Bereit machen zum Kampf

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James war blass geworden. "Er hat Recht, Lily. Wir können hier nicht weg. Es gibt keinen Ausweg!"
Er zog und ruckelte an dem Seil, dass sich nach wie vor um seinen Oberkörper spannte. "Könntet ihr mir verdammt nochmal die Fesseln abnehmen?!"
"Oh, klar", sagte Hermine und eilte zu ihm. "Diffindo!" Die Fesseln fielen von James ab.
"Autsch!", rief er und hielt seinen linken Arm. "Du hast mir in den Arm geschnitten."
"Das macht sie gerne", warf Ron ein und erntete einen wütenden Blick seiner Freundin.
"Das war nur ein Mal, Ronald!"

"Ist gut jetzt", ging Harry dazwischen. Es gab wahrlich Wichtigeres. "Wir haben nur eine Möglichkeit: Wir müssen ihm entgegentreten! James, Lily, ihr seid ihm schon dreimal entgegengetreten und er hat euch nie besiegen können. Auch dieses Mal wird er das nicht schaffen! Zusammen werden wir ihn das Fürchten lehren!"

James sah Harry überrascht und skeptisch an. "Bei jedem unserer Aufeinandertreffen war Dumbledore dabei, der Voldemorts Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Und außerdem sind bei jedem der drei Treffen einige Freunde von uns gestorben."
"Hier sind wir sechs gegen einen!", sagte Hermine kämpferisch. "Damit wird er nicht rechnen. Vor allem nicht damit, dass diese sechs ihn alle zugleich angreifen. Und zum Thema sterben: Auch wir haben schon Freunde durch die Hand Voldemorts oder durch Todesser sterben sehen. Ich bin bereit zu sterben, wenn es erforderlich ist, um Voldemort abzuwehren und ihn zu vernichten." Harry, Ron und Ginny nickten, um Hermines Worte zu bekräftigen.

Ron erhob sich. Er konnte besser nachdenken, wenn er dabei auf und ab ging. Schließlich sah er Harry an und sprach seine Überlegung aus. "Wir brauchen auf jeden Fall einen Schlachtplan. Auch wenn wir in Überzahl sind, könnte er mit uns fertig werden, wenn wir uns nicht abstimmen."
Ginny unterbrach ihn. "Als erstes sollten wir Teddy und den kleinen Harry in Sicherheit bringen. Sie sollten nicht dabei sein, wenn Voldemort hier auftaucht. Schließlich ist es der kleine Harry, auf den er es abgesehen hat."

Sie wandte sich mit Teddy im Arm zu Lily um. "Wir sollten die beiden in das Kinderzimmer bringen." Teddy wachte durch die Bewegungen kurz auf und quietschte vergnügt, als er Lily sah. Seine hellbraunen Haare wurden mit einem Mal feuerrot, sodass sie Lilys Haaren glichen.
James wurde sofort wieder misstrauisch. "Was war das denn? Ich wusste doch, dass hier was nicht stimmt. Kein Kind kann einfach so sein Aussehen verändern. Das ist höhere Magie!"

Harry grinste leicht. "Er ist ein Metamorphmagus. Er kann seit seiner Geburt seine Haarfarbe ändern. Natürlich noch nicht bewusst, meist gleichen sich seine Haare an die der Person an, die er gerade sieht; zumindest, wenn er sie mag. Und Lily scheint er zu mögen."
Lily lächelte, als sie Teddy sah. Dann wandte sie sich an James. "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Mein Gefühl als Mutter sagt mir, dass dieses Kind tatsächlich nicht viel älter als ein halbes Jahr ist."
"Sieben Monate", warf Ginny ein.
"Und denk mal dran, was Sirius über seine Nichte erzählt hat", fuhr Lily fort. "Die konnte das auch schon als Baby."

Die vier erwachsenen Zeitreisenden wechselten einen schnellen Blick, sagten jedoch nichts. Dann wandte sich Lily an Ginny. "Du darfst ihm sein Misstrauen nicht übel nehmen. Er ist sehr besorgt um unsere Familie, insbesondere seitdem Voldemort hinter uns her ist."
"Kein Problem", antwortete Ginny, "ginge mir wahrscheinlich auch nicht anders."
"Apropos Voldemort", meldete sich jetzt Harry zu Wort, "beeilt euch bitte, ich weiß nicht, wie viel Zeit wir noch haben."
Daraufhin verschwanden Lily und Ginny mit Klein-Harry und Teddy auf dem Arm aus dem Zimmer.

Ron war die letzten Minuten in Gedanken versunken auf und ab gegangen, ohne darauf zu achten, was um ihn herum vor sich ging. Offenbar grübelte er fieberhaft nach einer Strategie. "Sag mal, Harry", wandte er sich an Selbigen, "damals auf dem Friedhof hat doch dein Zauberstab so komisch auf den von Voldemort reagiert. Dadurch konnte der dich nicht umbringen."
"Ja", antwortete Harry. Er erinnerte sich nur zu gut an die Ereignisse auf dem Friedhof.
"Ja nun", begann Ron erneut, "meinst du, das würde hier und jetzt auch schon funktionieren?"
Harry dachte kurz nach. "Ich denke schon. Dumbledore meinte, das liegt an den Zauberstäben und die sind ja auch hier die gleichen."
Hermine hatte den beiden mit offenem Mund zugehört. Jetzt hellte sich ihre Miene auf. "Ron! Du bist genial!", rief sie begeistert.
"Immer wieder gern", grinste Ron sie an.
"Das ist eine brillante Möglichkeit, damit wird Voldemort im Leben nicht rechnen!", meinte Hermine. "Und ihr wisst ja: Alles, was er nicht kennt oder was er sich nicht erklären kann, ängstigt ihn. Damit könnten wir ihn tatsächlich in die Flucht schlagen."

James blickte verwirrt zwischen den dreien hin und her. "Wovon redet ihr? Was soll sein", und er deutete auf Harry, "Zauberstab bitte machen? Und wie soll uns das gegen Voldemort helfen?"
Harry blockte ab. "Erklärungen folgen später, dazu haben wir jetzt keine Zeit. Du musst uns bitte einfach vertrauen. Hör auf deine Frau, wir wollen euch ganz bestimmt nicht schaden. Ich würde eher sterben, als zuzulassen, dass dir, Lily oder Harry etwas zustößt. Fürs erste müsst ihr nur wissen, dass..."
Er brach ab und presste seine Hand auf seine Narbe. Glühender Schmerz schoss durch sie hindurch

Er schloss die Augen und sah wie er in hochgewachsener Gestalt durch die Straßen von Godric's Hollow ging. Nur ganz am Rande bekam er mit, wie Lily und Ginny das Wohnzimmer wieder betraten. Er sah jetzt aus den Augen Voldemorts auf einen kleinen Jungen mit bemaltem Gesicht, der vor ihm angstvoll davonlief. Eine einfache Bewegung mit dem Zauberstab, ein grünes Licht und der Junge blieb reglos liegen.




In der Ferne hörte er seinen Namen. Jemand gab ihm eine Ohrfeige. Er schlug die Augen auf und setzte sich hin. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er zu Boden gesunken war. "Es ist soweit", keuchte er, "in ein paar Minuten ist er hier, er ist jetzt schon im Dorf."
"Woher willst du das wissen?", fragte James überrascht.
"Später", blockte Harry ab. "Vertraut mir bitte!" "Das sagt sich so leicht", fügte er in Gedanken hinzu. Für lange Erklärungen war jetzt aber wirklich keine Zeit.
Seine Narbe brannte immer noch, wahrscheinlich empfand Voldemort gerade große Vorfreude auf seine Morde, doch Harry konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt.
"Ich vertraue euch", sagte Lily mit fester Stimme. Sie sah James an, der immer noch skeptisch schaute. "Es wäre einfach unlogisch, dass sie uns vor Voldemort warnen, wenn sie auf seiner Seite wären. Auch zu zweit hätten wir gegen ihn keine Chance gehabt." Harry sah erleichtert, dass nun auch James' Misstrauen schwand.

"Hört zu, wir müssen uns positionieren", fing Ron an, seinen Plan zu erläutern. Als Stratege war er unschlagbar, das bewies er oft genug beim Zaubererschach. "Hermine, du stellst dich in die Tür zur Garderobe links von der Eingangstür. Ginny, dein Posten ist die Küchentür auf der rechten Seite. Ihr beide", er zeigte auf Lily und James, "ihr geht die Treppe rauf und positioniert euch hinter dem Treppengeländer. Ich selbst gehe zur Tür zum Wohnzimmer auf der linken Seite. Seht alle zu, dass ihr den Eingang und vor allem Harry im Blick habt, Voldemort euch aber nicht direkt sehen kann, wenn er reinkommt." Er blickte in der Runde umher. "Alles klar?"
"Wo geht er hin?", fragte James und deutete auf Harry. "Ich stelle mich direkt gegenüber des Eingangs auf, neben der Treppe. Er wird mich als Erstes sehen, wenn er rein kommt."

"Aber er wird dich sofort töten!", rief Lily entsetzt.
"Ich will doch hoffen, dass er das versucht", sagte Harry ernst. "Wenn er das versucht und ich mich dagegen verteidige, werden sich unsere Zauberstäbe verbinden und weder mein noch sein Fluch wird Erfolg haben. Wenn diese Verbindung erfolgt ist, gebe ich euch ein Zeichen und ihr bombardiert ihn mit allen Flüchen, die euch einfallen. Mit allen, außer dem Avada Kedavra, der ist nutzlos gegen ihn, da er zur Zeit unsterblich ist. Deckt ihn mit Flüchen ein, lasst ihn nicht zum Atmen kommen, bis er den Rückzug antritt." Harry blickte jeden seiner Mitkämpfer eindringlich an.
"Was meinst du damit, er sei zur Zeit unsterblich?", fragte Lily verblüfft.
"Das erkläre ich euch später", würgte Harry die Frage ab. Er schloss kurz die Augen. "Er ist jetzt nur noch wenige Sekunden vom Haus entfernt. Also nehmt jetzt die Positionen ein." Hektisch liefen jetzt Hermine und Ginny aus dem Wohnzimmer in den Eingangsbereich und auf ihre Positionen. Lily und James hasteten die Treppe hinauf. Harry stellte sich neben der Treppe auf und Ron blieb direkt hinter dem Durchgang zum Wohnzimmer, sodass er Harry genau im Blick hatte.

Angespannt wartete Harry auf das, was kommen würde. Er schloss noch einmal die Augen und sah, wie er als Voldemort das quietschende Gartentor aufdrückte. "Er kommt", rief er den anderen zu und machte sich bereit für den Kampf. Einen Augenblick später flog die Haustür krachend auf und er erblickte das Gesicht, das ihn seit Jahren in seinen Träumen verfolgte.

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