeinem Grunde nicht zusammenkommen werden. Die Vorstellung, dass ich mein Leben ohne dich an meiner Seite verbringen müsste, macht mich wahnsinnig."

"Ich weiß, das macht mir auch Angst", erwiderte Ginny. "Ich liebe dich und ich will nicht ohne dich leben. Aber überleg doch mal, trotz wie vieler Schwierigkeiten wir zusammengekommen sind. Ich glaube, dass wir füreinander bestimmt sind und daher auf jeden Fall zusammenfinden werden. Vielleicht geben uns ja auch unsere Eltern zur richtigen Zeit einen Stoß."
Harry lachte. "Das würde Dad gefallen und Sirius auch. Seinen eigenen Sohn zu verkuppeln."
Auch Ginny fiel in das Lachen mit ein. "Ja, das glaube ich auch. Aber bevor es soweit ist", sagte Ginny und beugte sich über Harrys Gesicht, "sollten wir die Zeit ausnutzen, die wir noch haben." Sie küsste ihn leidenschaftlich und fuhr mit ihrer Hand unter sein T-Shirt, das er zum Schlafen trug.

Harry erwiderte den Kuss sofort und bald schon streifte Ginny ihrem Freund sein T-Shirt über den Kopf. Sie küsste an seinem Hals herab, knabberte an seinem Ohrläppchen und glitt weiter hinunter zur Brust. Harry erschauderte, als er ihren heißen Atem auf seiner Haut spürte und vergrub seine Hand in ihren Haaren.

Während er sie sanft küsste, schob er ihr Pyjamaoberteil nach oben, bis sie die Arme hob, damit er es ihr ausziehen konnte. Jeden Zentimeter ihrer Haut bedeckte er mit Küssen. Schließlich glitt er weiter nach unten, bis zu ihrem Bauchnabel.


Einige Zeit später lagen sie erschöpft, aber glücklich aufeinander; Ginny mit dem Kopf auf Harrys Brust und Harry mit der Nase in ihren duftenden Haaren vergraben, nicht wissend, dass Hermine und Ron zwei Zimmer weiter gerade ebenso befriedigt ineinander verschlungen einschliefen.

Der folgende Tag verging wie im Flug. Nur wenige Minuten nach dem Frühstück - so kam es Harry zumindest vor - setzten sie sich auch schon an den Kaffeetisch und kurz darauf auch schon zum Abendessen. Kreacher hatte sich an diesem Tag besonders ins Zeug gelegt - allen anderen war nicht nach Kochen zumute gewesen -, aber Harry und auch die anderen konnten keinen rechten Appetit für die raffinierte Speisenfolge entwickeln.

Nach dem Abendessen setzten sie sich alle miteinander ins Wohnzimmer, doch es wollte keine richtige Gesprächsatmosphäre entstehen. Eigentlich war das meiste auch schon dutzendfach gesagt worden und daher begaben sie sich rasch zu Bett. In dieser Nacht schlief keiner von ihnen gut, Harry wälzte sich häufig hin und her und Ginny neben ihm starrte reglos an die Decke.

Halloween Time TravelWhere stories live. Discover now